Mehmet Scholl: Keine Angst vorm Würger
Der unter Druck geratene Trainer von Bayern II sieht dem ersten Spiel nach der Krisensitzung gelassen entgegen: „Ich musste immer gegen Widerstände ankämpfen. Das bringt einen weiter“
MÜNCHEN Zwei Siege in zwölf Spielen, 30 Gegentore: Macht Platz 19, bei 20 Mannschaften. Die bisherige Saisonbilanz von Bayern II-Trainer Mehmet Scholl liest sich nicht schön. Was da für die Drittligapartie (Samstag, 14 Uhr, Stadion an der Grünwalder Straße) gegen den Tabellen-Achten VfL Osnabrück einen Tag nach seinem Geburtstag auf der Wunschliste ziemlich weit oben steht, ist klar: drei Punkte. Auf die Schleife drum würde er sicher gerne verzichten.
Scholl hat bewegte Wochen hinter sich. Nachwuchschef Werner Kern hatte ihn öffentlich kritisiert („So kann es nicht weitergehen“), Scholl schimpfte derweil auf seine Spieler. Manager Uli Hoeneß nahm Scholl in Schutz, mahnte aber: „Die Spieler öffentlich zu kritisieren, ist nicht der richtige Weg.“ Am Dienstag setzte man sich zusammen, drei Tage später stellte sich Scholl der Presse.
„Die Turbulenzen haben uns den Druck eher genommen“, sagte er, „ich bin in dieser Zeit nicht nervös geworden, habe mich der Mannschaft eher noch genähert. Es herrscht jetzt komplette Klarheit über den Weg, den wir gehen wollen. Und die Ergebnisse sollen jetzt auch irgendwann kommen.“ Über sein Verhältnis zu Werner Kern sagte Scholl knapp: „Ich habe wieder was gelernt. Lassen wir das Thema gut sein.“ Harmonie klingt anders.
Hinschmeißen sei nie ein Thema für ihn gewesen: „Wenn ich an meine Profizeit denke: Lief es da jemals linear nach oben? Ich musste immer gegen Widerstände ankämpfen. Das bringt einen weiter. Ich bin weit davon entfernt zu sagen: Trainer, das ist nichts für mich.“ Und so schlimm, wie einst bei einem prominenten Kollegen sei es ja noch nicht: „Ottmar Hitzfeld ist bei seiner ersten Trainerstation in der Schweiz in der Halbzeit mal vom Präsidenten gewürgt worden. Ich bin zwar auf dem besten Weg, gewürgt zu werden, aber passiert ist es bislang noch nicht.“ Den Humor hat Scholl jedenfalls nicht verloren. Kabinenbesuch von Präsident Beckenauer fürchtet er nicht: „Der Franz macht das anders. Der kam mal in die Kabine und sagt: ’Ihr habt verloren. Was ist passiert? Ihr könnt’s halt nicht besser.’ Und ist wieder rausgegangen.“
Die zweiwöchige Spielpause habe er für viele Einzelgespräche genutzt, erzählt Scholl. Es gelte nun, „eine Achse zu bilden, mehr die Zweikämpfe zu suchen“. Und Stärke zu zeigen: „Wie reagiere ich auf Fehler? Breche ich zusammen oder werde ich stärker?“ Erste Antworten: Samstag ab 14 Uhr.tbc