Mit Frans und Vernunft: Keine Rückkehr von Boateng

München - Und sie haben dann doch den Daumen gesenkt. Koan Boateng! Der 35-Jährige, der seit Sonntag Trainingsgast an der Säbener Straße war, bekommt keinen Vertrag beim FC Bayern. Am Freitagnachmittag teilte es Trainer Thomas Tuchel dem vereinslosen Innenverteidiger mit. Der Klub bestätigte die Entscheidung dann wenig später auf der Vereinshomepage: "In der Betrachtung aller Aspekte hat der FC Bayern jetzt entschieden, auf eine Verpflichtung von Jérôme Boateng zu verzichten. Gleichzeitig wurde ihm als einem verdienten Spieler des Vereins angeboten, sich weiterhin beim FC Bayern fit zu halten."
Boateng will Karriere noch nicht beenden
Boateng reagierte natürlich enttäuscht, hatte sich Hoffnungen auf eine Anstellung bis zum Jahresende oder gar bis Saisonende gemacht, will seine Karriere jedoch nicht beenden. 2021 war er beim FC Bayern verabschiedet worden, nach zwei glücklosen Jahren bei Olympique Lyon erhielt er bei den Franzosen keinen Vertrag mehr.
Noch am Donnerstagabend weilte Boateng im Kreise seiner Mitspieler, sah sich mit ehemaligen Teamkollegen wie Thomas Müller (34), Manuel Neuer (37) und Arjen Robben (39) die Premiere der neuen Bayern-Doku "Generation Wembley" im Filmtheater Sendlinger Tor an. Im Film kam Boateng, 2011 von Manchester City nach München gewechselt und 2013 in London unter Trainer Jupp Heynckes als Stammspieler Champions-League-Sieger auch zu Wort.
Auch die Bayern-Bosse, Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71), Präsident Herbert Hainer (69) sowie Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen (56) waren am Sendlinger Tor dabei. Sie steckten die Köpfe zusammen und sollen bereits die Tendenz zum "Nein" gehabt haben, das nach einer Besprechung am Freitag mit dem Trainerteam manifestiert wurde.
Boateng hätte seine Back-up-Rolle akzeptiert
Boatengs Fitnesszustand wurde als gut bewertet, seine Rolle als Back-up in der Not für das Innenverteidigertrio Dayot Upamecano, Min-jae Kim und Matthijs de Ligt hätte der Weltmeister von 2014 auch akzeptiert, doch die Sorge der Verantwortlichen vor massiven Protesten der eigenen Fans rund um das Heimspiel am Sonntag gegen den SC Freiburg (17.30 Uhr, DAZN) war zu groß.
Denn frühestens im Februar, spätestens im April, könnte der Prozess gegen Boateng wegen Körperverletzung und Beleidigung gegenüber seiner Ex-Freundin am Landgericht München I neu aufgerollt werden. Das Gerichtsverfahren ist ausgesetzt, weshalb sich die Verantwortlichen auf die Sprachregelung "Unschuldsvermutung" geeinigt hatten.
Druck der Öffentlichkeit war ausschlaggebend
"Er hat sich gut verhalten, hat gut mittrainiert", sagte Tuchel und wusste natürlich auch, "dass es bei der Entscheidungsfindung "nicht nur eine sportliche Komponente" gab. Der Druck der Öffentlichkeit, die in der Tendenz überwiegende Ablehnung gegen eine Verpflichtung des "verdienten Spielers" (Tuchel) gab schließlich den Ausschlag.
Und die Aussicht auf die baldige Rückkehr von de Ligt, der seine Knieprobleme nach der Länderspiel-Pause überwunden haben soll. Da Boateng aufgrund der abgelaufenen Nominierungs-Deadline für die Gruppenphase der Königsklasse nicht nachgemeldet hätte werden können, ging es in der Abwägung nun um lediglich zehn Bundesliga-Spiele und maximal zwei DFB-Pokal-Partien bis zur Winterpause. Da muss Tuchel nun mit dem "auf Kante genähten Kader" (O-Ton Tuchel) durch - aber im Januar darf und wird kräftig geshoppt.
Krätzig unterschreibt ersten Profivertrag
Eine Vernunftentscheidung. Dazu kommt ja noch der Frans. Dass die Personalie Krätzig am Freitagvormittag verkündet wurde, war sicher kein Zufall. Das Eigengewächs - und als solches bei den Fans hoch im Kurs - erhielt seinen ersten Profivertrag, datiert bis zum 30. Juni 2027.

Der 20-jährige Linksfuß, als Linksverteidiger, linker Achter oder Linksaußen einsetzbar, hatte Ende September beim 7:0 gegen Bochum sein Bundesliga-Debüt gegeben und beim 4:0 im DFB-Pokal in Münster seinen ersten Pflichtspieltreffer erzielt. 2017 war Krätzig vom 1. FC Nürnberg ins Nachwuchsleistungszentrum der Münchner gewechselt. Endlich kam mal wieder einer durch.
Doppelt gute Nachrichten also an diesem Freitag.