Messi-Messe in Barcelona
Barcelona - Es begann mit dem großen Warten. Dem Warten auf Gott. In Barcelona ist Gott nicht Pep Guardiola. Okay, er ist einer der Ex-Götter. Der aktuelle Gott der Götter ist 27, Argentinier und heißt Lionel Messi. Das Ereignis des Dienstags, einen Tag vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern, war eine anberaumte Pressekonferenz mit Messi – erstmals seit knapp zwei Jahren, seit dem 17. Juli 2013, damals zum Trainingsauftakt der Katalanen, sprach Messi. Die Messi-Messe.
Das Warten dauerte überraschenderweise nur eine knappe halbe Stunde. Dann war er da, einer Erscheinung gleich. Nur kurz zu sehen zwar, weil ihn Dutzende Fotografen einkreisten. Leo hier, Leo da. Schau’ mal rüber, schau mal her. Nur noch sein neongelbes Shirt leuchtete in der Menschen- und Linsentraube. Dann war Schluss mit Fotozeit. Auf in die Fragerunde. Es war ein selten gesehener Auflauf an Reportern, Kamera-Teams und Live-Handy-Filmern, fast so als würde der Leibhaftige persönlich seine erste Fragerunde auf Erden beantworten.
Der Sauerstoff war rar im von Schweiß und Elektronik überfrachteten Pressekonferenz-Raum auf dem Trainingsgelände des FC Barcelona, der „Ciutat Esportiva Joan Gamper“, benannt nach dem Vereinsgründer von 1899. Und dieser Schweizer Hans-Max, in Spanien Joan gerufen, hätte sich wohl schon sehr gewundert über solch ein Spektakel 116 Jahre später. Andere Zeiten, andere Welten. „Hola Leo“, so begannen die Spanier, die Südamerikaner ihre Fragen. Sie zeigten auf, schnippten mit den Fingern, riefen: „Leo! Leo! Leo! Ich! Ich! Ich! Hier! Hier! Hier!“
Ein deutscher Reporter eröffnete seine Frage ganz preußisch mit: „Herr Messi, auf wen ist der Druck größer am Mittwoch: auf Pep Guardiola, dem Ex-Barça-Trainer und Messis ehemaligem Lehrmeister, oder dem FC Barcelona?“ Was soll er da schon sagen, der viermalige Weltfußballer, der Allmächtige unter den Kickern? Er sagte: „Wir haben beide den gleichen Druck. Für Barça ist es eine Verpflichtung, das Finale zu erreichen.“ So in etwa war der Erkenntnisgewinn dieses knapp 20-minütigen Spektakels. Messi steht vor der 100. Europapokalpartie seiner Karriere (96 Spiele in der Champions League, drei im Supercup). In der laufenden Saison hat Señor Superstar 51 Pflichtspieltore in 50 Einsätzen erzielt – einschüchternd gut.
Barca gegen Bayern ohne Mathieu
Cool und routiniert beantwortete Messi alles geduldig und höflich, immer mit einem charmanten Singsang in der Stimme. Zielorientiert fasste er sich meist recht knapp, ein paar Sätze mussten reichen. Darunter waren Fragen nach der Maske von Robert Lewandowski („So einen Gesichtsschutz haben schon andere Spieler getragen“), nach dem Wert des deutschen Torhüters Marc-André ter Stegen („Er ist ein toller Torwart. Seine Eigenschaften könnten ihn zum besten Torwart der Welt machen“). Der Ex-Gladbacher ter Stegen kommt nur in der Champions League, nicht in der Primera Division zum Einsatz.
Und sonst so, Leo? Der Pep? „Ich freue mich auf ihn, habe viel von ihm gelernt“, sagte Messi artig, „Guardiola kennt unser Team gut, und wir wissen, wie er gerne spielt. Das bringt keinem Team einen Vorteil.“ Aha. Und das Finale? „Wir müssen erst die Bayern, dieses hervorragende Team, überwinden“, sagte er. Ach so.
Das war’s. Abgang Messi. Fotogewitter. Und weg war er. Wird Zeit, dass am Mittwoch gekickt wird.