"Nicht zu kompensieren": So sehen Matthäus und Hamann den Alaba-Poker

München - Beim Cybertraining des FC Bayern war David Alaba in dieser Woche dabei und der Abwehrchef wird auch morgen Vormittag beim Auftakt ins Mannschaftstraining an der Säbener Straße erwartet. Von seinem Cheftrainer sowieso. "Solange sie im Kader sind, plane ich mit beiden", sagte Hansi Flick, als er am Mittwoch den Champions-League-Pokal im Vereinsmuseum des FC Bayern in die Vitrine stellte. Und meinte damit Thiago - und eben Alaba.
Während der von dem Spanier angestrebte Wechsel zum FC Liverpool nur noch eine Frage der Ablösesumme ist, auf die sich die Klubs noch einigen müssen, ist der Fall bei Alaba deutlich komplizierter. Denn offenbar liegen Klub- und Spielerseite bei den Verhandlungen über eine Verlängerung des 2021 auslaufenden Vertrags des 28-Jährigen doch noch deutlich weiter auseinander, als bislang angenommen. Alabas Starberater Pini Zahavi strebt nämlich einen Fünfjahreskontrakt an, der seinem Klienten 25 Millionen Euro pro Spielzeit einbringen soll. Das berichtet zumindest der "Kicker" und beruft sich dabei auf das Wissen von "Vereinsoberen an der Säbener Straße". In Zeiten der Corona-Krise erscheint ein Gesamt-Gehaltspaket von 125 Millionen Euro ziemlich utopisch.
Bayern bieten angeblich ein elf-Millionen-Gehalt
Das sehen auch die Verantwortlichen des FC Bayern so und bieten Alaba laut "Bild" "nur" ein garantiertes Jahresgehalt von elf Millionen Euro, das mit Prämien noch auf 17 steigen könnte.
Also satte acht Millionen weniger als die Alaba-Seite sich für ihr Ja-Wort erwartet. Bayern-Präsident Herbert Hainer spricht im "Kicker" dennoch von einem abgegebenen "Angebot, das fair und wettbewerbsfähig ist". Zumal man, laut Hainer, auch noch von keinem anderen Verein bezüglich Alaba kontaktiert worden sei.
Einen Klub zu finden, der - neben dessen Gehaltsforderungen - auch noch eine Ablösesumme zwischen 60 und 80 Millionen Euro stemmen kann und will, dürfte in der weltweit auch wirtschaftlich angespannten Situation aktuell ohnehin schwierig werden.
Rummenigge vergleicht Alaba mit Beckenbauer
Nach einem Treffen mit Zahavi in Lissabon beim Final-Turnier hatte die Bayern-Seite eigentlich von einer beidseitigen Annäherung berichtet. Zuletzt hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Alaba noch mit einem kaiserlichen Vergleich umschmeichelt und gesagt: "Er ist für mich der schwarze Franz Beckenbauer."
Nach dem Finale der Champions League sollte ein weiteres Gespräch folgen, von dem man sich den möglichen Vollzug der beabsichtigten Vertragsverlängerung erhoffte.
Den gibt es aber immer noch nicht. Droht den Bayern also tatsächlich der Abschied Alabas, der schon seit 2007 im Verein und unter Flick nun zum unumstrittenen Abwehrchef aufgestiegen ist?
Hamann: Alaba-Abgang wäre nicht zu kompensieren
"Zu kompensieren wäre der Abgang nicht", sagt Ex-Bayer Dietmar Hamann: "Er ist zusammen mit Lewandowski der wichtigste Spieler und hat sich zu dem Leader herauskristallisiert, besonders seitdem er in der Innenverteidigung spielt." Wirklich vorstellen, dass es tatsächlich so kommt und Alaba seinen Herzensklub verlässt, kann er es sich deshalb nicht.
Auch Lothar Matthäus, der wie Hamann als Sky-Experte arbeitet, hielte es für "sehr, sehr schwierig", Alaba ersetzen zu müssen. "Er würde eine Riesenlücke hinterlassen", sagt der Rekordnationalspieler, "weil er sich auch in der Hierarchie der Viererkette hineingearbeitet und -gespielt hat und jetzt derjenige ist, der das Wort hat, spielbestimmend ist." Dementsprechend groß wäre auch der Verlust für den FC Bayern.
Matthäus von Alaba-Verbleib überzeugt
"Aber er wird nicht gehen", ist Matthäus überzeugt: "Ich wüsste nicht, wohin. Er ist beim besten Verein. Und auch alle internationalen Topklubs haben eine wirtschaftliche Krise zu meistern." Matthäus glaubt, dass es "nur noch um Kleinigkeiten" bei der möglichen Vertragsverlängerung geht, "natürlich um Geld".
Und zumindest ein wenig auch um die Frage: Geld oder Liebe.