Müller, der Tor-Zauberer: Jetzt steigt er zum Chef auf

Bayerns Jungstar (21) widerspricht nach seinem sagenhaft eleganten Treffer gegen Rom allen Kritikern – und verzückt van Gaal: „Thomas hat Leidenschaft. Das ist es, was ich an ihm liebe“
von  Abendzeitung
Torschütze Thomas Müller
Torschütze Thomas Müller © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - Bayerns Jungstar (21) widerspricht nach seinem sagenhaft eleganten Treffer gegen Rom allen Kritikern – und verzückt van Gaal: „Thomas hat Leidenschaft. Das ist es, was ich an ihm liebe“

Gerade 21 ist Thomas Müller geworden letzten Montag, doch sein Auftreten ist das eines abgezockten Routiniers. Obwohl er zum wiederholten Mal eine 100-Prozent-Chance vergeben hatte beim 2:0 gegen den AS Rom am Mittwoch, in der 56. Minute an Roma-Keeper Julia Sergio gescheitert war, wagte Müller, der Shooting-Star der letzten Saison, 23 Minuten später so einen Kunstschuss: Von der rechten Strafraumgrenze schlenzte er den Ball mit dem Außenrist an den Innenpfosten und ins Netz. 1:0, der Bann war gebrochen, die Bayern auf der Siegesstraße.

Fast noch cooler präsentierte sich der Youngster nur wenige Minuten nach dem Abpfiff im TV-Studio. Demonstrierte Selbstbewusstsein pur. „Wenn jemand meint, ich stecke in der Krise, soll er das ruhig weiter denken“, sagte Müller bei „Sky“. Keine Frage, dass er selbst anderer Meinung ist. „Okay“, so Müller, „ich habe inklusive der Länderspiele in vier Partien nicht mehr getroffen, aber das macht mich wirklich nicht fertig.“ Also wählte er die Risiko-Variante beim Torschuss: „Ich hab’ mir gedacht, ich versuch’s mal. Wenn der Erste nicht klappt, muss der Zweite drin sein.“

Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer attestierte Müller „das Glück des Tüchtigen“. Trainer Louis van Gaal referierte: „Das Tor von Müller war auch ein bisschen Glück.“ Dachte kurz nach – und korrigierte sich: „Er macht das im Training öfter, vielleicht ist das doch kein Glück.“ Van Gaal schwärmte: „Wir können immer ein Tor von ihm erwarten. Er hat Leidenschaft. Das ist es, was ich an ihm liebe. Deshalb spielt er immer.“

Solange er will. Denn nach dem Tor signalisierte er, dass er raus will. Und van Gaal entsprach dem Wunsch gleich – und erklärte später. „Das war so abgesprochen. Wenn seine Kraft nachlässt, geht er raus. Da ist er der Chef, da bin ich nicht mehr der Chef.“

Denn die WM und die mangelnde Fitness wegen der kurzen Vorbereitung stecken dem Jungstar schon noch in den Knochen, wie er ehrlich zugab. „Klar, dass ich nach der WM noch nicht bei hundert Prozent bin“, sagte Müller. „Da schaut man dann schon mal auf die Uhr – und denkt: Mist, noch eine halbe Stunde! Aber da musst du den Schalter einfach umlegen und durch.“

Oder dem Trainer einfach Bescheid geben: Der Chef will raus. F.M., ps

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