Martínez: "Ich bin wunschlos glücklich"

Javi Martínez freut sich am 24. Geburtstag über sein 13-minütiges Debüt für Bayern. Rummenigge: „Ein netter Mann”
MÜNCHEN Der Tiger schien nervöser als der Debütant selbst. Als sich Javi Martínez eine Viertelstunde vor Schluss zur Einwechslung bereit machte, schwirrte Co-Trainer Hermann Gerland geschäftig um ihn herum, zeigte dem 40-Millionen-Mann etwas aus seiner Kladde, klopfte ihm zwei Mal energisch auf den Oberarm. Zwei Hüpfer und ein energisches Scharren mit den Füßen später stand das Geburtstagskind endlich auf dem Spielplatz und führte sich mit einem präzisen 40-Meter-Beckenbauer-Gedächtnisball ein, mustergültig auf Thomas Müller.
13 Minuten, 1600 Meter Laufdistanz und 18 erfolgreiche Pässe später war Martínez’ Debüt dann auch schon wieder vorbei. „Wir haben gewonnen, ich durfte ein paar Minuten spielen – an meinem Geburtstag. Es ist ein Traum, perfekt, ich bin wunschlos glücklich”, sagte der 24-jährige hinterher. Für Martínez war es nicht mehr als ein lockeres Anschwitzen gewesen, ein erster Besichtigungstermin in seinem neuen Wohnzimmer: „Es ging alles so schnell – Medizincheck, Unterschrift, jetzt das Spiel. Ich habe noch nicht mal eine Wohnung gefunden, aber das kommt nach und nach.” Ein Lob für die Fans hatte er noch übrig: „Es war sehr emotional, ich kannte die Atmosphäre hier ja noch nicht.”
Kurz vor seiner Einwechslung hatte ihm ein Teil der Nordkurve ein Geburtstagsständchen gesungen, Martínez klatschte verlegen. Nach 64 Minuten gab es „Martínez, Martínez”-Sprechchöre aus der Südkurve. Ein Geburtstagsgeschenk sei der Einsatz nicht gewesen, meinte Trainer Jupp Heynckes: „Sein Geschenk ist, dass er jetzt beim FC Bayern spielt.” Einen Einsatz von Beginn an habe sich Martínez nach einem Training ohnehin „noch nicht verdient” gehabt.
Die Integration ins Team ist derweil voll im Gange. Beim Jubel von Luiz Gustavos Tor war Martínez Teil des Knäuels. Später, nach dem 5:1, veralberte er Manuel Neuer, der neben dem Tor mit den Ersatzspielern gejubelt hatte – Vorsicht Manuel, das Spiel geht weiter, deutete er seinem Keeper. „Er geht auf einen zu, ist sehr kommunikativ, will lernen”, sagte Stürmer Mario Mandzukic über seinen neuen Teamkollegen. „Er lächelt immer, wenn er was nicht versteht”, meinte Thomas Müller. Beim Essen habe Martínez gesagt, seine erste Deutschstunde habe er am Montag. Bis dahin läuft’s auf Englisch. „Ein netter Mann”, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der sich Martínez beim Mittagessen geschnappt hatte.
Der 40-Millionen-Rucksack? Kein Problem für Martínez: „Es motiviert mich.” TV-Experte Stefan Effenberg meinte bei „Sky”, dass Martínez-Sechserposition derart wichtig sei, dass der Spanier sein Geld locker einspielen könne. „Wenn er seine Leistung immer wieder bestätigt, dann ist der Preis gerechtfertigt.” Zwei Wochen hat Martínez nun Zeit, die perfekte Abstimmung mit Schweinsteiger zu finden. Heynckes sagte: „Das Kennenlernen beginnt Montag.”