Mehr Jäger als Sammler

Für über die Hälfte aller Bayern-Profis war der Pokalsieg der erste echte Titel. Bernd Drehers Karriere aber verläuft kurios: Mehr Trophäen als Einsätze
von  Abendzeitung
Luca Toni nimmt einen Schluck aus dem Weißbierglas – auf seinen allerersten großen Vereinstitel. Foto: Bongarts/Getty Images
Luca Toni nimmt einen Schluck aus dem Weißbierglas – auf seinen allerersten großen Vereinstitel. Foto: Bongarts/Getty Images © Bongarts/Getty Images

MÜNCHEN - Für über die Hälfte aller Bayern-Profis war der Pokalsieg der erste echte Titel. Bernd Drehers Karriere aber verläuft kurios: Mehr Trophäen als Einsätze

Zupacken und brüllen – bei Oliver Kahn ist das eine Einheit, wenn ihm ein Pokal überreicht wird. Am Samstag hatte er wohl etwas vergessen. „Da ist er!“, schrie Kahn. Und die Jungs um ihn herum, beinahe könnten sie seine Söhne sein, himmelten ihn an. Und brüllten mit. „Da ist das Ding“, rief etwa Lukas Podolski. Ganz so, wie er es aus dem Fernsehen kennt. 2001 hatte Kahn den den Pokalhochhaltebrüller zum Kult gemacht. Die Meisterschaft: „Da ist das Ding!“. Der Champions-League-Sieg: „25 Jahre, und jetzt isser da!“.

24 Bayern-Titel für Kahn

In Berlin musste er über sich selbst schmunzeln, als hätte Kahn sich im Moment des Triumphes selbst persifliert. Er, der Titelsammler, der aus den bisher 23 noch 25 machen will mit der Meisterschaft (seiner achten) und dem Uefa-Cup (seinem zweiten nach 1996). 24 Bayern-Titel plus der Gewinn der Europameisterschaft 1996 (wenn auch passiv, weil Bankdrücker). An solche Vielfalt kommt nur Bernd Dreher ran. Wie bitte, Bernd Dreher, der Torwarttrainer? Richtig. Noch immer hat der 41-Jährige einen Profivertrag, half diese Saison oft als zweiter Torhüter aus. Lediglich 13 Bundesligaspiele hat Dreher seit 1996 gemacht, nun hat er bei Bayern mit 21 Titeln (plus Gewinn des Uefa-Cups 1998 mit Leverkusen) mehr Trophäen gesammelt als Spiele bestritten. An dritter Stelle Willy Sagnol, der dienstälteste Feldspieler hat schon 16 Trophäen stemmen dürfen, 13 mit dem FC Bayern.

Auf der Jagd nach weiteren Titeln

Doch der Rest der Mannschaft ist mehr Jäger denn Sammler: Auf der Jagd nach weiteren Titeln. Für mehr als die Hälfte des 25-Mann-Kaders ist der Pott die erste echte Trophäe, wenn man den Gewinn des Liga-Pokals 2007 mal ausblendet. Der DFB-Pokal macht manch Bayern-Star zum Titel-Frischling.

„Viele haben zum ersten Mal einen Pokal in den Händen gehalten, und ich hoffe, dass sie jetzt gierig auf weitere werden“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Wen er meinte: Daniel van Buyten, Hamit Altintop, Luca Toni, Lukas Podolski, Miroslav Klose, Jan Schlaudraff, José Ernesto Sosa, Marcell Jansen, Christian Lell, Toni Kroos – sie alle erlebten in Berlin ihr „erstes Mal“. Der Ligapokal galt nur als Saison-Ouvertüre und wird kommendes Jahr ohnehin nicht ausgetragen, ein offizieller Titel bleibt er doch.

Der Trophäen wegen zu Bayern

Der Trophäen wegen sind sie zu Bayern gekommen. Wie Klose, der Ex-Bremer, der bei seinem Wechsel sagte: „Ich bin nach München gekommen, um möglichst viele Titel sammeln.“

Bemerkenswert: Selbst für Luca Toni, Weltmeister mit Italien 2006, war der DFB-Pokal der erste große Vereinstitel. Nach dem Pokalsieg in Berlin meinte Kahn zu Toni scherzhaft: „Nur den einen, den könnte er mir geben.“ Er meinte den WM-Pokal, der Kahn im Finale 2002 durch die Hände glitt. Toni tröstete Kahn, sagte: „Wenn ich nur halb so viele Titel in meiner Karriere gewinnen kann wie Oliver, wäre ich zufrieden.“ Da muss er sich aber mal ranhalten. chp/ps

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