Michael Mittermeier verzweifelt an Trainersuche beim FC Bayern: "Wenn ihr mich schon fragt, läuft da was schief"

AZ: Herr Mittermeier, als bekennender Bayern-Fan haben Sie zuletzt ja vergleichsweise schwere Zeiten durchgemacht. Freuen Sie sich trotzdem auf die Fußball-EM?
MICHAEL MITTERMEIER: Ich freue mich sehr! Es ist schon special, mal wieder so eine EM im eigenen Land. Da kommen die Erinnerungen hoch von 2006, was ja wirklich grandios war. So oft auf meinen Reisen durch die Welt wurde ich auf diese WM angesprochen! Ich hab’ mal in Montreal auf einem Festival gespielt, da hat ein englischer Kollege Tränen in die Augen bekommen, als er von der WM 2006 erzählt hat. Das war sein erstes Mal in Deutschland, und er hatte von seinen Großeltern nicht viel Gutes über uns mitgekriegt – und dann sitzt er da und hat Tränen in den Augen, als er davon erzählt. Was ist da bloß passiert in Deutschland!?
Das Halbfinal-Aus des FC Bayern im Bernabeu hängt Michael Mittermeier immer noch nach
Waren Sie oft im Stadion damals?
Tatsächlich ja! Alle deutschen Spiele, leider auch das gegen Italien. An das Argentinien-Spiel werde ich mich ewig erinnern! Und zwischen den Deutschland-Spielen haben wir ganz viel draußen angeschaut, alles im "Vereinsheim" in Schwabing, das gerade erst eröffnet hatte.
Wie sieht’s bei der EM aus? Haben Sie schon Tickets?
Jein. Ich weiß, wo ich vielleicht das ein oder andere Ticket her kriege, aber im Moment bin ich mit meinem Lucky Punch Comedy Club im FatCat voll durchgetaktet, das Fernsehen zeichnet demnächst bei uns auf, und im "Stadion der Träume" spielen wir am 16. Juni eine Fußball-Comedy-Show. Ich hab’ sogar ein Ticket für das Eröffnungsspiel gegen Schottland, darf aber noch nicht sagen, warum ich vielleicht nicht hingehe.
Ach ja?
Es gibt nicht viele Gründe, da nicht hinzugehen. Es wäre jedenfalls sehr krass, sehr anders. Das, worüber ich nicht reden kann. Ich warte gerade auf eine schriftliche Bestätigung. Danach habe ich aber den Kopf frei und werde alle Spiele voller Leidenschaft verfolgen.
Was trauen Sie der deutschen Elf zu? Vor den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande schien die Stimmung im Land total im Keller zu sein...
Es ist doch geil, dass wir auch mal wieder leiden, Bayern- und Deutschland-Fans! 2014 sind wir völlig ausgeflippt, ich hab’ meine damals sechsjährige Tochter auf den Schultern über die Leopoldstraße getragen. Krass, was Fußball mit uns macht. Viele von uns Comedians sind ja leidenschaftliche Fans und machen natürlich auch Comedy darüber. Das sind ja durchaus Themen für uns.
Wie lange hängt Ihnen so eine dramatische Fußballnacht wie unlängst die im Estadio Bernabeu noch nach?
Das hängt schon drin. Aber wenn ich meine persönliche Rangliste anschaue... Ich war beim Finale dahoam gegen Chelsea im Stadion: Das war das Schlimmste ever! Das hängt immer noch drin. Und wenn Thomas Müller am Tag danach postet 'Auf geht’s, Jungs, weiter!’ – der hat auch irgendwo in seinem Körper eine Stelle, wo es dunkel ist. Auch 2010 beim Champions-League-Endspiel gegen Inter Mailand war ich dabei. Und für das Finale 2013 im Wembley-Stadion gegen Dortmund hatte ich auch Tickets.
Darum verfolgte Michael Mittermeier das Wembley-Finale 2013 nicht im Stadion
Aber?
Das Problem war: Die letzten beiden Endspiele, bei denen ich im Stadion saß, haben wir verloren. Da habe ich zu dem, der mir die Tickets besorgt hat, gesagt: 'Mach’ zwei Menschen glücklich!’ Weil wenn ich da rein gegangen wäre, und wir hätten wieder verloren: Ich hätte nie wieder zum FC Bayern gehen können! Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wir deswegen gewonnen haben.
Wie haben Sie dieses Finale dann erlebt?
Ganz ohne Neid, mit Freunden, auf dem Beamer. Ich war der glücklichste Mensch, nicht da gewesen zu sein. Ich bereue es bis heute nicht.
Wie ist Ihr Eindruck von Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann als Bundestrainer?
Ich bin kein Experte. Wenn’s schlecht läuft, haben wir in Deutschland immer wahnsinnig viele Experten. Während der Pandemie, als wir Künstler alle keine Jobs hatten, hab’ ich mich von Sky mal überreden lassen, neben Lothar Matthäus so ein Champions-League-Spiel mit zu kommentieren – meine Kommentare beim Fußball beschränken sich für gewöhnlich auf "Tor" oder "Vollpfosten!". Ich hab’ da viel gelernt. Lothar Matthäus dabei zuzuschauen, wie der ein Spiel sieht und dir erklärt, was er gerade sieht! Wie ein Chirurg, der sagt 'Ich hab’ da gerade was entdeckt...’ – und ich sehe nur schwarz.
Und wer wird jetzt der neue Bayern-Coach?
Leider wird es keiner, der länger bleiben wird. Weil wenn du die fünfte oder sechste Wahl bist... Aber wenn ihr Zeitungsleute schon die Komiker fragt, bedeutet das ja: Es läuft was schief.