Mehmet Scholl: Schonungslose Abrechnung mit Sohn Lucas
München - Mehmet Scholl war nie einer, der in der Öffentlichkeit ein Blatt vor den nicht immer kleinen Mund genommen hat. Das war in seiner Zeit als Spieler beim FC Bayern so, das war nicht anders, als er als Fernsehexperte fungierte (frag nach beim wund gelegenen Mario Gomez).
Kaum einer ist vor seiner spitzen Zunge gefeit. Auch nicht seine Familie. Genauer gesagt: Sohn Lucas Scholl. Der jetzt 24-Jährige galt vor einigen Jahren als Riesentalent. Der damalige Bayern-Trainer Pep Guardiola hielt große Stück auf den Mann mit dem berühmten Nachnamen. Doch Lucas Scholl konnte den Erwartungen nie gerecht werden. Er spielt nicht bei Bayern, Barcelona oder Madrid, er tritt für den österreichischen Zweitligisten SV Horn gegen den Ball.
Mehmet Scholl zu seinem Sohn: "Du bist ein verhinderter Multi-Millionär"
Scholl junior bezeichnete das vor einem Jahr selber als "klassische Absturzgeschichte". Und der Vater fand jetzt im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher" deutliche Worte über den Filius. "Ich rede mit meinem Sohn ganz, ganz offen. Ich sage ihm auch offen: 'Du bist ein verhinderter Multi-Millionär. Mit den Fähigkeiten, wie du spielen kannst - und was dann am Ende dabei herauskommt", sagte Mehmet Scholl. Lucas habe "viele verschenkte Jahre" und vor allem verschenktes Talent. "Pep hat nach dem ersten Training gesagt: 'Mehmet, dein Sohn hat super Fähigkeiten'", so Scholl.

Doch das Potenzial rief er nicht ab. "Ich schaue mir an, was kann er technisch, taktisch. Da ist Lucas bei 100 Prozent. Der zweite Bereich ist körperlich: Wie ist Athletik, Physis, Ausdauer? Da ist er bei 60 Prozent", sagte Mehmet: "Und der wichtigste Bereich: Wie ist der Charakter? Wie reagiert ein Spieler, wenn es eng wird? Legt er 'ne Schippe drauf oder bricht er weg? Da ist Lucas bei 30 Prozent."
Harsche Worte eines Vaters. "Ich haue doch nicht mein Kind in die Pfanne", sagt er, "aber wie soll ich es anders analysieren? Ich kann es nicht anders analysieren, wie es ist. Es ist Realität, es ist Fakt. Sein bestes fußballerisches Jahr hatte er in der U13 unter mir. Das war unser schlechtestes Jahr als Vater-Sohn. War wirklich so."