Matthias Sammer: Mahner und Verzahner

Der Vertrag mit Sportdirektor Matthias Sammer wird demnächst verlängert. „Es gibt da überhaupt keine Problematik“
von  Patrick Strasser

Mönchengladbach -  Die Ausgabe 2014, sprich die diesjährige Jahreshaupt-Versammlung des FC Bayern im Audi Dome, wird eine ganz und gar sonderbare. Jener Freitagabend, der 28. November, dürfte sich merkwürdig anfühlen für die Mitglieder. Erstmals seit Bayerngedenken wird Uli Hoeneß nicht anwesend sein bei der jährlichen Bilanz von Pokalen und Zahlen.

Der pekuniäre Teil, der stimmt wieder einmal, das haben die Verantwortlichen bereits verkündet. Man steigerte den Konzernumsatz um 22 Prozent auf 528 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern belaufe sich auf 16,5 Millionen Euro, zweieinhalb Millionen mehr als noch in der Saison zuvor.

Doch der emotionale Teil des Abends, das große Drama. Die Abteilung Tränen und Attacke fehlt. Uli Hoeneß, Herz und Seele, sowie Ex-Spieler, Ex-Manager und Präsident a.D., verbüßt seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung, da wäre eine Live-Schalte oder Videobotschaft aus Landsberg nicht gerade opportun. Also was tun, um Pep in die Veranstaltung zu bringen? Hin und wieder hatte man die Bühne genutzt, um die anwesenden Fans mit einer Vertragsverlängerung zu überraschen und zu begeistern. Dieses Jahr sind die Verträge aller Topstars langfristig eingetütet, da muss nicht gehandelt werden. Lediglich auf dem Prüfstand: Starke, Pizarro, Weiser. Es gibt keine Promi-Wackelkandidaten wie letztes Jahr Toni Kroos (der letztlich zu Real Madrid wechselte). Bleibt nur: Sportdirektor Matthias Sammer. Dessen Bleiben wird also Ende November verkündet – was mittlerweile so überraschend daherkommt wie die Meisterschaft der Bayern 2015. „Es gibt da überhaupt keine Problematik“, betonte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und ergänzte: „Der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Hopfner und Matthias haben zeitnah einen Termin vereinbart. Danach wird alles in Ordnung sein.“

Sammer bleibt bis 2018. Ein klares Statement. Die Gerüchte um Sevillas Ramon Rodriguez Verdejo, dem Pep Guardiola ein Angebot als Sportdirektor unterbreitet haben soll, erwiesen sich haltlos. Der spanische Coach freut sich: „Das wäre eine super Nachricht für uns. Matthias hat mir hier sehr geholfen. Wir verstehen uns sehr gut, und wir verstehen uns manchmal nur durch Blickkontakt. Ich hoffe, sie werden sich einigen.“

Auch im November 2011 hatte man sich mit dem Sportdirektor geeinigt. Damals gab man die vorzeitige Verlängerung der Arbeitspapiere von Christian Nerlinger bekannt – bis 2014. Sieben Monate später wurde Nerlinger nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Chelsea, dem traumatischen „Finale dahoam“, entlassen und durch Sammer ersetzt. Der Ex-Dortmunder ist der Gegenentwurf zu Nerlinger. Einer, der stets wie Hoeneß verfährt und argumentiert: Kritisiere bei Siegen, mahne bei Erfolgen – und beschwichtige, ja lobe die Mannschaft nach Niederlagen. Die Stellenbeschreibung des Sportdirektors mit Sitz im Vorstand lautet: Der 47-Jährige kümmert sich um die Lizenzspielermannschaft, das Trainerteam, Nachwuchs und das Scouting. Er ist die Schnittstelle zwischen Profis, Trainerstab und der Führungsetage. Kurz: Ein Mahner und Verzahner.

Zu seiner Unterstützung – und auf seinen Wunsch – gewann man im Sommer mit Leverkusen Michael Reschke einen Transfer-Experten. Und Sammers Bilanz? Acht Titel in zwei Spielzeiten, zudem brachte er die Dortmunder Mario Götze und Robert Lewandowski nach München. Als nächstes soll er auch noch Marco Reus vom BVB verpflichten – daran hatte sich Nerlinger Anfang 2012 die Zähne ausgebissen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.