Matthäus zum Boateng-Aus: "Nachvollziehbar – aber Bayern braucht Ersatz"

München - Nach zehn Jahren und zahlreichen Titeln soll im Sommer tatsächlich Schluss sein: Jérôme Boateng, der schon mehrmals vor einem Wechsel stand, bekommt beim FC Bayern offenbar keinen neuen Vertrag mehr – trotz seiner deutlichen Leistungssteigerung unter Trainer Hansi Flick.
Boateng, der zweimalige Triple-Champion, wird aussortiert. Obwohl mit David Alaba noch ein weiterer Abgang droht. Die richtige Entscheidung?
"Es ist nachvollziehbar", sagt der frühere Bayern-Kapitän Lothar Matthäus im Gespräch mit der AZ: "Der FC Bayern schaut nach vorne und setzt den Umbruch fort. Jérôme ist verletzungsanfällig und hat mit 32 ein gewisses Alter erreicht."

Matthäus: Upamecano wäre ein guter Ersatz
Aber wäre Boateng mit seiner Erfahrung nicht wichtig, um zumindest sporadisch noch aushelfen zu können? Matthäus verneint, lobt den Verteidiger allerdings auch: "Er hat in den vergangenen Jahren oft Kritik einstecken müssen, auch von mir, und das war auch berechtigt. Er hat sich aber immer professionell verhalten und unter Hansi Flick ein tolles Comeback gefeiert. Klar ist: Wenn neben Boateng auch David Alaba gehen sollte, braucht Bayern Ersatz."
Eine Idee hat Sky-Experte Matthäus schon. "Es gibt intern natürlich einige Lösungen: Lucas Hernández, Niklas Süle, Benjamin Pavard und den jungen Tanguy Nianzou. Was man so hört, muss Nianzou ja ein Riese sein, ein ganz großes Talent. Trotzdem bräuchte man noch Verstärkung von außen. Leipzigs Dayot Upamecano wäre sicher ein Spieler, der von seiner Qualität her sehr gut passen würde."
Und der aus Sicht von Matthäus auch gern in München unterschreiben würde – trotz des Interesses aus England von mehreren Klubs. "Er hat eine Ausstiegsklausel, die es ihm erlaubt, für 50 Millionen Euro zu wechseln. Das wäre für Bayern zu stemmen." Er habe ohnehin den Eindruck, so Matthäus weiter, "dass die Bundesliga während der Pandemie Boden auf die Premier League gutgemacht hat. Man sieht an den Ergebnissen der deutschen Teams in der Champions League, dass man mithalten kann. Bayern, Dortmund, Leipzig und Gladbach spielen allesamt attraktiven, offensiven Fußball. Die Bundesliga glänzt – und ist deshalb auch für viele Topspieler attraktiv."
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