"Lange genug die Knochen hingehalten": FC-Bayern-Joker Müller trifft und grantelt

Trotz des Musiala-Ausfalls wird der Urbayer gegen Inter nur eingewechselt – und trifft. Zu Fragen nach seiner Zukunft reagiert er grantig. Denkt Trainer Kompany nun fürs Rückspiel womöglich um?
Patrick Strasser |
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Die Müllersche Siegerfaust: So kennt man den 35-Jährigen beim FC Bayern, immer optimistisch - und vor allem meistens auch erfolgreich.
Die Müllersche Siegerfaust: So kennt man den 35-Jährigen beim FC Bayern, immer optimistisch - und vor allem meistens auch erfolgreich. © IMAGO/Revierfoto

München - Ein Tor, fünf Mal MÜ-LL-ER. Stadionsprecher Stephan Lehmann kostete den Moment des Abends aus, rief in der 85. Minute nicht wie üblich drei Mal, nicht vier Mal, sondern fünf Mal ins Mikrofon: "THO-MAS..." Und erntete ein immer noch lauteres MÜ-LL-ER.

Sein Moment am Dienstag, diese Eruption der Emotionen in der Allianz Arena nach dem 1:1-Ausgleich gegen Inter Mailand, muss nicht Müllers 57. und letztes Champions-League-Tor in seinem 162. Einsatz gewesen sein. Auch nicht sein letztes Europacup-Heimspiel. Trotz des 1:2-Endstands.

Ein Tor, wie es eben nur ein Thomas Müller schießen kann: Der 35-Jährige drückt mit seiner besonderen Athletik und gleichzeitigen Ungelenkigkeit den Ball zum zwischenzeitlichen 1:1 über die Linie. Vor allem aber steht der Raumdeuter in diesem Moment mal wieder goldrichtig.
Ein Tor, wie es eben nur ein Thomas Müller schießen kann: Der 35-Jährige drückt mit seiner besonderen Athletik und gleichzeitigen Ungelenkigkeit den Ball zum zwischenzeitlichen 1:1 über die Linie. Vor allem aber steht der Raumdeuter in diesem Moment mal wieder goldrichtig. © IMAGO/MIS

Müller faucht Reporter an: "Bin hier nicht auf einer Farewell-Tour"

Angefressen unterbricht der Routinier den Reporter von Prime Video im TV-Interview nach dem Spiel, als es um ihn selbst geht: "Habe ich mein Abschiedsspiel oder haben wir ein Viertelfinal-Hinspiel? Ich möchte mich über das Spiel unterhalten." Pause. Dann schiebt der 35-Jährige nach: "Ich bin hier nicht auf einer Farewell-Tour (deutsch: Abschiedstournee, d. Red.). Ich bin grad Sportler." Und wer weiß, wie lange noch? Sein Ende bei Bayern nach der Klub-WM in den USA im Juni/Juli muss ja nicht sein Karriereende sein.

Müller nannte die Diskussionen um den Einjahresvertrag, der ihm von den Bayern-Bossen verwehrt wurde, bescheiden einen "Nebenkriegsschauplatz". Jan-Christian Dreesen, der Vorstandschef, erklärte zu den Gründen: "Es war keine Frage des Pakets, es war eine Frage der sportlichen Entscheidung. Deswegen war es keine Frage des Geldes." Nun ja, die einen sagen so, die anderen so.

Gegen Inter: Mit Müller kommt frischer Schwung ins Bayern-Spiel

Ob Müller überrascht gewesen sei von der Wucht der Reaktionen aus allen Richtungen, von den Fans und den Medien, nach der Bekanntgabe der Entscheidung am Samstag? "Nein, nicht überrascht", entgegnete Müller und ordnete – auch mal wohltuend unbescheiden – ein: "Ich bin Rekordspieler, 700 Spiele, in der Champions League 170-weiß-ich-nicht-was. Wenn man da mal nicht ein bisserl auf den Putz hauen kann! Dafür habe ich lange genug die Knochen hingehalten." Er lächelte. Das Echo war auch eine Genugtuung.

Rein sportlich brachte seine Einwechslung in der 74. Minute neuen Schwung, neue Energie. Übertragen von Müller auf die Ränge und die Mitspieler. Ob diese elektrisch aufgeladene Spannung bei einem Einsatz von Beginn bei Inter einen Kurzschluss verursacht hätte? Nicht zu beweisen. 90 Minuten am Anschlag hat Müller lange nicht aufdrehen dürfen. Aber: Auch er wird nicht jünger. Wie er den Ball reindrückte, elastisch und ungelenk zugleich, war dennoch typisch Müller. Sein drittes Tor schon in der Champions League in dieser Saison zeigt: So viele gelangen ihm in den beiden vergangenen zwei Spielzeiten nicht – jeweils nur eins. Insgesamt kommt er nun in 744 Spielen auf 248 Tore und 273 Vorlagen. Märchenhaft.

Müller steht vor seinem letzten Clásico gegen Borussia Dortmund

Doch wie endet Müllers Story? Mit einem Happy End? Dazu braucht es kommenden Mittwoch in Mailand ein Weiterkommen. "Das war erst die erste Halbzeit, es steht 2:1 für Inter. Es ist nur ein Tor Unterschied, das ist im Fußball gar nichts, eine Aktion. Wir lassen uns davon nicht unterkriegen", sagt Müller, der ewige Antreiber, und betont: "Wir bleiben zusammen und kriegen das hin. Volle Kraft voraus!" Mit Müller im Giuseppe-Meazza-Stadion in der Startelf?

"Thomas gibt immer Energie. Er weiß, wo er im Strafraum stehen muss. Er weiß, wie er Spieler mitreißen kann, er weiß, wo das Tor steht", sagte Konrad Laimer, der Vorbereiter des Ausgleichs. Was macht Vincent Kompany? Bringt er wieder Raphael Guerreiro, eher im Niedrigstrom-Modus unterwegs, auf der Zehn? Oder Serge Gnabry auf dem linken Flügel und zieht Leroy Sané in die Mitte? Der Trainer weiß natürlich um das besondere Etwas von Müller, sagte: "Thomas hat das Gefühl, in engen Räumen immer was zu machen. Das war so ein Spiel. Ich hoffe, dass es noch oft passiert."

Am Samstag – und das ist definitiv so – bestreitet Müller seinen letzten Clásico gegen Borussia Dortmund. "Die Situation ist kitzelig, die Meisterschaft noch nicht entschieden", meinte er, "wir brauchen jeden Punkt, also ist da Druck drauf."

Wenn sich damit einer auskennt, dann… Genau.

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6 Kommentare
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  • d.peter am 09.04.2025 15:38 Uhr / Bewertung:

    Laut Dreesen war es bei Müller keine Frage des Geldes,sondern eine überlegte Sportliche Entscheidung??Dann sollte Dreesen aber schleunigst seiner Inkompetenz Genüge tun,und sofort sein Amt zur Verfügung stellen.EIN Müller ist noch immer wichtiger in der Mannschaft als 5 Gnabry´s,Sane´s, und noch einige andere Schwächlinge.Müller war nie jemand der mit Ballkunst etwas besonderes zeigen konnte,doch hat er den Instinkt Bälle auszurechnen und damit meist etwas gefährliches einzuleiten,oder anderen den Weg freizuhalten,was man bei den vielen Mitläufern bei Bayern nicht sagen kann.Kompany sei auch gut beraten sich endlich objektiv zu verhalten,und jene spielen zu lassen die den Verein helfen,aber nicht Schaden zufügen !

  • allalin am 09.04.2025 17:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von d.peter

    Kompany war schon Anfangs Saison in Konter gelaufen. Das hat sich wieder bestätigt. Zu offensiv bei zu geringer Geschwindigkeit der Verteidigung. Die Balance bei Inter klar besser. 200 Mio für Verteidiger und sowas. Vom Torhüter ganz zu schweigen.
    Sinnlos 4 Minuten vor Schluss noch etwas hinzuwürgen

  • Olly66 am 10.04.2025 18:56 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von allalin

    Kompany war in Konter gelaufen, soso...
    Hat der links oder rechts gespielt?

    Olise fällt aus beim Pressing (schon gegen Union) ; Laimer und Boey lassen die rechte Flanke offen wie ein Scheunentor.

    In Konter laufen immer noch die Spieler.

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