Matthijs de Ligt als Bomber: Erstmals zeigt sich ein Bayern-Problem

Weil es keinen Top-Mittelstürmer mehr im Kader gibt, muss der Abwehrstar gegen Gladbach als Angreifer ran. "Unser kopfballstärkster Spieler", sagt Nagelsmann. Doch es zeigt sich ein Bayern-Problem.
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"Ich habe das schon bei Ajax ein paar Mal gemacht in den letzten Minuten", sagt Verteidiger de Ligt über seine Rolle als Mittelstürmer.
"Ich habe das schon bei Ajax ein paar Mal gemacht in den letzten Minuten", sagt Verteidiger de Ligt über seine Rolle als Mittelstürmer. © imago/Sven Simon

München - Die Frage nach Robert Lewandowski hatte Thomas Müller schon erwartet, er verdrehte in den Katakomben der Münchner Arena die Augen, als sie kam. Ob es mit dem torgierigen Ex-Stürmer gegen Gladbach zum Sieg gereicht hätte? Ob er Lewandowski auf dem Platz vermisst hätte?

"Vielleicht hätte er einen gemacht, vielleicht auch nicht. Wir hatten auch schon Spiele gegen Gladbach mit Lewy, als wir auch keinen gemacht haben", sagte Müller - der wie seine Kollegen und Trainer Julian Nagelsmann jede Diskussion über einen fehlenden Mittelstürmer im Kader vermeiden wollte. "Wir haben 35 Torschüsse gehabt", sagte Nagelsmann. "So weitermachen, dann schießen wir viele Tore", lautete seine Devise.

Matthijs de Ligt kam als Abwehrchef – und wurde Angreifer

Und dennoch war es bemerkenswert, was am Samstagabend in der 85. Minute passierte. Da wechselte der Bayern-Coach nämlich Matthijs de Ligt als zusätzlichen Angreifer ein, jenen Neuzugang, der für 67 Millionen Euro von Juventus Turin kam und eigentlich der Abwehrchef sein soll. Nun wurde de Ligt als Bomber gebraucht, in der Nachspielzeit hätte er per Rechtsschuss beinahe zum 2:1 getroffen. Doch Gladbach-Keeper Yann Sommer parierte einmal mehr sensationell.

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"Gladbach hat unfassbar tief verteidigt, viel tiefer als in den letzten zehn Minuten ging es nicht mehr", erklärte Nagelsmann seine Entscheidung: "Matthijs ist unser kopfballstärkster Spieler im Kader. Es gibt wenige Stürmer in Europa, die so kopfballstark sind wie er. Und auf der Bank hatten wir keinen kopfballstarken Spieler mehr."

Mit Mathys Tel, 17 Jahre jung und für 20 Millionen Euro von Stade Rennes verpflichtet, saß zwar ein Stürmer draußen, doch der Youngster ist noch nicht so weit, um Bayern wirklich helfen zu können. Daher die ungewöhnliche - aber auch verständliche - Idee, de Ligt in den Sturm zu beordern. Müller sprach von einer "guten Maßnahme", sie erinnerte ihn an frühere Zeiten bei Bayern mit Daniel van Buyten, der auch hin und wieder in die Spitze ging. "Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn man den Gegner im Strafraum belagert", sagte Müller.

Wenn bei den Sturmkollegen die nötige Präzision und "Cleverness" fehlt

De Ligt machte es ordentlich, eine Neuheit war die Aufgabe nicht für ihn. "Ja, ich habe das früher schon bei Ajax ein paar Mal gemacht in den letzten Minuten", sagte der 23-Jährige und gab zugleich zu, dass es nicht "normal" für ihn gewesen sei, denn: "Normalerweise bin ich Verteidiger." Doch wenn die Sturmkollegen die nötige Präzision und "Cleverness" vermissen lassen, wie es Kapitän Manuel Neuer formulierte, müssen Notlösungen her.

Brauchen die Münchner doch einen klassischen Mittelstürmer? Das ist die Frage, die sich aufdrängt, die Bayern aktuell aber nicht hören will. Sadio Mané, der gegen Gladbach einige Chancen vergab und oft im Abseits stand, kommt lieber aus der Tiefe, er ist nicht der Typ Lewandowski. Eric Maxim Choupo-Moting ist ein ordentlicher Back-up, aber kein Startelf-Kandidat, Tel braucht noch (viel) Zeit. "Kann ich mir nicht vorstellen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf Nachfrage zu weiteren Einkäufen bis zum Ende der Transferperiode kommenden Donnerstag. Man hat sich dafür entschieden, mit einem flexiblen Sturmsystem in dieser Saison zu agieren, erst im Sommer 2023 könnte ein Mittelstürmer wie Harry Kane interessant werden. Der 37-jährige Cristiano Ronaldo war intern durchaus ein Thema, letztlich verwarf man den Gedanken aber wieder - aus finanziellen Gründen und zugunsten einer gesunden Atmosphäre in der Kabine.

Es wird sich zeigen, ob Bayern ohne echten Neuner um gleich drei Titel kämpfen kann. Sicher ist: Lewandowski hätte am Samstagabend gutgetan...

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9 Kommentare
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  • Hammerbernd am 31.08.2022 12:47 Uhr / Bewertung:

    Wenn man einen Rekordstart mit 15 : 1 Toren aus drei Spielen hinlegt - dann hat man natürlich ein Problem. Der seriöse Journalismus ist schon LANGE verpönt und ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert.

  • Üble Rote Rübe am 29.08.2022 15:43 Uhr / Bewertung:

    Wenn solch ein Kniff bei den Hauptstrasslern funktioniert muss er noch lange nicht in der Nebenstrasse funktionieren. Da gehört eine Menge Talent und Können dazu.

  • Flansi Hick am 29.08.2022 14:40 Uhr / Bewertung:

    Das war ein typisches ,Angstgegner - Gladbach' Spiel. Da kannst Du machen was Du willst, das Ding will einfach nicht rein. Im Gegenzug treffen die, wie fast immer gegen uns, mit dem ersten nennenswerten Torschuß. Gegen jeden anderen Verein, selbst gegen den BVB, gewinnst Du mit so einem Offensivfeuerwerk mit Minimum 3 Toren Unterschied. Dieses freudige, sehenswerte Offensivspektakel ist auch dem Weggang von Lewa geschuldet. Endlich darf ein jeder, wird in der Sturmmitte variiert. Kaum auszurechnen und für die gegnerische Abwehr kaum zu verteidigen. Fast kein Gegner hat in einem Spiel so einen überirdischen Torwart, so viel Dusel und einen sehr wohlwollenden Schiri gleichzeitig an seiner Seite. Wir haben und hatten kein Mittelstürmerproblem, sondern einfach nur Pech.

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