Mit Mandzukic und Gomez: Warum Lewandowski?

Die Bayern-Bosse wollen den Dortmund-Stürmer. Die AZ macht vor dem Duell am Mittwoch den großen Vergleich mit Mandzukic und Gomez: Wer was kann, wen was auszeichnet.
von  F.Bogner, M.Fenske
Stürmer-Roulette beim FC Bayern.
Stürmer-Roulette beim FC Bayern. © firo / GES / Augenklick

Die Bayern-Bosse wollen den Dortmund-Stürmer. Und er will auch. Die AZ macht vor dem Duell am Mittwoch den großen Vergleich mit Mandzukic und Gomez: Wer was kann, wen was auszeichnet.

Es ist schon jetzt das Thema des noch jungen Fußballjahres: Robert Lewandowski und der FC Bayern. Der Klub will den Stürmer von Borussia Dortmund haben, Lewandowski möchte nach München. Also wird es so kommen. Fix ist, dass der 24-Jährige seinen 2014 auslaufenden Vertrag mit dem BVB nicht verlängert.

„Robert hat seine Entscheidung getroffen. Er allein bestimmt den Zeitpunkt, wann er sie verkünden wird“, sagt sein Berater Cezary Kucharski. Jetzt geht’s darum, ob Lewandowski schon 2013 gegen ein gehöriges Sümmchen oder 2014 ablösefrei kommt.

Doch die Frage ist auch: Warum Lewandowski? Mit Mario Mandzukic und Mario Gomez hat Bayern „Weltklassestürmer“, wie Trainer Jupp Heynckes betont. Auch Franz Beckenbauer riet zur Vorsicht: „Notwendig ist es eigentlich nicht. Ein großer Transfer macht für mich wenig Sinn“, sagte der Ehrenpräsident bei „Sky90“. Ehrliche Meinung des Kaisers – oder doch schon Teil des Pokers um eine niedrigere Ablösesumme?

Vor dem Duell zwischen Bayern und Dortmund im DFB-Pokal-Viertelfinale (Mi., 20.30 Uhr live in der ARD und bei Sky) vergleicht die AZ die drei Stürmer: Wer welchen Spielertyp verkörpert, wie es ums Image bestellt ist – und wer eigentlich am besten zur Philosophie von Bald-Trainer Pep Guardiola passt.

Mario Mandzukic (26):

SPIELERTYP: Der Alptraum. Gegenspieler von Mandzukic möchte man nicht sein. Der Kroate wirft sich in jeden Zweikampf, ist zweikampfstärkster Stürmer der Liga (48 Prozent gewonnene Duelle). Er kneift, zwickt, rempelt – vor allem, wenn Bayern gar nicht in Ballbesitz ist. „Bei ihm fängt die Pressinglinie an“, lobt Heynckes. „Ich mag es, meine Gegenspieler durch Laufen müde zu machen“, sagt er. Sein Motto: Prallen lassen und gehen. Mandzukics X-Faktor: Das Kopfballspiel. 17 seiner 35 Bundesliga-Tore erzielte er mit dem Schädel (6 von 15 diese Saison).

IMAGE: Langweilig. Der 26-Jährige wirkt abseits des Platzes bieder. Die Bayern-Fans respektieren seinen Einsatz. Publikumsliebling wie einst Giovane Elber oder Roy Makaay ist er aber nicht, sein Trikot mit der Nummer 9 ist kein Verkaufsschlager. Privat verbringt er am liebsten mit Freundin Ivana und Mops Lenni ruhige Abende – Glamourfaktor gleich null, Mandzukic polarisiert nicht. Vorteil: Als er von November bis Januar 425 Pflichtspielminuten ohne Tor blieb, ließ ihn das kalt, Kritik von außen gab’s auch kaum. 2013 traf er bislang in jedem Spiel.

DER PEP-FAKTOR: 60 Prozent. Die landläufige Meinung, der Bald-Bayer Pep Guardiola kann mit echten Stürmern nichts anfangen und favorisiere flinke Mittelfeldspieler wie Lionel Messi in vorderster Front (Stichwort: „falsche Neun“), ist ein Märchen – wieso verpflichtete er sonst als Trainer des FC Barcelona erst Zlatan Ibrahimovic und dann David Villa? Mandzukic hat mit seiner Zweikampfstärke und Technik Pep-Berechtigung. Zumal beim Spanier das Kollektiv über allem steht. Und wie sagt Heynckes so schön? „Er ist ein überragender Mannschaftsspieler.“

Mario Gomez (27):

SPIELERTYP: Der Vollstrecker. Gomez’ natürlicher Lebensraum: der Strafraum. Bekommt er den Ball in den Lauf gespielt, ist er schwer zu halten. Anders sieht’s aus, wenn er auf den Flügel gedrängt wird oder mit dem Rücken zum Tor steht. Sein Pech: die lange Verletzungspause („ich musste bei Null starten“), in der sich Mandzukic festbiss. Als Teilzeitprofi trifft Gomez schon wieder alle 71 Minuten – und damit häufiger als Mandzukic (96) und Lewandowski (123). Mit 132 Ligatoren ist er nach Claudio Pizarro (160) erfolgreichster aktiver Bundesliga-Torjäger, seine Trefferquote (0,58 Tore proSpiel) schlagen nur Gerd Müller (0,85) und Heynckes (0,60).

IMAGE: Umstritten. Als es um die Beseitigung der Trümmer vom verlorenen „Finale dahoam“ ging, griff sich Uli Hoeneß ausgerechnet ihn raus. Die EM-Kritik von Mehmet Scholl („wund gelegen“) wirkte ebenfalls nach. Gomez selbst gibt sich entspannt, fast schon unnahbar. „Ich habe mir irgendwann angeeignet, ich zu sein und ich zu bleiben. Ich spiele nicht, um irgendjemanden zu überzeugen, sondern um Spaß zu haben“, sagt er.

DER PEP-FAKTOR: 30 Prozent. Das Problem: das Kombinationsspiel liegt ihm nicht. Mit 32 Ballkontakten pro 90 Minuten ist der Nationalstürmer seltener ins Spiel eingebunden als seine Konkurrenten, er spielt auch nur knapp 15 Pässe pro Spiel. Immerhin: Das Spiel des FC Barcelona war unter Pep strikt durch die Mitte angelegt, da fiele sein nicht so ausgeprägtes Kopfballspiel nicht so ins Gewicht. Angst vor dem neuen Coach hat er jedenfalls nicht: „Ich habe nicht die Befürchtung, dass ich irgendwo landen werde“, sagt er: „Noch bin ich hier. Ich weiß, dass ich noch gebraucht werde und wichtig bin für die Mannschaft.“

Robert Lewandowski (24):

SPIELERTYP: Der Komplette. Der Pole ist beidfüßig und kopfballstark, hat eine starke Technik, läuft viel und ist schnell – vor allem auf den ersten Metern. In Bayern würde man sagen: die eierlegende Wollmilchsau. Sein wohl wichtigster Beitrag ist jedoch das „Festmachen“ – kein Spieler in der Bundesliga versteht es so gut, lange Bälle zu erobern und zu halten, bis die Mitspieler nachgerückt sind. Dass er statistisch gegenüber Mandzukic und Gomez weniger Luftzweikämpfe gewinnt (Tabelle links oben), hängt damit zusammen, dass Dortmund öfter lange Bälle spielt. Ein Knipser ist er auch: Diese Saison steht er bei 14 Saisontreffern, gab die meisten Torschüsse aller BVBler ab (64) und hat sieben Tore vorbereitet.

IMAGE: In Dortmund brauchte Lewandowski ein Jahr Anlauf. „Dann ist er aufgegangen wie eine Blume“, sagt Trainer Jürgen Klopp, der schon früh zugab: „Lewandowski ist für mich der spannendste Spieler der letzten zehn, fünfzehn Jahre in Polen.“ Lewandowski lebt zurückgezogen, privat mag er es gerne ruhig – und das, obwohl seine Freundin eine Karatekämpferin ist. In Windeseile hat er Deutsch gelernt, spricht es heute fließend. In Dortmund sind sie genervt von seinen Beratern. Zum einen, weil die ihren Klienten nicht von einer Vertragsverlängerung überzeugen konnten. Zum anderen, weil sie sich oft öffentlich zu Wort melden.

PEP-FAKTOR: 90 Prozent. Lewandowski ist der Prototyp eines modernen Stürmers. Der Nationalspieler kann mitspielen, vorbereiten – und ist gleichsam auch Vollstrecker. Wenn man so will: Die polnische Ausgabe des einst von Guardiola als perfekt für sein Spiel angesehenen Ibrahimovic (bevor man sich zerstritt) – minus dessen Allüren.

 

 

 

 

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