Matthäus über Gomez: "Hinten anstellen!"
Drei Monate nach seiner OP feiert Bayern-Stürmer Mario Gomez sein Comeback – bei einem Test in Markt Schwaben. Wie schnell geht’s in die Stammelf? „Es gibt keinen Freifahrtschein“, sagt Lothar Matthäus.
Wenn Bundestrainer Joachim Löw am Dienstag um sechs in der Amsterdam Arena am Burgemeester-Straman-Weg ein vorsichtiges Abschlusstraining seiner Rest-Truppe verfolgt, geht es zeitgleich für einen seiner Schützlinge am Bürgermeister-Haller-Weg in Markt Schwaben zur Sache. Mario Gomez wird im Sportpark des Landesligisten erstmals seit 19.<TH>Mai wieder das Bayern-Dress tragen.
Was nach ein paar Wochen Pause klang, hat sich zur halbjährigen Startelf-Abstinenz bei Bayern ausgewachsen. Am 7. August wurde Gomez am Sprunggelenk operiert. Ein Eingriff, bei dem „ein ganzes Stück weit mehr zu machen“ war, als vermutet wurde, wie er nun erklärte: „Diese Verletzung war kein Firlefanz, sondern eine richtige Verletzung.“ Eine, die den Torschützenkönig der Saison 2010/11 auf die Tribüne zwang, wo er zum „Fan dieser Mannschaft“ wurde: „Sie spielt schön und erfolgreich.“ Ohne ihn.
Das soll sich ändern. „Ich bin glücklich, dass ich wieder bei der Mannschaft bin“, sagte der 27-Jährige nach dem ersten Training mit der Truppe und ergänzte: „Ich muss mich vor niemandem verstecken.“ Der Trainer wisse, „was er an mir hat“, so Gomez, der sich gern an den Heynckes-Satz vom Sommer erinnert: „Wenn Mario zurückkommt, muss er sich nicht hinten anstellen.“
Das war vor der Torlawine, die Bayern zuletzt losgetreten hat. Nun sagt Ex-Bayern-Kicker Lothar Matthäus: „Er muss sich hinten anstellen. Weil ihn die Verletzung zurück geworfen hat. Weil die anderen ihre Tore geschossen haben. Daran werden Stürmer gemessen. Gomez ist kein neuer Spieler, muss nichts beweisen. Heynckes hat das psychologisch gut gemacht. Aber Gomez wird nicht zurückkommen und spielen. Er wird sich gedulden müssen, den einen oder anderen Kurzeinsatz bekommen. Dass er von Anfang an reinrutscht, wie es letztes Jahr der Fall gewesen wäre, das passiert heuer nicht. Das ist die Stärke des FC Bayern.“
Die Verpflichtung von Mario Mandzukic (11 Tore in 15 Spielen) und Claudio Pizarro (6 Tore in 12 Spielen) ließ den Rekordschützen des Vorjahres (41 Tore in 51 Spielen) fast in Vergessenheit geraten. Matthäus sagt: „Bei Bayern hat sich eine Entwicklung dargestellt, dass jeder ersetzbar ist, an die Grenze gehen, fit sein muss, um in der ersten Elf zu spielen. Das ist das Erfolgsgeheimnis, das Bayern gerade auszeichnet: dass sich keiner ausruhen kann, wie im letzten Jahr. Mario hatte bei Bayern drei Jahre eine tolle Torquote – aber die haben die anderen Stürmer jetzt auch. Es wird keinen Freifahrtschein für Mario Gomez geben.“
Warum braucht Bayern ihn trotzdem? „Weil man weiß: Er macht Tore“, sagt Matthäus, „aber er muss sich dem Konkurrenzkampf stellen.“ Im Vorjahr hieß die Konkurrenz Nils Petersen. Und jetzt? „Alle drei haben einen Torriecher“, sagt Matthäus, „sind Stürmer auf ähnlichem Niveau, aber unterschiedliche Typen: Gomez der Strafraumstürmer, Mandzukic eher ein Kombinationsspieler, der viel für die Mannschaft arbeitet, und über Pizarros Qualitäten muss man nach den vielen Jahren nichts mehr sagen. Er hat immer seine Trefferquote, ist ein Schlitzohr. Wenn alle drei fit sind, würde ich nicht sagen, dass einer stärker ist wie der andere. So kann der Trainer variieren, um auch mal den Gegner zu überraschen.“ Markt Schwabens Trainer Vitomir Moskovic weiß dagegen, was auf sein Team zukommt: ein torhungriger Mario Gomez.