Meister-Dreikampf: Sammer sieht "Reibereien" auf Nagelsmann zukommen

Wieder einmal machen es sich 15 von 18 Bundesliga-Trainern leicht und tippen auf den FC Bayern als Meister - doch drei Mutige immerhin haben genug von den ewigen Schalen-Partys der Münchner. Einer von ihnen: Steffen Baumgart, neuer Coach des 1. FC Köln und stolzer Träger einer Schiebermütze, weil er damit "einfach besser aussieht", wie er selbst sagt.
"Wer wird Deutscher Meister?", meinte Baumgart jüngst in einer "Kicker"-Umfrage und ergänzte in seiner herrlich kauzigen Art: "Da werden Sie nicht Bayern München hören. Ich tippe auf Dortmund. Es wird ja mal Zeit, dass wir einen anderen haben."
Liga-Trainer glauben nicht an ein Ende der Bayern-Serie
Mit dieser Meinung steht Baumgart sicher nicht alleine da, doch neben dem Kölner Coach sowie Leverkusens Gerardo Seoane und Dortmunds Marco Rose, die sich in der Meisterfrage nicht festlegen wollten, glauben zumindest die Trainer der Liga nicht so wirklich an ein Ende der Bayern-Serie.
Neun Titel in Folge haben die Münchner gewonnen, Nummer zehn wäre ein neuer Rekord in den europäischen Topligen. "Wir können etwas Historisches schaffen", sagte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie immer wieder fähig ist, sich selbst zu übertreffen."
BVB will es FC Bayern so schwer wie möglich machen
Alles klar, also? Nix da! Denn einiges spricht dafür, dass es diesmal enger zugeht an der Spitze. "Wir haben den Kader, um deutscher Meister zu werden, den Pokal zu gewinnen und in der Champions League weiterzukommen", sagte BVB-Star Marco Reus voller Selbstvertrauen vor dem Ligastart, mit dem neuen Trainer Marco Rose und Stürmerstar Erling Haaland will es Dortmund Bayern so schwer wie möglich machen. "Natürlich braucht es auch Glück. Aber das können wir uns mit Leidenschaft und Herz erarbeiten", erklärte Reus.
Und Leipzig hat mit André Silva auch endlich einen echten Knipser, der mit seinen 28 Toren im Vorjahr für Aufsehen gesorgt hat.
Nicht nur Rekordnationalspieler Lothar Matthäus erwartet deshalb "die spannendste Meisterschaft seit ganz langer Zeit". Es werde "ein Titel-Rennen auf absoluter Augenhöhe", schrieb der 60-Jährige in seiner Sky-Kolumne und ergänzte via "Sport Bild": "Die beste erste Elf hat der FC Bayern. Den besten Kader RB Leipzig."
Lothar Matthäus erwartet "scharfen Dreikampf an der Spitze"
Die Sachsen hätten mit Ibrahima Konaté und Dayot Upamecano "zwei wichtige Spieler in der Defensive verloren, der BVB mit Jadon Sancho einen wichtigen Offensivspieler", sagte Matthäus weiter: "In beiden Vereinen scheint mir das Gesamtgebilde aber besser gewachsen zu sein als beim FC Bayern. Ich gehe davon aus, dass es ein scharfer Dreikampf an der Spitze wird. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich sagen: Leipzig wird für Bayern noch gefährlicher als Dortmund." Ein moderner Dreikampf - darüber würden sich viele Fußballfans freuen.
Seit dem Jahr 2013 heißt der Meister stets Bayern, aber selbst der neue Boss Kahn erwartet, dass es diesmal kein Spaziergang wird. "Die Jagd ist eröffnet", sagte der 52-Jährige vor dem Auftakt-Klassiker bei Borussia Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1, DAZN und im AZ-Liveticker). Die Konkurrenz werde "alles versuchen", den Branchenprimus vom Thron zu stoßen.
Matthias Sammer: "Es können auch Schwierigkeiten entstehen"
Vieles wird davon abhängen, wie schnell der neue Bayern-Trainer Julian Nagelsmann die Mannschaft hinter sich bringt und von seinen Ideen überzeugt. "Er ist ein überragender Fußballfachmann, der aber noch nichts gewonnen hat", sagt Dortmund-Berater und Amazon-Experte Matthias Sammer: "Das kann überragend zusammenpassen. Aber Julian hat einen solchen Klub, mit dieser Bedeutung, mit dieser Emotionalität, weder in Leipzig noch in Hoffenheim erlebt. Daher halte ich es jetzt für zu früh, um über das Saisonende zu reden. Es können auch Schwierigkeiten entstehen. Bayern hat die Mannschaft, um etwas Großes zu gewinnen, Julian Nagelsmann die Fähigkeiten dazu. Aber es muss erst mal zusammenwachsen."
Nagelsmann stehe "vor einem spannenden Prozess", ergänzte Sammer: "Ich kann mir vorstellen, dass es Reibereien gibt. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Aber das ist Aufgabe des FC Bayern."
Will da jemand ein bisschen Unruhe stiften? So oder so: Langweilig wird dieser Meisterkampf wohl nicht.