Martínez und Hummels: Die Dichtmacher

Manchmal wird der Körper von Javi Martínez sogar für seine Mitspieler zur Gefahr. Im Training am Montag kollidierte der Abwehrmann plötzlich mit seinem spanischen Kollegen Xabi Alonso. Schmerzen am Knie, Trainingsabbruch, Sorgen um den Routinier: Würde Alonso den Kracher mit dem FC Arsenal verpassen? Gestern gab es Entwarnung. "Er kann von Anfang an spielen", sagte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Doch der Crash vom Montag zeigte deutlich: Mit Martínez sollte man sich aktuell nicht anlegen.
Der 28-Jährige spielt wie sein Innenverteidiger-Kollege Mats Hummels seit Monaten auf Topniveau, Martínez ist einer der konstantesten Bayern der Saison - obwohl man ihn gar nicht so oft in der Startelf erwartet hatte. Doch weil sich Abwehrboss Jérôme Boateng seit der EM mit Verletzungen herumplagt und sein letztes Spiel im November bestritten hat (Brustmuskel-OP), ist Martínez unverzichtbar geworden. "Ich bin wirklich glücklich", sagte er zuletzt bei "goal.com", und außerdem "unendlich dankbar, dass ich weiterhin tun kann, was ich liebe." Eine Zeit lang schien das ungewiss. "Die vergangenen drei, vier Jahre hatte ich große Probleme mit meinem Knie, das war eine üble Verletzung", betonte Martínez: "Es hätte sogar das Ende meiner Karriere sein können."
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Zum Glück für ihn und die Bayern ist es anders gekommen. Martínez' linkes Knie, das nach dem Triple-Triumph 2013 immer wieder Sorgen bereitete (Kreuzbandriss, Meniskusschaden), zeigt sich nun schon seit einem Jahr stabil. "Es gibt keine Probleme mehr", sagt der Spanier. In dieser Saison wolle er es nun "allen beweisen".
Bei Carlo Ancelotti ist ihm das bereits gelungen. "Ich habe viel Vertrauen in Martínez und Hummels", sagt der Coach. Von der Kritik am uninspirierten und fehlerhaften Auftreten der Bayern im Jahr 2017 sind Martínez und Hummels ausgenommen. Sie überzeugen mit Konstanz, Ruhe und starken persönlichen Werten: 74 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt Hummels in der Bundesliga, Martínez 67 Prozent. In der Champions League liegt dafür der Spanier vorne (68 Prozent zu 61). "Wir haben uns gefunden, eine gute Harmonie auf und neben dem Platz", sagte Hummels am Dienstagabend auf AZ-Nachfrage: "Es funktioniert, ohne dass wir uns viele Kommandos geben müssen."
Dass den Bayern aktuell ein echter Abwehrboss fehlt, wie ihn der dominante Boateng darstellt, fällt nicht negativ ins Gewicht. "Ich war nie einer, der lautstark auf dem Trainingsplatz seine Meinung gesagt hat", erklärte Hummels bei "bundesliga.de". Der 28-jährige Weltmeister analysiert lieber mit Bedacht, nach Spielen ist er meist der Bayern-Star, der am tiefsten in die Fehleranalyse einsteigt. Sein Wort wird deshalb mannschaftsintern gehört. "Ich sage auch meine Meinung, wenn ich das Gefühl habe, ich sollte das tun", verrät Hummels: "Das findet dann eher in kleineren Gruppen statt."
Auf dem Platz ist Hummels die Umstellung nach acht Jahren bei Borussia Dortmund schnell gelungen. Die wichtigste Veränderung? "Ich spiele vielleicht nicht mehr so oft einen langen Ball, weil das bei der Spielweise unserer Stürmer nicht nötig oder eingeplant ist." Den Spielaufbau überlässt Hummels meist Alonso, dem Sechser der Bayern - dem "Playmaker", wie ihn die Basketball-Fans Hummels und Martínez wohl eher nennen. Beide Abwehrhünen (Hummels: 1,91 Meter; Martínez: 1,90 m) schauen sich regelmäßig Spiele der NBA an, werfen auch selbst gern mal auf den Korb. Die beiden verstehen sich einfach: "Er ist ein harter Zweikämpfer auf dem Platz und daneben ein ganz cooler Typ", sagt Hummels über Martínez.
Gegen Arsenal hat es das Bayern-Duo mit Alexis Sanchez zu tun, dem 1,69m kleinen Mittelstürmer der Gunners. Ein ungewohnter Gegenspieler für Bayerns Abwehrriesen. Aber gewiss keiner, der zu groß ist. Maximilian Koch