Mehr als nur ein Sieg: Was der Erfolg gegen Istanbul für den FC Bayern bedeutet
München - Thomas Tuchels Laune kann ansteckend sein, die gute freilich. Nach dem 2:1 seiner Mannschaft gegen Galatasaray Istanbul und dem vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League, garniert mit dem bereits feststehenden Gruppensieg, flachste und lachte der Bayern-Trainer beim Afterwork-Termin mit TV-Sender DAZN.
FC-Bayern-Trainer Tuchel witzelt über die Länderspielpause: "Mit gutem Gewissen paar Tage Urlaub"
Ob es auch am Charme von Reporterin Laura Wontorra lag, die ihn auf die ab Montag anstehende Länderspielpause ansprach? "Für Trainer ist das sensationell", antwortete Tuchel, "vor allem sind wirklich bis auf Bouna Sarr alle weg. Deshalb kann man mit gutem Gewissen ein paar Tage Urlaub machen und abschalten".
Dabei hatte der 50-Jährige wohl nur die Feldspieler im Sinne, schließlich bleiben die Torhüter Manuel Neuer (nach Absprache nicht nominiert) und Sven Ulreich in München.
Abgesehen davon: Urlaube, vor allem in Skigebieten, sollten mit den Bossen dringend abgesprochen und das letzte Spiel davor – an diesem Samstag gegen Aufsteiger FC Heidenheim – unbedingt gewonnen werden. Frag' nach bei Julian Nagelsmann, der im März mit Freundin zum Skifahren ging und ohne Trainerjob bei Bayern zurückkehrte.
Champions League: FC Bayern seit 38 Gruppenspielen ungeschlagen
Schnee von gestern. Im Hier und Jetzt freuen sich die Bayern über ihren Lauf in der Königsklasse. Die Gruppenphase könnte von der UEFA als "Mia-san-mia"-Vorrunde betitelt werden, so dominant treten die Münchner seit Jahren im Herbst auf. Dank Torgaranten Harry Kane, der mit seinem Doppelpack erneut zum Matchwinner wurde, steht man nun bei 17 Siegen in Serie, ist seit 38 Spielen ungeschlagen – beides Rekorde in der Königsklasse.
"Nach vier Spielen den Gruppensieg zu feiern", holte Thomas Müller aus: "Es läuft schon ganz gut hier." Das böse S-Wort – also Saarbrücken – ließ er links liegen und fand, man könne sich für die Leistung gegen den türkischen Meister "schon auf die Schulter klopfen". Und freuen. Die Bayern sind durch – und total befreit.
Die AZ zeigt auf, welche Vorteile sich nun durch den Gruppensieg ergeben:
Keine ganz dicken Brocken im Achtelfinale: Titelverteidiger Manchester City, Mit-Favorit Real Madrid und auch der FC Arsenal stehen jeweils kurz vor dem Gruppensieg – vor allem die ersten beiden Gegner würde man gerne in der ersten K.o.-Runde vermeiden.
Probe gegen Kopenhagen und Manchester United
Achtelfinal-Rückspiel zu Hause: Selbst gegen Kontrahenten der 1-B-Klasse wie Lens, Eindhoven oder den FC Sevilla wäre dies ein Vorteil.
Zwei "Testspiele" auf hohem Niveau in Gruppenphase: Gegen Kopenhagen (28. November) und bei Manchester United (13. Dezember) kann man relativ gelassen den Ernstfall gegen Gegner proben, die noch ums Weiterkommen kämpfen.
Viel Rotationspotenzial: In jenen Partien können überspielte Akteure geschont werden und junge Spieler wie Mathys Tel, Frans Krätzig oder Aleksandar Pavlovic weitere Bewährungschancen bekommen. Tuchel stellte jedoch klar: "Wir werden weiterhin versuchen, jeden Punkt zu holen und niemals abschenken oder Spiele weniger wertschätzen."
Tuchel: "Wir müssen hoffen, dass nicht noch mehr Verletzte hinzukommen"
Bis zur Winterpause Konzentration auf die Bundesliga: Da man – Achtung, das S-Wort! – im DFB-Pokal bereits ausgeschieden ist, fällt eine weitere englische Woche Anfang Dezember weg. In den sechs verbleibenden Liga-Spielen 2023 wollen die Bayern Tabellenführer Bayer Leverkusen stürzen.
Auf den Pflichtsieg am Samstag gegen Heidenheim, folgt nach den Länderspielen direkt der Ausflug zum 1. FC Köln. Am Freitag, drei Tage nach dem DFB-Länderspiel in Wien gegen Österreich (24.11.), als "kleines Bonbon", so Tuchel ironisch.
Da käme "richtig Freude auf", damit sei das Urlaubsgefühl schnell wieder flöten. "Als Trainer bist du erholt, denkst: Okay, jetzt kann's wieder losgehen. Doch das Problem an der Sache ist, dass all unsere Spieler dann erst zurückkommen, mit Jetlag aus dem Flieger steigen (eigentlich nur der Südkoreaner Kim und Kanadas Davies, d. Red.) und noch mal zwei Mal 90 Minuten gespielt haben. Wir müssen hoffen, dass nicht noch mehr Verletzte hinzukommen." Tja. Ist eben Trainerschicksal, das hinzubekommen.