Müller: "Ich bin ein guter Schauspieler"
München - In einem Interview mit dem Magazin "Playboy" (August-Ausgabe) spricht Bayerns Mittelfeldspieler Thomas Müller über:
Marketing/Werbung:
„Ich hoffe, dass es zu meiner Zeit nicht mehr so weit kommen wird, dass der Kameramann in der Halbzeit in der Kabine drinsteht. Wenn du beim DFB-Pokalfinale drei Minuten zu spät aus der Kabine gehst, steht der Mann vom Fernsehen schon da und macht Druck: Jetzt aber schnell, wir müssen, das Fernsehen wartet. Oder andersrum: Wir müssen noch drei Minuten warten, bis die Werbung durchgelaufen ist. Das regt mich auf, auch wenn ich indirekt natürlich davon profitiere. Es soll schon noch um den Sport gehen. Wenn es nur noch Theater ist, dann können wir auch Wrestling machen.“
seine Heimat Pähl:
„Bis 18 habe ich in Pähl gewohnt. Sehr schöner Ort, natürlich ländlich geprägt, aber alles da, was man braucht. Ich habe mich super wohlgefühlt. Und das Schöne ist, wenn ich heimkomme, dann gibt es ganz normale Gespräche, und es dreht sich nicht alles um den Triple-Sieger. Das sind keine Fans, die irgendwas wollen, sondern Freunde, Nachbarn, Bekannte. Ich kenne die alle. Was ich gut finde am Land ist der Zusammenhalt. Wenn man den Nachbarn per du kennt und nicht, wenn in der Wohnung nebenan jemand gestorben ist, und vier Wochen später merkt man es erst. Ich weiß jetzt nicht, ob das was mit dem Land zu tun hat, aber ich kenne jetzt nicht viele, die bei mir im Dorf geschieden sind.“
Bauerntheater:
„Das könnte ich auf jeden Fall. Ich bin ein guter Schauspieler. Ohne einen eigenen Witz macht das Leben keinen Spaß. So viel steht fest. Man soll nicht alles so ernst nehmen, das ist ein bisserl meine Devise. Natürlich muss man in gewissen Situationen auch seriös sein, aber eine stilsichere Lockerheit schadet nicht. Das Verbissene hilft nicht, dann machst du dir zu viele Gedanken.“
Humor:
„Es ist jammerschade, dass der Rest von Deutschland oft nicht versteht, wie lustig das ist, was der Polt macht. Da geht ihnen kulturell viel verloren. Das Gleiche gilt natürlich für Rosis (Regisseur Marcus H. Rosenmüller, d.Red.) Filme.“
Sprüche:
„Ich war schon immer frech, und das bleibt auch so. Auch in der Schule habe ich ständig den Mund offen gehabt. Die Lehrer haben gesagt: „Thomas, melde dich“, weil ich immer reingeplappert habe. Schulisch war ich nicht der ganz große Held, aber bei dem Lernaufwand soll mir das mal einer nachmachen.“
sein Lausbub-Image:
„Der Lausbub, das stimmt schon. Den will ich mir auch bewahren. Ich bin auch irgendwie ein Zocker – nicht im Casino, wo ich das ganze Geld verjuble –, sondern ich gehe gern ein Risiko ein. Ich bin Offensivspieler, auf dem Feld versuche ich Sachen, die vielleicht gar nicht gehen können, und wenn es doch funktioniert, ist es genial. Als Verteidiger ginge das nicht. Ich red schon gern dumm daher, und manchmal hört es sich vielleicht superschlau an.“
Zukunft bei Bayern:
„Ich bin aber nicht naiv, ich weiß, wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, ich mache also keine Treuebekenntnisse, die ich dann nicht halten kann. Wenn es nach mir ginge, würde ich gern lange beim FC Bayern spielen, denn das würde heißen, dass ich sehr lange auf sehr hohem Niveau unterwegs bin. Solange ich spiele, gibt es keinen Grund, die Bayern zu verlassen. Sitze ich auf der Tribüne, sieht das schon anders aus.“
seine frühe Heirat:
„Ich kenne auch keinen, der so früh geheiratet hat. Ich weiß auch nicht, warum ich damals geheiratet habe. Ich hatte das Gefühl, das passt. Meine Ehe hat sportlich meinen Erfolg nicht behindert, und auch privat geht’s mir super. Im Nachhinein weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich habe nicht gedacht, ich bin mir sicher, mit der Frau werde ich 80. Das kannst du nicht planen. Wenn zu Hause alles in Ordnung ist, hast du einen Anker in dieser Trubelwelt. Es liegt ja auch an meinem Beruf. Wäre ich Student gewesen, hätten wir nicht heiraten können, weil wir uns gar keine gemeinsame Wohnung hätten leisten können.“
den Traum vom Studentenleben:
„Die Schule ist bei mir immer nur nebenher gelaufen. Ich würde gern mal für einen Monat ein Studentenleben führen. Mein Leben ist doch sehr einfach gestrickt. Von 365 Tagen bin ich zahllose Nächte im Hotel. Ich komme in viele tolle Städte, aber ich sehe nur das Hotelzimmer. Wir machen ja kein Sightseeing oder so was. Mailand, Madrid, Barcelona, Hotel, Fußballplatz.“
sein Profileben:
„Ich weiß, wie privilegiert mein Leben ist. Aber es ist nicht so, dass wir nur zweimal die Woche Fußball spielen, und ansonsten bereisen wir die Welt. Der Alltag besteht viel aus Busfahren, Fliegen, Reisestress. Ich bin nicht der Typ, der nach der Schule eine Weltreise gemacht hätte, der mit dem Rucksack auf Bali durch den Dschungel marschiert. Ich hätte mich einfach an der Uni angemeldet und geschaut, wann ich genommen werde. Ich hatte Wirtschaft und Recht im Abi, aber Jura hätte ich wohl nicht studiert. Zu steif! Ich kenne das normale Studentenleben natürlich nicht, wenn du dich am Donnerstag auf d’ Nacht mit deinen Kumpels verhockst und du trotzdem bis vier bleibst und am nächsten Tag in die Uni gehst.“