Meister 2013? Unverjuppbar!

Achter Sieg im achten Spiel, zwölf Punkte vor Dortmund, Trainer Heynckes schwärmt von „Fußball vom Allerfeinsten“ – die Bayern sind auf Titelkurs.
von  Patrick Strasser

Düsseldorf -Sie hatten alles gegeben, alle (guten) Geister von Vergangenheit und Gegenwart bemüht. Doch es half nichts. Weder die Anwesenheit von den „Toten Hosen“ inklusive Frontmann Campino noch das überdimensionale Plakat. Fortuna-Fans präsentierten ein Foto vom 9. Dezember 1978, das Bayern-Torhüter Sepp Maier konsterniert zeigt, im Hintergrund die Anzeigetafel des alten Düsseldorfer Rheinstadions mit der Torfolge – 7:1. Für Fortuna. Am Samstag hieß es am Ende 0:5. Gegen Fortuna. Für Bayern.

Was man einst mit Maier, Beckenbauer und Hoeneß machen konnte, war gegen Neuer, Müller & Ribéry nicht drin. Die 2012er Bayern siegten souverän, holten damit den Bundesliga-Rekord, weil sie auch ihr achtes Spiel hintereinander gewannen. Der eigene Bestwert aus der Saison 1995/96 unter Trainer Otto Rehhagel mit sieben Siegen am Stück wurde damit übertroffen – damals allerdings wurde am Ende Borussia Dortmund Meister. Wiederholung ausgeschlossen? Schließlich hat Bayern nun 12 Punkte Vorsprung auf den Titelverteidiger. So eine Führung ist dieses Jahr für die stabile Heynckes-Truppe doch unverjuppbar!

Mario Mandzukic, Luiz Gustavo mit einem kuriosen Treffer sowie Thomas Müller (2) plus der eingewechselte Rafinha sorgten für den Rekord – und zugleich die 600. Tabellenführung sowie den 300. Bundesliga-Sieg von Trainer Jupp Heynckes. So herzlich wie da fielen sich der gebürtige Mönchengladbacher und Sportdirektor Matthias Sammer an der Seitenlinie noch nie in die Arme. Gab ja auch wirklich nichts zu meckern.

Doch von Euphorie ist man bei Bayern so weit weg wie von einem Abstiegsplatz. Und die Konkurrenz sieht die Münchner durchs Fernglas – allen voran der BVB. „Ich sehe das nicht mit Schadenfreude. Wir haben einen super Start hingelegt, Dortmund etwas weniger als wir“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Trainer Heynckes sah „Fußball vom Allerfeinsten“ und sprach vom „bislang besten Spiel in dieser Saison“. Immerhin ließen sich mit Kapitän Lahm und Müller zwei Spieler zur Formulierung hinreißen: „Wenn wir so weiterspielen, wird es schwer sein, uns zu stoppen.“ Kunststück. Ginge es so weiter, hätte man am Ende 102 Punkte.

Der BVB wurde im Mai mit 81 Zählern Meister, nach dem 7. Spieltag lagen die Bayern acht Punkte vorne. Eine Lehre für alle Zeiten – und on top kam Dienstag noch das unmögliche 4:4 der Nationalelf nach 4:0-Führung gegen die Schweden. Für die Bayern eine gratis Bonusleistung. So schnell werden die sieben Nationalspieler keinen Vorsprung mehr verspielen – nicht in 90 Minuten und an den nächsten 26 Spieltagen.

„Wir sind uns durch die vergangenen zwei Jahre bewusst, dass wir schön auf dem Teppich bleiben müssen. Letztes Jahr hatten wir auch eine gute Phase im Herbst, dann hat es nicht gereicht. Deswegen werden wir Spiel für Spiel weiterarbeiten“, sagte Müller bei „Sky“ und meinte: „Wegen Vorsprung verspielen haben wir erst am Dienstag ein abschreckendes Beispiel erlebt.“ Womöglich fällt eine Vorentscheidung schon im direkten Duell mit dem BVB am 1. Dezember in der Allianz Arena.

Und Campino? Der meinte nur noch: „Die Bayern müssen ihre Gegner in der Champions League suchen.“ Am Dienstag in Lille hat man nach der 1:3-Pleite in Borisov plötzlich Druck. Sogar „unmenschlichen Druck“, sagte Müller und grinste.

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