Mit Thiago, ohne Flick: So startet Bayern in die Saison

Der FC Bayern startet mit dem ersten Teamtraining - bei dem der Spanier dabei ist, der Coach aber nicht - die Vorbereitung auf die neue Saison. "Es hat noch nie so viel Harmonie gegeben wie unter Hansi Flick", meint Lothar Matthäus.
von  Julian Buhl
Auch weiterhin noch mittendrin beim FC Bayern und dem Team von Trainer Hansi Flick: Der wechselwillige Thiago (2.v.r.).
Auch weiterhin noch mittendrin beim FC Bayern und dem Team von Trainer Hansi Flick: Der wechselwillige Thiago (2.v.r.). © Foto: Tobias Hase/dpa

München - Hermann Gerland betrat den Rasenplatz an der Säbener Straße als Erster. An seiner Seite folgten Miroslav Klose und Danny Röhl und begannen damit, die neongelben und orangefarbenen Leibchen an den Übungsstationen zu verteilen.

Auf Hansi Flick wartete man beim Trainingsauftakt des FC Bayern am Freitagvormittag dagegen vergeblich. Der Chefcoach ließ sich entschuldigen, weil er einen weitaus wichtigeren und sehr traurigen Termin wahrnehmen wollte. Er war in Hoffenheim, um dort der Beerdigung von Peter Hofmann beizuwohnen. Der langjährige Präsident, den Flick aus seiner TSG-Zeit gut kannte, war mit 61 Jahren an Blutkrebs verstorben.

Also leiteten Flicks Co-Trainer die erste Teameinheit der neuen Saison. Nach dem Triple ist schließlich vor der dreifachen Mission Titelverteidigung.

Beste Laune beim FC Bayern im Training

Insgesamt 24 Spieler standen auf dem Feld. Darunter auch ein "Überraschungsgast". Thiago, der sich eigentlich für einen Abschied aus München und wohl auch einen Wechsel zum FC Liverpool entschieden hat, war ebenfalls mit dabei. Als der Spanier den Platz betrat, unterhielt er sich gut gelaunt mit Serge Gnabry. Sein Wechsel ist dennoch nur noch eine Frage der Ablösesumme, auf die sich Bayern und Liverpool noch einigen müssen.

Auch David Alaba und Javi Martínez, deren Verbleib in München ebenfalls weiter fraglich ist, schwitzten gemeinsam mit ihren alten Teamkollegen. Und mit Jérôme Boateng absolvierte ein weiterer Wechselkandidat nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel, den er sich im Champions-League-Finale zugezogen hatte, unter der Anleitung von Fitnesscoach Thomas Wilhelmi eine individuelle Einheit. Der Weltmeister von 2014 präsentierte sich mit lila-gefärbter Haarpracht und schon wieder erstaunlich dynamisch, machte sogar ein paar Sprintübungen. Nur Alphonso Davies fehlte. Der Kanadier arbeitete stattdessen individuell im Leistungszentrum.

Die Freude über das Wiedersehen war bei den Helden von Lissabon aber auch ohne Spaßvogel Davies spür- und hörbar. Immer wieder lachten die Profis und feuerten sich gegenseitig mit lauten Zwischenrufen dabei an.

Urlaub schweißt die Bayern-Stars zusammen

Die Triple-Sieger konnten ja nicht mal in ihrem historisch kurzen zweiwöchigen Sommerpäuschen ohne einander. Davies, Alaba, Gnabry, Joshua Kimmich und Leon Goretzka hatten ein paar gemeinsame Tage auf Formentera verbracht.



Für Lothar Matthäus ist das nichts Ungewöhnliches. "Bei uns war das früher ähnlich", sagte der Sky-Experte: "Ich hab früher mit Hansi Flick Urlaub gemacht. Wir waren zum Beispiel in Österreich beim Skifahren. Das schweißt einen zusammen." Der Rekordnationalspieler hat den besonderen Teamgeist sogar als Erfolgsgeheimnis der Triple-Mannschaft ausgemacht. "Die Kameradschaft hat man auf dem Platz und außerhalb davon gesehen", sagte Matthäus: "Es hat noch nie so viel Harmonie beim FC Bayern gegeben wie jetzt unter Hansi Flick, vielleicht nicht mal unter Jupp Heynckes."

Hamann warnt die Bayern: "Da könnte ein Knick kommen"

Ähnlich sieht das auch Dietmar Hamann: "Im Moment schwebt Bayern durch den Champions-League-Sieg auf Wolke sieben. Das wird sie am Anfang auch durch die Saison tragen." Aber nach der Einschätzung des Ex-Bayern wird das nicht lange so bleiben. "Bis zur Winterpause haben sie gefühlt - bis auf zwei Wochen - dann elf Monate durchgespielt", sagte Hamann und sieht das als "Bewährungsprobe": "Es wird im November ein Punkt kommen, wo Kopf und Körper müde werden. Da könnte ein Knick kommen."

Bis Weihnachten stehen für die Nationalspieler fast ausschließlich Englische Wochen und in der Saison bis zu 57 Partien in nur 270 Tagen an. Werden die zuletzt fast überirdischen Münchner da plötzlich wieder verwundbar? "Wenn Bayern viele Fehler macht und Dortmund eine perfekte Saison spielt, vielleicht", sagt Matthäus, "aber unter Hansi Flick habe ich nicht das Gefühl, dass sie sich Fehler erlauben. Bayern ist wieder der große Meisterfavorit." Die Arbeit für den neunten Titel in Folge hat jedenfalls bereits begonnen.

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