Matthijs de Ligt und Lucas Hernández: Bayerns 150-Millionen-Bollwerk

Klappt der Wechsel von Matthijs de Ligt von Juve nach München, würde er dort mit Lucas Hernández eines der teuersten Abwehr-Duos in ganz Europa bilden. Bleibt Benjamin Pavard dann nur die Flucht?
von  Patrick Strasser
Trotz seiner erst 22 Jahre hat Matthijs de Ligt bereits je 117 Profispiele für Juventus Turin und Ajax Amsterdam absolviert, dazu 38 Länderspiele für die Niederlande.
Trotz seiner erst 22 Jahre hat Matthijs de Ligt bereits je 117 Profispiele für Juventus Turin und Ajax Amsterdam absolviert, dazu 38 Länderspiele für die Niederlande. © imago images/Shutterstock

München - Am Montag brechen die Bayern zu ihrer sechstägigen US-Tour auf, erste Destination: Washington. Am liebsten samt ausgestellter Bordkarte für ihren zweiten spektakulären Neuzugang nach Sadio Mané, für Matthijs de Ligt.

Doch dafür müssen sich die Verantwortlichen der Münchner - analog zum FC Barcelona und dem sich anbahnenden Deal mit Bayerns Mittelstürmer Robert Lewandowski - ihrerseits finanziell bewegen. Denn die Fakten sind ähnlich: De Ligt, einer der besten Innenverteidiger Europas, hat sich bekannt und will den italienischen Rekordmeister trotz Vertrages bis 2024 in diesem Sommer unbedingt verlassen - zum FC Bayern.

De Ligt: Juventus Turin will ein Verlustgeschäft unbedingt verhindern

Zwischen den beiden Parteien besteht bereits Einigkeit über Laufzeit und Honorar des Vertrages, das hat Rafaela Pimenta, de Ligts Beraterin, der Juve-Seite im gemeinsamen Meeting am Montag in Turin mitgeteilt. So weit, so gut - für die Bayern.

Doch Juventus, das 2019 laut "transfermarkt.de" 85,5 Millionen Euro Ablöse an Ajax Amsterdam für das Oranje-Juwel überwies, möchte kein Verlustgeschäft mit dem Holländer machen. Die Bayern bereiten ein neues Angebot für de Ligt vor. In dieser Woche will man Klarheit und den Deal möglichst unter Dach und Fach bringen. Dafür müssen sie wohl mindestens 70 Millionen Euro als Sockelbetrag in die Hand nehmen. Zur Basisablöse kämen Bonuszahlungen bei gewissen Erfolgen des Spielers oder der Mannschaft hinzu, die sich auf weitere zehn Millionen summieren können.

Bringt Matthijs de Ligt die erwünschte Autorität in die Bayern-Defensive?

"Wir waren da und haben uns unterhalten. Jetzt schauen wir mal und warten, was passiert", sagte Salihamidzic am Montagabend nach seiner Rückkehr aus Turin zu "Sky" und "Bild". Die am Montag vor Ort gebotenen 60 Millionen Euro plus x sind Juventus zu wenig.

Dass die Bayern für ihren auserkorenen Abwehrchef so viel Geld in die Hand nehmen wollen, ist nicht verwunderlich. Schließlich hat die Saisonanalyse nach dem Debütjahr von Trainer Julian Nagelsmann vor allem Schwächen in der Defensive offenbart. Nach dem Abschied der Vereinslegenden David Alaba (ablösefrei zu Real Madrid) und Jérôme Boateng (ablösefrei zu Olympique Lyon) mangelte es der Abwehr an Führungsstärke und Dezibel - kurz an: Autorität.

Die soll mit dem 1,89 Meter großen Holländer, der seine Vorderleute lautstark dirigiert, zurückkehren. Trotz seiner erst 22 Jahre (am 12. August wird er 23) hat de Ligt bereits je 117 Profispiele für Juventus und Ajax absolviert, dazu 38 Länderspiele. De Ligt ist jüngster Kapitän in der Geschichte von Ajax und der jüngste Debütant der niederländischen Nationalmannschaft seit 1945. Ein Frühreifer.

Blüht Lucas Hernández an de Ligts Seite auf?

Unter Nagelsmann soll er mit Lucas Hernández (26) das neue 150-Millionen-Euro-Bollwerk in der Innenverteidigung bilden. Der französische Weltmeister von 2018 ist Bayerns teuerster Transfer der Vereinsgeschichte, gilt als viertteuerster Verteidiger aller Zeiten.

Ein Trio mit ungewisser Zukunft beim FC Bayern: Tanguy Nianzou, Dayot Upamecano und Benjamin Pavard (von links). (Archivbild)
Ein Trio mit ungewisser Zukunft beim FC Bayern: Tanguy Nianzou, Dayot Upamecano und Benjamin Pavard (von links). (Archivbild) © IMAGO/Lackovic

Im Sommer 2019 überwies man 80 Millionen Euro an Atlético Madrid. In den ersten drei Jahren konnte sich Linksfuß Hernández (96 Pflichtspiele im Bayern-Trikot) nicht restlos durchsetzen - gelingt ihm nun der Durchbruch an der Seite von de Ligt?

Bleibt Benjamin Pavard trotz Vertrages bis 2024 nur die Flucht?

Die "Opfer" des sich anbahnenden Deals mit de Ligt dürften gleich drei Franzosen sein. Dayot Upamecano (23), der erst letzten Sommer für 42,5 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig an die Säbener Straße gekommen war, dürfte in der Innenverteidiger-Hierarchie ebenfalls um eine Stelle nach hinten rutschen wie Talent Tanguy Nianzou (20), den Nagelsmann jedoch unbedingt behalten und weiter ausbilden möchte.

Was aber wird aus Benjamin Pavard (26), der nach drei Jahren als Rechtsverteidiger auf seine bevorzugte Position in der Abwehrmitte wechseln sollte? Für seine Planstelle wurde Noussair Mazraoui (24) von Ajax Amsterdam ablösefrei geholt. Bleibt Pavard trotz Vertrages bis 2024 also nur die Flucht? Interessenten gäbe es genug: Atlético, Chelsea, Juventus.

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