Max mischt sich ein: Wie Eberl für den Stimmungsumschwung beim FC Bayern München sorgte

München – Seit Beginn des Monats, dem meteorologischen Frühlingsanfang, herrscht auch wieder Frühlingsstimmung beim Rekordmeister. Mit dem 1. März trat Max Eberl sein Amt als neuer Sportvorstand des FC Bayern an und musste den roten Luxuszug, der sich während eines harten und komplizierten Winters aufs falsche Gleis verirrt hatte, wieder abfahrtsbereit machen.
Vertragsverlängerung mit Mathys Tel: Eberls erstes Statement nach weniger als zehn Tagen
Die Fahrkartenkontrolle war für Schaffner Max schnell erledigt. In seinem Zug findet sich Platz für jeden Mitarbeiter, Spieler und Verantwortlichen des Rekordmeisters. "Kommt gerne auf mich zu!", nahm Eberl die Angestellten des Vereins in seiner Antrittsrede laut "Bild" mit. Im Gegenzug erwartet Eberl aber hundertprozentiges Commitment zum Klub – so, wie bei sich selbst. "Ich bin ein Kind des Vereins, ich bin Bayern-Fan durch und durch, war 15 Jahre lang hier, habe hier gespielt", soll der 50-Jährige der Mannschaft in einer Ansprache erzählt haben, berichtet die "Bild".
Um diese Identifikation sicherzustellen, führt Eberl viele Einzelgespräche, nicht nur mit gestandenen Spielern, wie Thomas Müller oder Manuel Neuer. Der Sportvorstand legt auch viel Wert auf die Meinung der Youngster, bindet sie ein und lebt ihnen das "Mia san Mia" vor. "Es geht darum, eine Positivität zu schaffen, zu unterstützen und nicht zu fragen: Was ist alles verkehrt gelaufen?", erklärte Eberl nach dem Viertelfinaleinzug gegen Lazio.
In Mathys Tel fand Eberl schnell einen Gleichgesinnten. Mit der Vertragsverlängerung bis 2029 konnte der FC Bayern, keine zehn Tage nach Eberls Amtsantritt, ein erstes Statement setzen. Auch im Fall von Alphonso Davies, dem mal mehr, mal weniger intensiv eine Einigung mit Real Madrid nachgesagt wird, haben die Vereinsoberen die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Ein Verbleib des Kanadiers sei "gar nicht unwahrscheinlich", verriet Sportdirektor Christoph Freund am Rande des Youth-League-Viertelfinals gegen Olympiakos (1:3). "Es gibt Gespräche und die Gespräche gestalten sich gut und offen. Und dann werden wir in den nächsten Wochen sehen, wie es ausgeht. Phonzy fühlt sich in München sehr, sehr wohl und spielt sehr, sehr gerne für den FC Bayern."
Eberl verzichtet auf das "Brazzo-Büro": Kein Machtkampf mit Freund
Bei Allem, den potentiellen Vertragsverlängerungen mit Davies oder auch Jamal Musiala, den die Bayern-Bosse, besonders nach Auftritten wie in Darmstadt (5:2), lieber gestern als heute langfristig binden würden sowie der Trainersuche und den Sommertransfers steht für Eberl aber der Teamgedanke im Vordergrund. Der 50-Jährige sieht sich nicht als Vorgesetzten, sondern Partner von Freund.

Als Beweis dessen verzichtete Eberl auf das Büro seines Vorgängers Hasan Salihamidzic, mit Blick auf den Trainingsplatz, das unter den Bossen als Statussymbol gilt und bezog stattdessen die ehemaligen Räumlichkeiten von Salihamidzics rechter Hand Marco Neppe, mit Blick auf die Säbener Straße. So muss Freund nicht noch einen Umzug bewältigen und ist weiter im "Brazzo-Büro" zu finden. Die Befürchtung, dass mit Eberl und Freund zwei Alphatiere aneinandergeraten könnten, kann somit zu den Akten. Zumal beide Bosse gleichermaßen die Unterstützung von Bayern-Patron Uli Hoeneß genießen. Eberl wohnt sogar nur wenige Kilometer entfernt von Hoeneß ebenfalls am schönen Tegernsee.
Eberl schreckt auch nicht vor schwierigen Entscheidungen zurück
Gleichzeitig ist Eberl - wie sein Vorbild Hoeneß - aber auch für harte und unangenehme Entscheidungen bekannt. Zu Gladbacher Zeiten setzte der damalige Manager Trainer Dieter Hecking, trotz Platz 5, vor die Tür, um Marco Rose zu verpflichten. Ergebnis: 2021 gab es mit dem Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City (0:2, 0:2) das erste K.O.-Runden-Spiel der Borussia in diesem Wettbewerb seit dem Finale 1976 gegen Liverpool (1:3). Beim FC Bayern ist Coach Thomas Tuchel bereits zum Saisonende freigestellt. Es sind die Spieler, die in der Verantwortung stehen und Eberl überzeugen müssen. Natürlich höre sich der Sportvorstand an, was der ein oder andere fühlt. "Aber das ist auch nur eine subjektive Wahrnehmung. Ich versuche, mir aus dieser Melange von Meinungen dann eine Richtung rauszuholen."

Außerhalb des Platzes hat Eberl mit seiner positiv-kommunikativen Art zum kurzfristigen Stimmungsumschwung beigetragen. Aus den drei Niederlagen am Stück, in Leverkusen (0:3), bei Lazio (0:1) und in Bochum (2:3) wurden binnen eines Monats drei Kantersiege über die Laziali (3:0), Mainz 05 (8:1) sowie in Darmstadt (5:2). Das Team agiert wesentlich sicherer, zielstrebiger und selbstbewusster. Damit ist der rote Luxuszug zumindest wieder aufgeräumt. Inwieweit er auch die hohen Geschwindigkeiten beherrscht, zeigen die kommenden Wochen nach der Länderspielpause, mit den Tests gegen Dortmund und Arsenal im Viertelfinale der Champions League.