Müller jagt Kahn: Was die Rekordsieger des FC Bayern sonst noch gemeinsam haben
München/Köln - Was haben Thomas Müller und Oliver Kahn auf den ersten Blick gemeinsam? Nicht allzu viel, könnte man meinen. Hier Radio Müller, der Oberbayer vom Ammersee, ständig auf Sendung, meist bester Laune. Hier ein Spruch, dort ein Wortwitz. Der Karl Valentin in Stollenschuhen.
Und dort Oliver Kahn. Kleiner Scherz. Denn wer Kahn, den Vorstand des FC Bayern, kennt, der weiß, wie viel Selbstironie und Humor der gebürtige Karlsruher besitzt. Außerhalb des Platzes war der einstige Torhüter eher ruhig, kapselte sich oft von der Mannschaft ab. Wenn die Kollegen vorne im Bus Schafkopf gespielt haben, "saß ich hinten und habe 'Börse Online' gelesen. Das war irgendwie meine Form der Entspannung vor einem Spiel", erzählte der heute 51-Jährige einmal.
Für Müller ist Schafkopf eine Passion. Er ist Spezialist. "Obwohl ich ein Ramsch-Liebhaber bin, spiele ich selten mit Ramsch. Die meisten Mitspieler sind keine Ramsch-Fans. Und so ein Ramsch kann natürlich auch teuer werden." Noch Fragen? Er lacht. Weil der 31-Jährige weiß: Für diese Variante braucht man – genau: Eier.

Da denkt man an Kahns legendären Spruch. Was sie sehr wohl vereint: Sie haben eine Ära geprägt, beziehungsweise sind mittendrin. Kahn gewann als Kapitän die Champions League 2001, wurde zum Titan im Tor. Und Müller hat in seinen elf Profi-Jahren zwei Mal das Triple geholt, insgesamt 27 Titel (Deutschlandrekord!) gewonnen – Fortsetzung folgt: Er verlängerte seinen Vertrag bis 2023. Zusammen standen sie höchstens auf dem Golfplatz.
Müller und Kahn verpassten sich damals
"Auf dem Fußballfeld habe ich ihn leider verpasst", sagt Müller, "wir haben uns 2008 ja die Klinke in die Hand gegeben." Kahn hörte damals nach 14 Jahren bei Bayern auf, Müller legte los. Seit Jahresbeginn ist Kahn einer seiner Bosse. "Grundsätzlich wirkt er sehr bedacht", analysierte Müller - und Müller analysiert alles und jeden: "Er macht einen zielstrebigen, aber entspannten Eindruck."
2020 hat Bayern fünf Titel gewonnen, allesamt innerhalb Kahns zweiter Ära in München, der als Funktionär. "Man muss eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", meinte Kahn und lachte laut. Kahn kann sehr laut und herzhaft lachen. Noch 'ne Parallele zu Müller.

"Weiter, immer weiter!" dieser Spruch von Kahn wurde zur zweiten Klub-DNA nach "Mia san mia". Müller lebt auch dieses Dogma, als wäre er der kickende Markenbotschafter und Außenminister. Ist er das nicht schon? "Durch seine Erfolge mit dem FC Bayern und mit der Nationalmannschaft ist Thomas auf der ganzen Welt bekannt", analysierte Kahn, und das macht er gerne auf staatsmännische Art und Weise.
Sowohl Kahn als auch Müller brennen für den FC Bayern
Ende 2021 löst Kahn Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef ab, womöglich lässt er dann Müller ein Praktikum bei sich machen. Denn: "Mit seiner Leichtigkeit transportiert Thomas vieles von dem in die Welt hinaus, für das der FC Bayern steht und stehen möchte."
Im Sommer 2023 wäre Müller dann knapp 20 Jahre in seinem Herzensverein, der für ihn "mehr als ein Arbeitgeber" ist, nämlich eine "Leidenschaft". Aus diesem Grund ist Kahn in neuer Rolle zurückgekehrt. Und Müller brennt immer noch auf jedes Spiel, auf jede Trophäe. Heiß wie ein Titan.

Stößt Müller Kahn gegen Köln vom Sieger-Gipfel?
Am Samstag fügen sich beide Karrieren zusammen, Müller erreicht in einer speziellen Statistik Kahn, der bisher einsam auf dem Gipfel hockt als: Bundesliga-Rekordsieger beim Rekordmeister.
Wenn die Bayern bei dem diese Saison noch sieglosen Abstiegskandidaten FC Köln (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) gewinnen, darf Müller seinen 260. Erfolg in der Liga feiern. Und stünde dann auf einer Stufe mit Kahn, der dafür 429 Einsätze (inklusive seiner Zeit beim KSC hat er 557 Spiele auf dem Buckel) benötigte. Müller steht vor dem Wochenende bei 356 Bundesliga-Partien. Um den Liga-Rekord von Kahn (zu den 260 Siegen mit den Bayern kommen noch 50 mit dem KSC; Fun-Fact am Rande: Bei 128 Versuchen!) zu egalisieren, muss Müller also noch weitere 50 Mal gewinnen. Bis 2023 locker machbar. Oder wie heißt's beim Schafkopf: sticht.