Monster-Musiala bringt Bayern auf Meisterkurs und sorgt für Genugtuung bei Hoeneß

Hamburg/München – Man stelle sich vor, der FC Bayern würde ein Spiel direkt auf der Theresienwiese austragen, lediglich durch einen Zaun vom Oktoberfest getrennt. Während die Wiesn in voller Fahrt ist, wohlgemerkt.
Was in München ein sinnfreies Ding der Unmöglichkeit wäre, geht auf St. Pauli. Vom 8. November bis 8. Dezember findet auf dem Heiligengeistfeld der Hamburger Winterdom statt, die hanseatische Wiesn für nasskalt-fröhliche bis frostresistente Mitbürger.
An diesem Samstag wurde es einem allerdings warm ums Herz, wenn man das Gedränge der Menschenmengen rund um das Millerntor-Stadion und das Riesenrad beobachtete. Ein Rummel um die Bayern.
FC Bayern plötzlich weniger spektakulär, aber gnadenlos effektiv
Der 1:0-Erfolg beim tapfer dagegenhaltenden Aufsteiger, dem mit solchen Leistungen kein Skyfall zurück in die Zweite Liga droht (das Fahrgeschäft bietet aus rund 80 Metern Höhe eine Beschleunigung mit dem Vierfachen des eigenen Körpergewichtes), bedeutete für die Bayern den vierten Bundesliga-Erfolg in Serie – erneut gegentorfrei.
Von der Haupttribüne des stimmungsvollen Pauli-Stadions aus konnte man das bunt leuchtende, harmlose Riesenrad ebenso beobachten wie den Skyfall samt in der Luft baumelnden Beinen von waghalsigen Mutigen.
Auf dem Rasen, übersät mit bunten Schnipseln aus Konfettikanonen, wurde weniger Spektakel geboten. Der FC Bayern hat – zum Leidwesen neutraler wie nicht-sympathisierender Beobachter – sein Hochrisikospiel, implementiert von Trainer Vincent Kompany, abgestellt. Aktuell spielen die Münchner dominant und erdrückend gut, dazu defensiv stabil und sicher.
Musiala packt Mega-Weitschuss aus: "Wir haben es im Training geübt"
Ein Gaukler bzw. Zauberer sticht aus dem bayerischen Ensemble heraus: Jamal Musiala. Drei Tage nach seinem goldenen Siegtor – erneut per Kopf – in der Champions League gegen Benfica Lissabon packte der 21-Jährige diesmal einen satten 30-Meter-Kunstschuss unter die Latte aus.

Matchwinner mal anders, mit Gewalt. Neun Tore und vier Vorlagen hat Musiala nach 14 Pflichtspielen auf dem Konto, sein Einfluss wächst und wächst.
"Letztes Jahr habe ich auch gute Spiele gemacht. Da haben die Tore und Assists aber ein bisschen gefehlt", sagte der Zehner, "jetzt kommt das auch."
Ein möglicher Grund: "Ich fühle mich fitter." Und: "Wir haben es im Training geübt, auch mal aus etwas weiterer Distanz zu schießen. Das ist mein erstes Tor von außerhalb des Strafraums in dieser Saison. Deswegen bin ich extra glücklich."
Bayerns Konkurrenz taumelt – Kompany stellt Guardiola-Rekord ein
Dass die Bayern nach einem knappen Drittel der Saison auf dem besten Weg sind, nach der Saison im Teufelsrad unter Thomas Tuchel wieder davonzueilen Richtung Meisterschaft, hat viel mit Trainer Kompany und eben Musiala zu tun. Die AZ verleiht dem Wunderkind schon mal das Zeichen der Rückgewinnung der Bundesliga-Macht: Die MusiSCHALA. Die Herbstmeisterschaft steht kurz bevor – oder kann man das "Herbst" bald streichen?

Die Bayern marschieren ungeschlagen zum Titel, die Konkurrenz lässt abreißen: Der bisher noch stabilste Verfolger RB Leipzig kommt gegen Gladbach nicht über ein 0:0 hinaus. Das desolate Dortmund verliert erneut, diesmal 1:3 in Mainz. Titelverteidiger Bayer Leverkusen schafft nur ein 1:1 beim Letzten Bochum und lernt aktuell, wie es sich anfühlt, Last-Minute-Treffer gegen sich zu bekommen. Macht fünf (Leipzig) bzw. neun (Leverkusen) und zehn (BVB) Punkte Vorsprung. Angesichts dessen wusste Kompany, "wie wertvoll unser Sieg war".
Ganz nebenbei hat er mit den 26 Punkten aus zehn Spielen Pep Guardiolas Bestwert aus dessen Debüt-Saison 2013/14 eingestellt.
Hoeneß frohlockt: "Mal wieder schön zurücklehnen"
Während Joshua Kimmich nach dem Pflichtsieg auf St. Pauli meinte, "es muss nicht immer eine Kür sein", schwärmte Uli Hoeneß am Sonntag gegenüber dem "Kicker": "Besser geht's nicht!" Der FC Bayern werde die nun beginnende Länderspielpause in vollen Zügen genießen.
"Wir können uns in einer solchen nach einer längeren Zeit mal wieder schön zurücklehnen, Sorgen haben die anderen Klubs", meinte der Ehrenpräsident. Sollen die doch Achterbahn fahren.