Monster-Quote! FC-Bayern-Star Kane verrät sein Elfer-Geheimnis: "Ich habe meine Vorgehensweise etwas geändert"

München - Es ist ein Ritual, sein Ritual. Ein immer gleicher, tausendfach geübter Ablauf. Tritt Harry Kane zu einem Elfmeter an, startet er stets von der genau gleichen Position. Und atmet bewusst ein und aus, exakt drei Mal. Voller Fokus mit dem ganzen Körper.
Die Schritte, die Schrittlänge - alles einstudiert. Der Brite fixiert erst den Torwart, steht dabei aufrecht. Nach Teil drei der Atemübung legt er los. Kane macht einen Buckel, geht mit dem Körper-Schwerpunkt nach unten, nimmt den Ball ins Visier und schaut zugleich aus dem Augenwinkel, ob bzw. wohin sich der Keeper bewegt. Ein kurzer, schneller Antritt und rein das Ding mit einem strammen Schuss - meist von Kane aus gesehen flach oder halbhoch ins linke Eck.
Kane stellt Elfmeter-Rekord in der Champions League auf
Wie beim 9:2-Kantersieg der Bayern gegen Zagreb als Kane drei Elfmeter versenkte. Einmalig. Und neu für ihn, "etwas seltsam", so der 31-Jährige, dazu noch nie dagewesen in einem Europapokalspiel.
Sein Elfer-Ritual gibt ihm Sicherheit. "Ich habe meine Routine vorm Elfer", sagt Kane, "es geht darum, in dem Prozess zu bleiben, und das zu machen, was ich im Training geübt habe." Immer und immer wieder. Wie ein Klavierspieler die Tonleitern übt.
Mittlerweile kommt der Mittelstürmer auf eine schier unheimliche Serie. Seitdem er bei der Winter-WM 2022 in Katar im Viertelfinale gegen Frankreich einen Elfmeter übers Tor ballerte und die Engländer auch deswegen mit 1:2 ausschieden, steht seine Quote bei 21 von 21. Acht Volltreffer für die englische Nationalelf, 13 für Bayern. Im Trikot der Münchner hat der unangefochtene Schütze Nummer eins noch nie versagt.
Elfmeter-Taktik: So unterscheiden sich Kane und Lewandowski
Was an Robert Lewandowski (36) erinnert, seinen Vorgänger als Mittelstürmer der Bayern. Auch der Pole, vor zwei Jahren zum FC Barcelona gewechselt, ist eine Maschine vom Punkt, traf seit Anfang Januar 2023 zehn von zehn Elfmetern. Macht ebenfalls 100 Prozent.
Anders als Kane macht Lewandowski im Anlauf viele kleine Trippelschritte, dazu unmittelbar vor dem Schuss einen Hüpfer. Verzögerungstaktik. Mit dieser Choreographie, die anmutet, als würde er Tanzschritte einstudieren, guckt er den Torhüter aus, der die Nerven verliert und in eine Ecke springt. Lewandowski schiebt die Kugel locker mit der Innenseite ins andere Eck oder in die Mitte.
Kann Kane auch, nur ohne Hüpfer. "Ich habe meine Vorgehensweise etwas geändert im Vergleich zu den letzten Jahren", sagte Kane unter der Woche und erklärte: "Was ich hinzugefügt habe: Ich warte etwas, wohin der Keeper geht." Wie beim ersten und dritten Elfer gegen Zagreb. Wann er das entscheidet? "Manchmal in dem Moment, manchmal schon vorher, vorm Spiel." Kane, den Killer vom Punkt, gibt es jetzt auch in der Variante unberechenbar.
Kane: Elfmeter "können den Unterschied in großen Spielen ausmachen"
In der Bundesliga kommt einzig Freiburgs Vincenzo Grifo auf eine ähnlich starke Quote, der Italiener verwandelte 16 Elfer am Stück in Pflichtspielen. Kane hielt kürzlich ein Plädoyer für dieses Spezialistentum. "Elfmeter werden immer als selbstverständlich gesehen, aber sie können in einem Spiel eine sehr wichtige Rolle spielen", meinte der zweimalige Vize-Europameister, "sie können der Unterschied in großen Spielen ausmachen." Oft als Eisbrecher zur Führung. So auch diesen Samstag (15.30 Uhr live bei Sky und imAZ-Liveticker), wenn der FC Bayern zum Bundesliga-Klassiker bei Werder Bremen antritt?