Müller und Badstuber: Das verflixte zweite Jahr
MÜNCHEN - Thomas Müller merkt, er muss nun höheren Ansprüchen genügen. Er geht’s leicht an - sein Kumpel Badstuber könnte als Vorbild dienen
Für Klaudia und Gerhard Müller war es eine knifflige Aufgabe. Ihr Filius Thomas hatte am Montag 21. Geburtstag, am Abend kamen die Eltern zum Essen vorbei. „Mit einem Geschenk tun sie sich schwer“, sagte Müller junior und lachte, „aber das war früher auch schon so.“
Was soll man einem auch schenken, der sich im ersten Profijahr (beinahe) alle Wünsche erfüllt hat. Stammspieler beim FC Bayern, Meister, Pokalsieger, im Finale der Champions-League, Nationalspieler, Dritter und Torschützenkönig der WM in Südafrika. Mehr geht kaum.
Gerade in seinem zweiten Profijahr angekommen, erfährt Müller wie es ist, wenn einem Spiele ohne Tor vorgerechnet werden. Vier sind es, die beiden Länderspiele inklusive. Und schon kommen Fragen auf, ob er denn nicht mal eine Pause brauche? „Ich bin normal nicht der Typ dafür“, antwortet Müller, „für mich ist es immer besser, wenn es ständig weitergeht.“ Auch so erfolgreich? So unbeschwert? Viele Jungstars hatten nach einer starken ersten Saison Probleme – siehe Wiggerl Kögl, heute Müllers Berater. Andere Beispiele: Harald Cerny oder Paolo Guerrero. Das verflixte zweite Jahr.
„Ich bin nun in einer ganz anderen Situation, ich denke, dass ich mich weiterentwickelt habe“, sagt Müller, „ich habe nicht das Gefühl, dass es eine Last ist.“ Sein Berater hilft ihm. Kögl sieht „keine Krise, es sei eben „ganz normal, dass die Erwartungshaltung steige“. Auch die Werbeanfragen. „Vor der WM waren es drei bis vier“, erzählt Kögl der AZ, „jetzt sind es 20.“ Noch sei nichts zugesagt und unterschrieben. Die Deals mit der Supermarkt-Kette „Rewe“ und der Molkerei-Firma „Müller Milch“ sollen bereits eingetütet sein. Kögl: „Ich will den Aufwand zeitlich und logistisch so gering wie möglich für Thomas halten. Er soll sich aufs Kerngeschäft konzentrieren.“ Auf Fußball. Darauf, dass seine Leistung nicht abnimmt.
Ein Vorbild könnte ihm ein 20-Jähriger sein: Holger Badstuber. „Es wird in der neuen Saison sehr schwer, das zu erreichen, was wir geschafft haben“, sagte der Innenverteidiger. Er selbst hat sich bereits gesteigert. Die Trainer van Gaal und Löw ernannten ihn zur Stammkraft in der Innenverteidigung. Badstubers Motto: „Wer spielt, muss beweisen, dass er es verdient hat, zu spielen.“ Auch im zweiten Jahr.
Patrick Strasser