Matthias Sammer vorgestellt: Mia sammer mia
Bei seinem ersten Auftritt als Sport-Vorstand wirkt Matthias Sammer gleich so, als personifiziere er den FC Bayern. Er versprüht Selbstbewusstsein, verspricht Erfolge und ein Ende des Trübsals
München - Matthias Sammer lacht. Und lacht. Und lacht. Er lacht, als er die Allianz Arena betritt. Er lacht, als der Pressechef ihn als neuen Vorstand für Lizenzspielerangelegenheiten vorstellt. Und er lacht, als Präsident Uli Hoeneß erklärt, warum sich der FC Bayern für ihn als neuen Sportdirektor entschieden hat.
Vom Ehrgeiz zerfressener, Motzki, so ist Sammer als Spieler beschrieben worden. Bei seinem ersten Auftritt beim FC Bayern präsentiert sich Sammer wie ein glücklicher, stolzer Mann, der endlich am richtigen Platz ist. „Wenn der FC Bayern ruft, ist das etwas anderes, als wenn der Postmann klingelt. Dann ist das etwas Beeindruckendes. Auch für mich“, sagt Sammer.
Famous first words, berühmte erste Worte des neuen starken Mannes, die zeigen, dass er, der Ex-Dortmunder, seinen neuen Klub sofort verstanden hat. Er wolle seine neue Aufgabe mit der „nötigen Bescheidenheit, mit Demut“ angehen, „aber auch sehr selbstbewusst“.
Mia san mia? War gestern. Ab jetzt heißt es: Mia sammer mia. Die Rivalen, aber auch Spieler und Verantwortliche bei Bayern dürfen sich auf einiges gefasst machen. „Bayern München wird respektieren was andere machen, aber in erster Linie auf sich selber schauen“, sagt er. Der bisherige DFB-Sportdirektor fällt bei seinem ersten Auftritt durch deutliche Ansagen auf, ohne wie ein Schaumschläger zu wirken. „Wir müssen eine Aufbruchstimmung erzeugen. Wir müssen Mut haben, sofort die Richtung vorzugeben", sagt er. Schließlich „wollen und müssen wir sofort erfolgreich sein.“ Wo sein Vorgänger Christian Nerlinger oft in seinen Ansprachen umständlich und in seinen Aktionen zögerlich wirkte, ist Sammer präsent, fast überpräsent, wie früher auf dem Platz. Die erste Mannschaft habe „überhaupt keine Zeit“, sich zu entwickeln, sagt er, „wir müssen sofort wieder Erfolge haben“.
Obwohl erst einen Tag im Amt, scheint es , dass Sammer schon seinen Chef und Ur-Bayern, den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge überflügelt hätte. Wo Rummenigge sagt, „wir wollen in der nächsten Saison wieder Titel gewinnen“, würde Sammer sagen „wir werden“. Schaffen will er das in erster Linie wohl durch klare Ansagen. „Selbstmitleid, sich bedauern lassen – das passt nicht zum FC Bayern. Alle persönlichen Eitelkeiten dürfen keine Rolle spielen“, sagt er in Richtung der Nationalspieler, die nach dem Triple-Vize nun auch noch das Halbfinal-Aus bei der EM verdauen müssen. Trauma ist nicht, das ist Sammers Losung. Neue Saison, neuer Anlauf, neuer Erfolg und bloß kein Gejammer mehr, auch nicht von traurigen Nationalspielern, die bis Ende Juli fehlen, weil sie nach dem Chelsea-Drama nun auch noch das DFB-Aus gegen Italien verarbeiten müssen. „Ich hatte noch nie drei Wochen Urlaub am Stück“, sagt Sammer. Ende der Trauma-Debatte.
Für viele überraschend ist: Sammer kann auch lustig sein. Ob Bayern noch einen Mega-Transfer tätigen werde, wird er gefragt: „Ich? Ich dachte, ich war der Transfer?!“ Coach Jupp Heynckes dagegen wird eher gefallen, dass der neue Sportdirektor ihm nicht in die Aufstellung hineinreden möchte, sich „nicht in Alltagsangelegenheiten einmischen“ wolle. Als Sammer gefragt wird, ob er als möglicher Interimstrainer im Fall der Fälle zur Verfügung stünde, kommt ein einsilbiges „Nein“, das alles und nichts bedeuten kann. Ebenfalls recht wenig sagt Sammer zu seiner Dortmunder Vergangenheit. „Was vorbei ist, ist vorbei.“
Nun fängt ja etwas Neues an, das wird auch Karin Sammer wissen: „In erster Linie liebe ich meine Frau“, sagt Mattias Sammer, „aber ich muss auch sagen: Ich liebe dieses Spiel.“ So einen brauchen sie beim FC Bayern.