Merkel gratuliert Schweinsteiger: Knuddel-Kanzlerin
MÜNCHEN Endlich mal als Sieger. Endlich mal durfte Bundeskanzlerin Angela Merkel Bastian Schweinsteiger richtig knuddeln und drücken, Küsschen rechts, Küsschen links, endlich gratulieren – nicht nur trösten. Die Bayern haben den Champions-League-Pott geholt – mit Merkels Segen.
Auf der Ehrentribüne des Wembley-Stadions saß die Bundeskanzlerin neben Uefa-Präsident Michel Platini (rechts von ihr) und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Vor dem Spiel traf Merkel erst noch US-Superstar Will Smith, dann Uli Hoeneß. Auf dem Weg zu ihrem Platz musste sie vorbei am Vorstand des FC Bayern, so kam es zum Shakehands mit dem Bayern-Präsidenten, der ja wegen seiner Selbstanzeige der Steuerhinterziehung – nun ja, es war der Tag des Fußballs.
Ein Schweinsteiger-Tag. Nach der Partie gab Merkel erst jedem aus dem Dortmunder-Stab die Hand, samt aufmunternder Worte vor allem für Kehl, Reus, Gündogan, Hummels – alles Nationalspieler, denen sie schon mal begegnet war – sowie für Torhüter Weidenfeller und Coach Jürgen Klopp, dem sie noch etwas ins Ohr flüsterte. War aber nur ein halber Spaß. Denn die Siegerehrung der Bayern bereitete Merkel richtig Freude. Vor allem wegen Bastian Schweinsteiger.
Während der Sommermärchen-WM 2006 hatten sich beide kennen und schätzen gelernt. Die erste Siegerehrung war die für den Dritten Platz nach dem 3:1 gegen Portugal in Stuttgart, nach Turnierende durften acht Spieler auf der Dachterrasse des Kanzleramtes bei Kartoffelsalat und Backhendl einen ausgelassenen Abend verbringen. Fortan sah man sich öfter. Etwa bei der EM 2008: Gegen Österreich (1:0) auf der Tribüne in Wien, als der Mittelfeldspieler der Bayern gesperrt fehlte, und nach dem Finale gegen Spanien (0:1). Auch die WM in Südafrika besuchte Merkel. „Als wir gegen Argentinien gespielt haben, kam Sie einfach rein”, erinnerte sich Schweinsteiger, „wir müssen aber auch duschen. Dann stehst du da halb nackt neben der Bundeskanzlerin. Das ist schon immer komisch. Sie hat dann noch ein Bier in der Hand und stößt mit dir an. Dann denkst du dir schon: Bin ich hier richtig?”
Die beiden mögen sich. Doch warum? Der ehemalige Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte einmal: „Die Kanzlerin schätzt die offene und frische Art von Herrn Schweinsteiger.” Umgekehrt ist es der Sachverstand von Fußballfan Merkel, den der 28-Jährige schätzt. „Sie hat wirklich Ahnung vom Fußball”, meinte er einmal.
Bei der EM 2012 verpasste Schweinsteiger Merkels Kabinenbesuch und entschuldigte sich danach. Und was erzählt man sich so beim Small-Talk? Schweinsteiger: „Ich versuche, einfach so zu bleiben, wie ich bin. Ich spreche ganz normal mit ihr. Ich glaube, sie will es auch nicht, dass man sich etepetete benimmt. So bin ich ja auch nicht.”