Mit Ancelotti zum Finale nach Cardiff

München - Läuft alles normal, hat Carlo Ancelotti drei Versuche. Sein Vertrag läuft bis 2019. Drei Anläufe, um die Champions League mit dem FC Bayern zu gewinnen, auch noch mit dem FC Bayern muss es in seinem Fall heißen. Der 57-Jährige könnte sich als Trainer selbst auf den Olymp hieven. Und der Italiener weiß ja, wie es geht, den Henkelpott zu erringen.
Fünf Mal schon durfte er die wertvollste Trophäe des europäischen Klubfußballs liebkosen. Als Spieler zwei Mal, 1989 und 1990 in der großen Milan-Ära, als Trainer sogar drei Mal. Die Liste der Coaches, die zwei Vereine zum Königsklassen-Triumph geführt hat, könnte prominenter nicht sein: Ernst Happel (Feyenoord Rotterdam/Hamburger SV), Ottmar Hitzfeld (Borussia Dortmund/FC Bayern), Jupp Heynckes (Real Madrid/FC Bayern) und José Mourinho (FC Porto/Inter Mailand).
In dieser Saison hat nur Ancelotti die Chance, zum dritten Mal zuzuschlagen. Nach den Erfolgen mit dem AC Mailand 2003 und 2007 sowie mit Real Madrid zum Ende seines letzten Engagements vor Bayern. 2014 war das, gemeinsam mit Routinier Xabi Alonso.
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Zum Auftakt ein Pflichtsieg
Zum Start des neuen Anlaufes geht es für Ancelotti und die Bayern am Dienstag (20.45 Uhr, Sky live) gegen den russischen Vizemeister FK Rostow. Eine Paarung, die wenig sexy ist. Ein Pflichtsieg muss her, ein guter Auftakt – mehr nicht. "Die Champions League ist für mich immer ein ganz besonderer, spezieller Wettbewerb", sagte Ancelotti, dem nachgesagt wurde, den Fokus mehr auf diese großen Flutlicht-Abende zu setzen als auf den Alltag in der nationalen Liga.
Natürlich widerspricht der weise Coach. "Wir müssen unser Bestes versuchen, müssen Spiel für Spiel angehen", erklärte er und betonte: "Der erste Schritt wird es sein, die Gruppe zu gewinnen. Das ist wichtig. Aber richtig wichtig wird es im März, April." Wenn es ernst wird, wenn die K.o.-Spiele kommen. Die Halbfinals etwa.
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Ziel: CL-Finale
Drei Mal scheiterte Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola an der Hürde Halbfinale. Real Madrid, FC Barcelona, Atlético Madrid – eine spanische Wand. Doch der FC Bayern definiert sich über die Champions League, strebt nach dem Triple 2013 wieder das Finale an. Die ganze Saison führt durch eine schmale Gasse, an deren Ende die Lichter der walisischen Hauptstadt zu erkennen sein sollen. Termin: 3. Juni 2017. Motto: Mit Carlo nach Cardiff.
"Es ist klar, dass es unser Ziel ist, die Champions League zu gewinnen", sagt Ancelotti, "zuletzt hat es nur wegen Kleinigkeiten nicht geklappt." Ein freundlicher Gruß Richtung Guardiola. Ancelotti nahm den Spanier in Schutz, dieser Ancelotti ist einfach ein netter Kerl.
Mit der Magie für den Henkelpott? "Ich hoffe schon", sagt Thomas Müller, "dass er ein besonderes Gespür hat." Deswegen haben ihn die Bayern-Bosse ja geholt. Der sechste Champions-League-Triumph steht über der fünften Meisterfeier hintereinander – auch wenn das nie jemand öffentlich zugeben würde.
Heynckes: Bester Kader der Bayern-Historie
In der Branche weiß man um Ancelottis Fähigkeiten. Im "Kicker“ schreibt Triple-Trainer Heynckes: "Carlo Ancelotti hat mehrmals eindrucksvoll bewiesen, dass er seine Mannschaften gerade in der Champions League clever zu betreuen weiß, vor allem in der K.o.-Phase im März, April. Dazu hat er – wie es bereits in den vergangenen zwei Jahren der Fall war – einen Kader, der besser ist als je zuvor in der Bayern-Historie."
Zunächst geht es gegen Rostow, die Unbekannten. Für einen Topstarter wie die Bayern aber kein Problem, oder? Die letzten zwölf Auftaktpartien der Königsklasse konnte man gewinnen, zuletzt setzte es 2002 eine Pleite, ein 2:3 gegen Deportivo La Coruna. Ein Fakt wie aus einer anderen Welt.