Müller behält sein Trikot – noch 40 Jahre lang
Ordentliches Debüt des Bayern-Talents. Bundestrainer Jogi Löw lobt ihn: „Er hat das Potenzial“. Müller machte nicht viel Aufhebens um sein erstes Länderspiel: „Ich bin zwiegespalten, schließlich haben wir verloren“.
MÜNCHEN Dass Diego Maradona beinahe die Pressekonferenz verlassen hätte, weil er nicht erkannt hatte, dass dieser schmächtige Junge, der plötzlich neben ihm auf dem Podium stand, ein Spieler der deutschen Nationalmannschaft war? Thomas Müller lächelte souverän darüber hinweg. Eine peinliche Situation, ja, aber keine, die ihn aus der Ruhe bringen könnte.
Wobei man sich langsam fragen muss, was Müller überhaupt aus der Ruhe bringen kann. Bei seinem ersten Länderspiel jedenfalls präsentierte er sich so, wie man ihn auch von den Bayern kennt. Unerschrocken, frech und unverschämt cool. 67 Minuten lang durfte er beim 0:1 gegen Argentinien in der DFB-Elf debütieren. Müller blieb im Spiel vielleicht etwas zu unauffällig, aber das lag mehr an der allgemeinen Trägheit im deutschen Spiel. Alles in allem war es ein ordentliches Debüt. Eines, das Bundestrainer Joachim Löw Lust auf mehr gemacht hat. „Ich glaube schon, dass Müller das Potenzial hat, auf Dauer rechts zu spielen“, sagte er. Das bedeutet für Müller noch keine Stammplatzgarantie, weit entfernt davon dürfte er aber nicht sein.
Schließlich ist auch Löw natürlich nicht entgangen, dass dieser 33. Debütant in seiner Zeit als Nationaltrainer eine angeborene Coolness besitzt, um die man ihn nur beneiden kann. Löw: „Bei Thomas Müller hatte ich nicht das Gefühl, dass er nervös ist.“
Auch Müller machte nicht viel Aufhebens um sein erstes Länderspiel. „Ich bin zwiegespalten, schließlich haben wir verloren“, sagte er, „aber ich freue mich, dass ich dabeisein durfte. Ich bin jetzt genauso heiß auf die WM wie vorher auch schon.“ Eine kleine Extravaganz leistete sich Müller aber dann doch noch. Auf den Trikottausch mit den Argentiniern verzichtete er – aus gutem Grund: „Das Trikot behalte ich für mich, das gebe ich nicht her. Vielleicht mal in 40 Jahren“, meinte er. Filippo Cataldo