Mia san deppert

Van Gaals Bayern geben beim 2:3 in Köln wieder eine Führung aus der Hand – die AZ-Analyse.
von  Abendzeitung
Einsam: Louis van Gaal auf der Bank in Köln
Einsam: Louis van Gaal auf der Bank in Köln © MIS

Van Gaals Bayern geben beim 2:3 in Köln wieder eine Führung aus der Hand – die AZ-Analyse.

KÖLN Zwei Dinge haben die Bayern an diesem Spieltag gewonnen: Hohn und Spott. Wer gegen diese Bayern gewinnen will, sollte erstmal in Rückstand gehen, die erste Halbzeit abschenken – dann kann nichts mehr passieren, die Punkte sind sicher.

Louis van Gaal war bedient, er verweilte nach dem Abpfiff allein auf der Bank im Kölner Stadion, beobachtete einsam das Treiben. Er hatte erlebt, was für einen Fußball-Lehrer das Schlimmste ist: das Team macht ein- und denselben Fehler, wieder und wieder. Eine starke erste Hälfte, eine 2:0-Führung – und dann schenkten sie den Sieg her, 2:3. Er selbst erinnerte an die Punktverluste nach Führung in Gladbach (3:3), Leverkusen (1:1) und zuletzt in Wolfsburg (1:1): „Es ist unglaublich, dass wir wieder ein Spiel weggegeben haben. Wir können die Konzentration nicht über 90 Minuten beibehalten, das ist unser großes Problem, das ist schlecht für eine Spitzenmannschaft – das ist schade.“ Thomas Müller brachte es auf den Punkt: „Wir sind wie Schlaftabletten aus der Kabine gekommen, so machen wir uns die ganze Saison kaputt."

Doch es liegt nicht nur daran. Früher waren die Gegner eingeschüchtert durch Bayerns Mia-san-mia, heute macht man sich lustig. Nun heißt es: Mia san deppert. Die AZ-Analyse, wo es hakt:

Die Arroganz nach Führungen

Sie spielen ohne die Selbstverständlichkeit, eine Führung zu verteidigen. Ohne das Gefühl: Wir sind der FC Bayern, was wollt ihr denn? Nach einem Gegentreffer, wie nun dem 1:2, bricht die Mannschaft, die dabei phasenweise sogar noch arrogant wirkt, in sich zusammen.

Die zu geringe Konkurrenz

Der Kader ist klein. Eng und kompakt, das soll die Lösung sein – so stellten es sich Trainer van Gaal und Sportdirektor Christian Nerlinger vor: 21 Profis, davon fällt Ivica Olic bis Saisonende aus. Van Bommel, Demichelis, Alaba und Braafheid wurden zuletzt abgegeben. Fast alle Spieler haben einen Stammplatz. Das ist van Gaals Methode, er will den Einzelnen stärken und Ersatzspielern eine „Perspektive“ geben. Das kann alles gut gehen wie in der Rückrunde 2010. Wie viel Risiko dabei ist, sieht man nun. Von der Bank kommt kaum Druck, selbst Torschütze Altintop weiß, dass er nur Lückenbüßer für Robben oder Ribéry ist.

Die schwache Mitte

Im Zentrum des Spiels fehlt eine Achse. Kraft ist noch zu jung, Badstuber mit der Rolle des Abwehrchefs – zumindest in Köln – noch überfordert. Pranjic und Ottl geben eine zu brave Doppelsechs ab. Letztes Jahr hieß die Achse: Butt, van Buyten, van Bommel, Schweinsteiger. Dazu kommt: Mehrere Spieler werden vom Trainer nicht auf der Position eingesetzt, die sie bevorzugen: Schweinsteiger (Spielmacher statt Sechser), Timoschtschuk (Innenverteidiger statt Sechser), Luiz Gustavo (Linksverteidiger statt Sechser), Müller (Außenstürmer statt hinter der Spitze).

Patrick Strasser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.