Maulwurf beim FC Bayern: Der Spion, den sie nicht lieben

Vor dem Spiel bei ZSKA Moskau ist sie weiter das Thema Nummer eins beim FC Bayern München: die Maulwurf-Affäre. Hoeneß winkt ab, Rummenigge erinnert an Kapellmann.
von  Florian Bogner
Wer ist der Maulwurf beim FC Bayern? Trainer Pep Guardiola sucht das Informations-Leck und will hart durchgreifen.
Wer ist der Maulwurf beim FC Bayern? Trainer Pep Guardiola sucht das Informations-Leck und will hart durchgreifen. © dpa/ Fotomontage

Moskau - Uli Hoeneß und Pep Guardiola begrüßen sich wie zwei befreunde Staatsmänner, die sich länger nicht gesehen haben. Eine warme Umarmung am Flughafen München und Mr. Präsident, der dem 3:0-Sieg des FC Bayern bei Borussia Dortmund am Samstag aus „privaten Gründen“ nicht beigewohnt und seitdem seinen Gegenüber auch nicht gesehen hat, drückt dem Trainer seine Glückwünsche aus. „Congratulations“, haucht er, das Mantschgerl Pep im Arm, und blickte dabei sehr, sehr stolz drein. Sportlich ist ja auch alles eitel Sonnenschein beim FC Bayern vor diesem recht unbedeutenden Champions-League-Spiel bei ZSKA Moskau (18.45 Uhr live bei Sky): 20 Saisonspiele, nur eine Niederlage, sieben Punkte Vorsprung auf den BVB in der Liga, in der Königsklasse schon vorzeitig im Achtelfinale.

Aber da ist eben diese Maulwurfaffäre, dieser kleine Spionage-Thriller, in dem Pep Guardiola mit der Kaltschnäuzigkeit eines großen Despoten à la Wladimir Putin seinen Spielern gleich mal mit dem Äußersten gedroht hat. Wenn er denn rausfände, welcher Spieler Details aus der Mannschaftssitzung an die „Bild“ verrät, würde derjenige bei ihm nicht mehr spielen, sagt er. Einen solchen Fall gab es schon mal, erinnert Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. „Jupp Kapellmann, in den 70ern, den musste Uli zum Schluss verkaufen, weil die Mannschaft es wollte.“

Auch der Bayern-Boss ist mittlerweile auf Defcon4, in Alarmbereitschaft.Er habe zwar die „leise Hoffnung“, sagt er, „dass sich der Maulwurf mit dem Schnee in den Winterschlaf verabschiedet hat. Denn das sind Dinge, die gehen in einer Fußballmannschaft nicht. Das ist ethnisch und moralisch nicht okay.“ Aber sicher sein kann man sich halt nicht. „Ich hoffe, dass es nur ein Ausrutscher war“, so Rummenigge, „das würde mich sonst wundern.“ Die Taktik, und das ist das Problem für den Maulwurf, ist Guardiola halt heilig. Stundenlang verrammelt der sich an der Säbener Straße in seinem Videozimmer, ein Wandboard, ein Tisch, ein Stuhl, einen Laptop, mehr braucht er nicht. Es rattert dann zwischen seinen Ohren, bis er bei der Analyse der Gegner etwas findet, was gegen den Feind verwendet werden kann.

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Doof, wenn die Details dann anderentags in der Zeitung stehen. Auf dem Flug nach Moskau saß Guardiola in der ersten Reihe rechts, hinter ihm sein Team, mittendrin irgendwo der Maulwurf, der Spion, den sie nicht liebten. Auch innerhalb der Mannschaft sorgt die Affäre für Argwohn. „Es gibt Regeln im Team, wenn die einer bricht...“, fängt Kapitän Philipp Lahm seinen Satz an und beendet ihn nicht. „Das ist nicht positiv für den Verein, nicht erfreulich. Darüber werden wir sicher sprechen.“ Was sie auch stört: Statt über die Super-Bayern redet jeder nur über die Spionage-Bayern.

„Es ist schade für uns, dass jetzt nicht unsere Leistung im Vordergrund steht, sondern diese Geschichte“, sagt Arjen Robben, auch wenn das nichts Neues für ihn sei, „ich bin schon fünf Jahre hier“. Dann sagte er noch: „Das ist schade, das gehört nicht zu einer richtig großen Mannschaft.“ Um diese Aussage gleich wie folgt zu torpedieren: „Ich war auch schon bei anderen großen Vereinen, da war das genauso.“ Nur Mr. Präsident will da nicht mitmotzen, gibt sich gar ahnungslos. Typisch antizyklisch behauptet er, das Team würde die ganze Sache gar nicht ernst nehmen: „Die Spieler lachen sich halb tot“, sagt er, er selbst „lächle darüber. Wenn das unsere einzigen Probleme sind, können wir gut damit leben. Ich schaue immer auf die Tabelle am Montag, dann habe ich keine Sorgen mehr.“

 

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