Matthias Sammer fordert nach Rundumschlag des FC Bayern München mehr Respekt ein

München - Matthias Sammer, früherer Sportvorstand beim FC Bayern München, hat einen angemesseneren Umgang in der Zusammenarbeit zwischen Medien und Fußballklubs angemahnt. (Lesen Sie hier: Lothar Matthäus wehrt sich gegen Bayern-Kritik - Kindergarten")
"Geht wieder respektvoller miteinander um", sagte Sammer in seiner Funktion als TV-Experte beim Sender Eurosport. Es dürfe in Krisensituationen "nicht immer so schnell um einzelne Personen gehen. Das ist eine Tendenz, die kritisiere ich in aller Deutlichkeit", sagte der 51-Jährige am Freitagabend. (Lesen Sie hier: Hasan Salihamidzic tobt - "Bundesliga keine Dschungel-Show")
Sammer: "Es war ein Gegenschlag, ein Konter"
Sammers Aussagen sind eine Reaktion auf die Medienschelte des FC Bayern. Stunden zuvor hatten Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic bei einer Pressekonferenz angeblich "herabwürdigende", "respektlose" und "hämische" Berichterstattung angeprangert. Sammer wollte die Aussagen "gar nicht bewerten", sagte zur Linie der Bayern aber auch: "Man hat empfunden, dass es über der Linie des Erträglichen war. Es war, wie man so klassisch sagt, ein Gegenschlag oder ein Konter."
Sammer, der mittlerweile auch als Berater bei Bayern-Rivale Borussia Dortmund arbeitet, zeigte in der Diskussion auch Verständnis für die Medien. "Der Journalismus macht vieles richtig, auch in der kritischen Bewertung", betonte der Ex-Nationalspieler, der in der Debatte merklich um Neutralität bemüht war. Man dürfe jetzt nicht "eine Seite als die gute und eine als die böse darstellen". (Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum Rundumschlag des FC Bayern)
Thon: "Die wollen mit aller Macht das Ruder herumreißen"
Der frühere Bayern-Profi Olaf Thon akzeptiert den Vorwurf der Polemik durch die Führungsspitze seines Ex-Klubs nicht. "Das war ja nicht unter der Gürtellinie", sagte der 52-Jährige dem "Sportbuzzer". Thon hatte nach dem 0:3 der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande den Bayern-Spielern Mats Hummels und Jérôme Boateng "Altherrenfußball" vorgehalten.
"Geht es noch?", sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge am Freitag. Thon bleibt bei seiner Meinung: "Das war einfach sehr behäbig, was da gespielt wurde. Das darf man dann durchaus mal sagen und auch bewerten." Die Reaktion der Münchner Verantwortlichen interpretiert er als gezielte Reaktion: "Die wollen mit aller Macht das Ruder rumreißen - alle gemeinsam im Klub. Die wollen wieder an die Spitze. Mit allen Mitteln. Da ist es auch verständlich, dass sie sich so äußern."
Deutscher Journalisten-Verband: "Lassen uns nichts vorschreiben"
Nach der Medienschelte des FC Bayern hat der Deutsche Journalisten-Verband dazu aufgerufen, nicht vor den Bossen des Rekordmeisters zu kuschen. "Wie Journalisten über den Fußballclub, die Spiele und die Verantwortlichen des Vereins berichten, lassen wir uns nicht von der Chefetage des Vereins vorschreiben", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. "Mir ist kein Gesetz bekannt, das uns zum Katzbuckeln vor dem FC Bayern München verpflichtet."
Am Freitag hatten Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic angeblich "herabwürdigende", "respektlose" und "hämische" Berichterstattung angeprangert und mit Klagen gedroht. "Möglichen juristischen Schritten der Fußballmanager können Journalisten gelassen entgegen sehen" sagte Überall. Dass über den Verein kritisch berichtet werde, sei völlig angemessen. "Es ist Aufgabe der Medien, eine Pannenserie auch so zu nennen."