Millionenmacher und Sparfuchs
Louis van Gaal hat den FC Bayern mit akrischer Arbeit revolutioniert und sein Soll somit in der ersten Saison bereits erfüllt. So einer darf sich dann auch mal über Real Madrid belustigen.
MÜNCHEN Louis van Gaal ist ein Mensch, der sich gerne einmal etwas gönnt. Ein guter Rioja, ein schickes Dinner mit seiner Frau Truus, „das ist echte Lebensqualität", sagt der Holländer. Dafür gibt er gerne Geld aus. Ansonsten, so verriet er kürzlich mit einem Augenzwinkern, esse er immer an der Säbener Straße in der Vereinskantine. „Das ist billiger“, meinte er.
Dabei hat sich der 58-Jährige in seinem ersten Bayern-Jahr zur wertvollen Wirtschaftsfachkraft entwickelt. Van Gaal ist beides, zwei in einem: Millionenmacher und Sparfuchs.
Die Einnahmeseite durch die Erfolge der Profis kann sich jetzt schon, rund acht Wochen vor Ende der Saison, sehen lassen. Der Einzug ins Pokal-Halbfinale und ins Viertelfinale der Champions League hat Bayern mehr als 40 Millionen Euro gebracht, weitere Boni nicht ausgeschlossen.
Hinzu kommt sein Hang zur Jugendförderung. Es ist sein Verdienst, Talente wie Müller (20), Badstuber (20), Contento (19) und als neuesten Coup Alaba (17) in den Profibetrieb integriert zu haben. Die Nachwuchsleute mit hoher Begabung zeigen sich dankbar, leistungswillig. Ihnen ist sein System leichter zu vermitteln als Altstars, die glauben, nicht mehr dazulernen zu können.
Alternde wie renitente Millionen-Stars wie Luca Toni wurden aussortiert, andere Mitläufer (und Gutverdiener) wie Ottl, Breno, Sosa und Braafheid ausgeliehen. Die Verpflichtung von Spielern der Kategorie Mittelmaß wie Pranjic und Timoschtschuk kann man sich in Zukunft sparen. Dennoch müssen gerade diese Spieler aushelfen am Samstag (18.30 Uhr) im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Schweinsteiger gesperrt, Demichelis und Gomez verletzt, am Freitag meldeten sich Franck Ribéry (Sprunggelenk) und Hamit Altintop (Grippe) ab, Kapitän Mark van Bommel ist fraglich, ihn plagt eine Stirnhöhlenentzündung.
Und wieder muss van Gaal improvisieren. Die hohe Belastung mit der Reise nach Florenz ist kein mögliches Alibi für den Coach. „Wir hatten drei Tage Zeit. Wenn wir das nicht schaffen, ist das unsere Schuld. Aber ich denke, wir können das machen." Einen Sieg holen – und Tabellenführer bleiben mit all den Jungstars plus Drittliga-Kickern wie Mehmet Ekici, die die Ersatzbank auffüllen müssen.
Dass Geld keine Titel holt, hat sich unter der Woche mit dem Champions-League-Aus von Real Madrid bestätigt. Und auch van Gaal fühlt sich bestätigt. „Ich habe damals schon zu Perez (Real-Präsident, d.Red.) gesagt: ,Sie können keine Mannschaft kaufen, das funktioniert nicht.' Er hat nicht gelernt." P. Strasser