Mit Bayern-Power! Der DFB und das Team Neustart

München - Dass der DFB in Krisenzeiten auf eine Taskforce setzt, ist nicht neu. Und auch gar nicht mal so unklug – denn in der Vergangenheit haben diese Expertengruppen meist Erfolg gebracht.
Nach dem EM-Debakel 2000 mit dem Aus in der Vorrunde stieß etwa die Taskforce Nationalmannschaft unter der Leitung des damaligen Bayern-Vizepräsidenten Karl-Heinz Rummenigge ein millionenschweres Konzept zur Nachwuchsförderung an, das den Grundstein für den WM-Triumph 2014 legte.
Der Plan ging auf. Und diesmal?
Im Dezember 2022 ist die Lage mal wieder ernst, der Bedarf an externen Experten groß. Daher präsentierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) am Dienstag in Frankfurt am Main den neuen Beraterkreis, der gemeinsam mit Bundestrainer Hansi Flick (57) dafür sorgen soll, dass die Heim-EM 2024 ein großer Erfolg wird.
Suche eines Bierhoff-Nachfolgers steht auf der Agenda
Die Expertengruppe unter der Leitung von Neuendorf und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) bilden Rummenigge (67), Rudi Völler (62), Oliver Kahn (53), Matthias Sammer (55) und Oliver Mintzlaff (47). "Viele waren Spieler, sie kennen den Verband, die Nationalmannschaft der Männer. Das ist schon sehr wichtig, dass so ein ,Know-how’ hier vertreten ist", sagte Neuendorf.
Das Gremium soll über die Zukunft der DFB-Auswahl und die künftige Besetzung des Postens des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff beraten. Hertha-BSC-Geschäftsführer Fredi Bobic und 2014er-Weltmeister Per Mertesacker als derzeit erfolgreicher Leiter der Jugendakademie des FC Arsenal gelten als aussichtsreichste Nachfolge-Kandidaten.
Den Umstand, dass keine Frau in der Gruppe vertreten ist, verteidigte Neuendorf. "Wir haben uns für diese Namen entschieden. Es geht hier um die künftige Entwicklung der Männer-Nationalmannschaft, und all diese Personen, die wir benannt haben, haben eine Verbindung zur Nationalmannschaft", sagte er.
Außerdem könne man "keinen Riesenkreis machen, das ist glaube ich zu viel", fügte der DFB-Präsident an: "Wir mussten es begrenzen und eingrenzen. Ich glaube, die Personen, um die es hier geht, sind über alle Zweifel erhaben." In den sozialen Medien war Kritik an der Zusammensetzung des Gremiums aufgekommen, insbesondere, weil dieses nur aus Männern besteht.
Neben dem Expertenrat gibt es beim DFB nun auch eine interne Arbeitsgruppe. Diese soll klären, ob der Geschäftsbereich, den Bierhoff zuvor verantwortete, womöglich auf mehrere Schultern verteilt wird.
Interne Arbeitsgruppe mit Lahm
Das Gremium, dem auch EM-OK-Chef Philipp Lahm angehört, kümmert sich um strukturelle Fragen. "Hier müssen wir selbstkritisch sein", mahnte Neuendorf, der betonte: "Wir brauchen jetzt einen Schulterschluss und müssen die Kräfte bündeln, um die EM 2024 zu einem Erfolg werden zu lassen."
Weitere personelle Entscheidungen verkündete Neuendorf wie erwartet nicht. Es gehe darum, "kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagte der DFB-Präsident, der in der "One Love"-Debatte Fehler zugab: "Wir hätten als Präsidenten der Europäer den direkten Draht zu Gianni Infantino suchen müssen, fragen müssen, wie die Haltung der Fifa ist."
Neuendorf begründete auch, warum Bundestrainer Flick weitermachen darf. Er habe bei der WM-Analyse bei Flick "große Energie" gespürt, "dass er unter allen Umständen die EM im eigenen Land gestalten will und große Lust darauf verspürt".
Seine ehemaligen Bayern-Bosse Rummenigge und Kahn vom Team Neustart unterstützen Flick nun dabei.