"Müller kann eine Epoche prägen"

Thomas Müller ist einer der größten Gewinner des Bayern-Trainingslagers. Er bekommt Sonderlob von Trainer Jupp Heynckes  – und hat seinen Platz sicher.
von  Florian Bogner/Patrick Strasser

Thomas Müller ist einer der größten Gewinner des Trainingslagers des FC Bayern. Er bekommt Sonderlob von Trainer Jupp Heynckes – und hat seinen Platz sicher.

München - Herrmann "Tiger" Gerland misst die Intensität einer Trainingseinheit des FC Bayern gerne an einer Person ab. "Der Tiger sagt immer: Solange der Müller noch quatscht, ist das Training noch nicht hart genug", scherzte Thomas Müller in Doha, auf die harten Tage in der Wüstensonne angesprochen.

Kiebitze am Trainingsgelände haben die verbalen Einlagen des Nationalspielers längst lieben gelernt. Wenn der Nationalspieler das Tor verfehlt, schreit er schon mal: "Müller, du Blinder!" Oder zuletzt, als einem Fan ein Querschläger um die Ohren pfiff: "Augen auf am Strand!"

Bei den Tests in Basel (Sa., 16.30 Uhr) und Unterhaching (So., 18.15 Uhr/Sport1) sammelt Bayern-Trainer Jupp Heynckes am Wochenende letzte Praxis-Erkenntnisse für den Rückrundenstart in einer Woche. Müller muss sich dabei wenig Sorgen machen, gegen Fürth nicht zum ersten Aufgebot zu gehören.

Im Trainingslager war er einer der großen Gewinner. "Er ist ein Sympathieträger, spielt immer noch unbedarft und unorthodox, aber dennoch effizient. Für mich kann er eine Epoche in München prägen", sagte Jupp Heynckes. Mit einer Ära hat man bei Bayern zuletzt eher Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm verbunden. Aber Müller? "Er ist ein Super-Junge, ein Klasse-Spieler", lobte Heynckes.

Es ist vor allem diese gewisse Lockerheit, die den 23-Jährigen zum Liebling der Massen macht. Müller ist autentisch, ehrlich und schlitzohrig zugleich. Seine Interviews nach Bayern- oder Länderspielen sieht sich von Berchtesgaden bis Kiel jeder gerne an. Müller wirkt – weil er eben nicht nur quatscht.

Statistiken lügen nicht. Neun Tore hat Müller in der Hinrunde erzielt, genauso viele wie der beste Stoßstürmer, wie Mario Mandzukic. Zehn Torvorlagen sind dagegen ligaweit unerreicht, die Scorerliste führt er vor Leverkusens Stefan Kießling (12+5) an. Heynckes lässt über Müllers Leistungen deshalb keine zwei Meinungen zu: "Für mich war seine Vorrunde Weltklasse", sagte der 67-Jährige.

Balsam auf Müllers Seele, der in der Rückrunde der Saison 11/12 ins Grübeln gekommen war, weil Heynckes ihn ab und an auf die Bank beordert hatte. Und jetzt? "Thomas spielt wieder so, wie er 2010 gespielt hat. Er ist wieder agiler, wacher, hat Spaß. Unermüdlich ist er sowieso immer", sagte Heynckes.

Dass Arjen Robben nun wieder zurück ist, muss Müller nicht stören. Das Trio Müller-Kroos-Ribéry hat in der Hinrunde derart geglänzt, dass dem Niederländer erstmal nur der Bankplatz bleibt. Robben, bis April noch Elfmeterschütze Nummer eins, hat auch diese Rolle an Müller abgeben müssen.

Robben ließ zuletzt auch eher leise Töne hören. "Es ist ganz wichtig, dass ich einen Anlauf habe, um wieder langsam reinzukommen", sagte der Müller-Konkurrent.

Und Müller? "Klar ist: Jeder, der bei uns nicht spielt, ist sauer", sagte der. Müller kann aber auch gönnerhaft. Mit der Robben-Rückkehr müssten alle, die bei Bayern vorne spielen, ihr "Ego etwas zurückstellen", meinte er. "Wir müssen einfach kapieren, dass der Mannschaftserfolg über allem steht." Er selbst hat’s kapiert. Auch wenn er gerne quatscht.

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