„Mit Heynckes kriegen wir die Kurve"

Wie der Bayern-Vorstand die Entlassung Jürgen Klinsmanns erklärt und warum Mehmet Scholl keine Rolle spielt.
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Das Ende eines Mißverständnisses: Jürgen Klinsmann verlässt die Säbener Straße. Für immer.
dpa Das Ende eines Mißverständnisses: Jürgen Klinsmann verlässt die Säbener Straße. Für immer.

MÜNCHEN - Wie der Bayern-Vorstand die Entlassung Jürgen Klinsmanns erklärt und warum Mehmet Scholl keine Rolle spielt.

Der Termin lautete: Montagmorgen, 9.30 Uhr, Treffpunkt Büro des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, Säbener Straße 51. Jürgen Klinsmann wird gewusst haben, was passiert. Die Vorladung zu den Bayern-Bossen bedeutete: Mit dem 27. April ist seine Tätigkeit als Trainer beendet, er und seine Assistenten Martin Vasquez und Nick Theslof sowie Fitness-Coach Oliver Schmidtlein sind ab sofort entlassen.

Das Projekt ist gestoppt, Klinsmann ist gescheitert. Bis Saisonende übernimmt Jupp Heynckes (63), assistiert von Hermann Gerland (54), dem langjährigen Coach der Drittliga-Mannschaft. Ab 1. Juli soll ein anderer Coach übernehmen.

Um 11.29 Uhr verließ Klinsmann mit Berater Roland Eitel das Gelände. Der Wagen bahnte sich den Weg durch Kamera-Teams, Fotografen und Schaulustige. Fast auf die Minute veröffentlichte die Bayern-Homepage eine Stellungnahme des 44-Jährigen: „Natürlich bin ich im Moment sehr enttäuscht. Wir haben den Grundstein gelegt für die Zukunft. Ich glaube noch immer daran, dass die Mannschaft in dieser Saison Deutscher Meister werden kann."

Er schon. Die Bosse nicht mehr.

Und die Fans hatten schon lange nicht mehr an Jürgen Klinsmann geglaubt. Einer der Gründe für den Rauswurf war die Stimme des Volkes. So lautstark und intensiv wie bisher noch nie hatten die Fans während und nach dem 0:1 gegen Schalke die Entlassung des Coaches gefordert. „Das war eine Belastung für die Mannschaft, für den ganzen Klub", sagte Rummenigge nun. Uli Hoeneß meinte: „Ich habe ihn oft bewundert, wie er damit umgegangen ist." Was ihn vor einer vorzeitigen Trennung trotz des Zweijahresvertrages (Klinsmanns Schweizer Anwalt André Gross wird demnächst über die Höhe der Abfindung verhandeln) nicht bewahrte.

Ebenso wenig wie das 2:0 der Cottbuser am Sonntag gegen Tabellenführer Wolfsburg, wodurch der Rückstand nur drei und nicht sechs Punkte betrug. Der Lausitzer Coup als letzte Bewährungschance für Klinsmann? Nicht mit den Bayern-Bossen! Hoeneß: „Wir haben gesagt: ,Nein. Jetzt erst recht!’ Ich glaube, Jürgen war überrascht, dass wir unsere Entscheidung, die wir am Sonntag getroffen haben, so konsequent durchziehen. Er hat ja das Spiel in Cottbus gesehen und vielleicht gedacht, dass die Entscheidung so aufgeschoben wird."

Wurde sie nicht. Schon Sonntagnachmittag war klar: Klinsmann muss gehen, um 19 Uhr wurde Jupp Heynckes gefragt, der das Wochenende bei Hoeneß am Tegernsee verbrachte und am Samstag im Stadion war. Er sagte zu. Rummenigge: „Wir waren gezwungen, die Reißleine zu ziehen, ein Befreiungsschlag musste her." Um die Fans zu besänftigen. Gerland ist seit Jahren ein Kurvenliebling, mehr als Heynckes (von 1987 bis 1991 Bayern-Trainer), aber er feierte Erfolge, holte zwei Meistertitel. Hoeneß: „Wir hoffen, dass wir mit Heynckes und Gerland noch die Kurve kriegen. Jupp ist ein Fußball-Narr. Wir brauchen jetzt eine Aufbruchstimmung. Wir hatten so viele Bremsen drin zuletzt."

Und zu viele Niederlagen. Auch über eine Lösung mit Mehmet Scholl war im Vorstand debattiert worden, doch diese Idee wurde verworfen, „dann hätten wir ja wieder dasselbe Problem gehabt, dass derjenige zu jung wäre und keine Erfahrung hätte", sagte Hoeneß. Nun sind wieder auf der Suche - nach einer Lösung für den Sommer.

Patrick Strasser

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