Müller: "Wer dreimal verliert, hat den Loser-Stempel"
Thomas Müller vom FC Bayern spricht über Final-Traumas, Mannschaften aus Glas, den deutschen Weg und seinen Wegbereiter Louis van Gaal.
Thomas Müller über...
...Brisanz im Endspiel: "Würze ist drin – und ich mag Würze. Deswegen finde ich es gut, dass es gegen Dortmund geht. Jeden Tag überschlagen sich die Meldungen. Man kann viel gewinnen, viel verlieren. Das gilt für beide Seiten. Ist doch schön, oder?"
...zwei verlorene Finals: "Es wird langsam Zeit, dass ich das Ding hole. Wenn man dreimal verliert, hat man einen Loser-Stempel drauf. Das will man nicht! Wenn man ein Finale verliert, bringt das einem nicht so viel, außer Kummer. Die Finals von 2012 und 2010 haben mit dem diesjährigen gar nichts am Hut. Das Finale dahoam wäre das schönste gewesen, aber nur, weil es hier in München war. Weil alle Fans Zugang hatten, nahe dran waren. In London werden nicht so viele Münchner dabei sein. Für uns Spieler geht’s einzig und allein darum, das Ding zu holen. Ob in München oder London, ist nicht wichtig. Und diese Saison scheinen wir ja auswärts stärker zu sein als zuhause. Von daher sind die Vorzeichen gut."
...Gedanken an Dortmund: "Wir haben noch ein Bundesliga-Spiel, im Kopf ist aber irgendwo schon das Finale, auch wenn wir nicht die ganze Zeit dran denken. Ich bereite mich jetzt erst mal geschmeidig auf das Liga-Spiel vor und dann geht der Fokus irgendwann auf Dortmund."
...Geheimnisse voreinander: "Heute ist mit der ganzen Video-Vorbereitung jede Mannschaft fast aus Glas."
...Druck: "Der Druck liegt immer bei uns, ausgenommen vielleicht beim Hinspiel gegen Barcelona. Das ist seit dem ersten Tag in der Jugend, seit ich bei Bayern bin, immer so. Das letzte Pflichtspielfinale gegen Dortmund haben wir gewonnen: den Supercup!"
...den deutschen Weg: "Es gibt viele talentierte junge Spieler, die in die Mannschaften der Liga geschossen sind. Man sieht jetzt, dass das vielleicht doch erfolgreicher ist, als auf ältere, arrivierte ausländische Spieler zu setzen. Der deutsche Fußball hat sich seit der niederschmetternden EM 2000 gewandelt. Das ist jetzt die Bestätigung. Wir sind auf einem guten Weg, haben aber am Ende oft gegen Spanien verloren. Man weiß nie, was passiert, wenn zwei Top-Mannschaften aufeinandertreffen."
...Jupp Heynckes: "Ich bewundere, wie extrem heiß er ist. Er hat von Anfang an den Eindruck gemacht, dass er höher hinaus will als letztes Jahr. Letztes Jahr waren wir dreimal Zweiter. Ich wusste also gleich, wo er hin will."
...Matthias Sammer: "Ich kann mich sehr gut in ihn hineinversetzen. Wenn man auf der Bank sitzt, ist man grundsätzlich emotional. Man kann nur auf das reagieren, was man sieht. Er ist immer heiß, ein Gewinner-Typ und vermittelt das auch. Er versucht an Dingen zu schrauben, die sonst keiner beachtet. Da geht’s ums Psychologische und um Feinheiten. Er ist ein Baustein, der auch zum Erfolg beiträgt."
...Louis van Gaal: "Er war sehr wichtig für mich und meine Karriere. Er hat mir den Startschuss gegeben. Bei ihm muss man sehr viel arbeiten, sehr viel verstehen. Man muss mit ihm irgendwo auf einer Ebene zu sein. Es gehört viel Mut dazu, einen 20-Jährigen ins kalte Wasser zu werfen und dafür einen anderen, der viel Ablöse gekostet hat, auf die Bank zu setzen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar."