Meister des Frustabbaus

Der Zenit-Schock soll in Wolfsburg mit Titel und Weißbier weggeduscht werden. Ein Pünktchen fehlt nur noch zur 21. Meisterschaft – an diesem Wochenende soll es soweit sein.
von  Abendzeitung
Die Meisterschale, derzeit noch im Besitz des abgeschlagenen Titelverteidigers VfB Stuttgart, wird den Bayern erst am 34. Spieltag überreicht.
Die Meisterschale, derzeit noch im Besitz des abgeschlagenen Titelverteidigers VfB Stuttgart, wird den Bayern erst am 34. Spieltag überreicht. © dpa

MÜNCHEN - Der Zenit-Schock soll in Wolfsburg mit Titel und Weißbier weggeduscht werden. Ein Pünktchen fehlt nur noch zur 21. Meisterschaft – an diesem Wochenende soll es soweit sein.

Flughafen, Abschlusstraining. Am nächsten Tag das Spiel. Am Morgen danach der Rückflug. Und wieder von vorne. Nach der Dienstreise in Russlands Norden nach St. Petersburg mit blamablem Ende heißt es für die Bayern ab Samstag wieder: Abschlusstraining (diesmal an der Säbener Straße), dann Abflug nach Hannover, weiter mit dem Mannschaftsbus nach Wolfsburg. Am Sonntag (17 Uhr, Premiere live) das Spiel. Am Abend zurück.

Als Meister?

Als Meister! Um dann den Frust über das Aus im Uefa-Cup-Halbfinale, dieses schreckliche 0:4 bei Zenit St. Petersburg, wegzufeiern. Ein Pünktchen fehlt nur noch zur 21. Meisterschaft – an diesem Wochenende soll es soweit sein. „Wir wollen so schnell wie möglich mathematisch Meister werden“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld, „und wenn man feststeht als Meister, gibt es auch Grund zu feiern.“ Damit der zerplatzte Triple- Traum durch eine zünftige Double-Feier ersetzt wird. Denn das, so Hitzfeld sei auch „etwas Besonderes“.

Womöglich sind die Bayern sogar schon am Samstag Meister – nur dann allerdings, wenn keiner der so genannten Verfolger das jeweilige Heimspiel (Bremen spielt gegen Cottbus, Schalke empfängt Hannover) gewinnt. Nach einem lockeren Abschlusstraining am Nachmittag landen die Bayern um 17 Uhr in Hannover. Patzen die Konkurrenten und hat die Lufthansa- Maschine etwas Verspätung, wären sie schon durch.

Meister über den Wolken?

Dann könnten sie im Wolfsburger Hotel Ritz Carlton anstoßen – auf einen Drink mit Ex-Trainer Felix Magath, der in der VW-Stadt noch keine Wohnung bezogen hat. Sie könnten – zu viel Konjunktiv. Die Bayern wollen es am Sonntag selbst richten. Und dann noch einmal alle Kräfte bündeln, obwohl „die Mannschaft auf dem Zahnfleisch daherkommt“ (Vorstandsboss Karl- Heinz Rummenigge). Für einen Punkt und die Party danach.

Für 21 Uhr ist die Landung in München vorgesehen, danach soll es im Fall der Fälle mit Freunden und Familie in ein Nobelrestaurant gehen. Ende offen. Wer noch kann, geht tanzen. Und trinken. Denn in der Nacht zum Freitag hatten sich die Spieler nicht an die Vorgabe von Manager Uli Hoeneß gehalten („Die sollen heute mal ein bisserl Alkohol trinken!“), sie waren zu platt und enttäuscht.

Luca Toni, Franck Ribéry und ein paar Mitspieler sahen sich an der Bar des Mannschaftshotels Astoria das Elfmeterschießen des zweiten Halbfinals an. Toni musste noch einmal leiden, als sein Ex-Klub AC Florenz an den Glasgow Rangers scheiterte.

Frust

Schwermütig stiegen die Bayern am Freitag in den Flieger, gefrustet. Es könnte eine ziemlich wilde Feier am Sonntag geben, da sich einiges aufgestaut hat. „Die Mannschaft hat’s verdient“, sagte Kapitän Oliver Kahn, „wir hatten noch keine Zeit, so richtig zu feiern – nicht mal nach dem DFB-Pokalsieg, weil wir uns schon wieder aufs Heimspiel gegen St. Petersburg vorbereitet hatten. Wenn wir Meister sind, können wir mal so richtig feiern – die letzten zehn Tage.“ Wenn das mal alle durchhalten.

Am Montag wäre trainingsfrei – zum Auskatern. Zwei Tage später dürften sich die Bayern in der Allianz Arena beim Heimspiel gegen Bielefeld (20 Uhr) erstmals von den eigenen Fans feiern lassen, die Meisterschale wird die DFL aber erst am 34. Spieltag, beim Heimspiel gegen Hertha BSC überreichen. „Ich befürchte, dass die Luft nun etwas raus ist“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld, „wir wollen die Saison jetzt anständig beenden und den Zuschauern noch ein paar Siege bescheren.“ Keiner kann das kurz vor der Meisterschaft so nüchtern sagen wie Ottmar Hitzfeld. Na, dann: Weißbierdusche marsch!

Patrick Strasser

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