Martínez begeistert: Der Kaiser von Fröttmaning
MÜNCHEN Und dann sagt Matthias Sammer diesen wunderschönen Satz: „Javi ist sicher kein Spieler, bei dem man sofort ,Aaah’ und ,Oooh’ macht, wenn man ihn zum ersten Mal spielen sieht. Aber er wird dafür sorgen, dass wir am Ende alle ,Aaah’ und ,Oooh’ machen.”
Damit könnte eigentlich schon alles gesagt sein über den spektakulärsten Transfer des Sommers. 40 Millionen Euro Ablöse haben die Bayern investiert in Javi Martínez, einen Spieler, der alles verspricht, außer das große Spektakel. Es ist eine Investition für die Psyche, der eigenen und jener der Rivalen – seht her, wenn wir einen wollen, dann kriegen wir ihn, lautet die Botschaft. Viel mehr ist die Verpflichtung des 23-Jährigen aber auch der letzte Beweis dafür, dass Sportvorstand Sammer und Trainer Jupp Heynckes nicht nur eine diffuse Idee davon haben, wie die Bayern spielen sollen, sondern diese Idee auch wirklich umsetzen wollen.
Die letzten zwei Meisterschaften, die letzten zwei Pokale, das Champions-League-Finale sind schließlich nicht aus Mangel an Kreativkräften verloren gegangen; vielmehr fehlte den Bayern bisweilen die ordnende Hand auf dem Platz. In Martínez glauben sie diesen gefunden zu haben. „Er ist genau der Typ Spieler, den wir brauchen”, sagen Sammer und Heynckes unisono. „Wir setzen unser Puzzle zusammen – und das passt jetzt sehr gut”, meint der Coach.
Martínez sitzt derweil zwischen seinen zwei neuen Chefs, lauscht den Ausführungen des Simultanübersetzers und lächelt gelassen. Er lächelt, als Heynckes ihm eine „elegante Spielweise” bescheinigt: „Er hat großes Offensivpotential, ein überragendes Kopfballspiel. Er kann das Spiel lesen, hat immer das ganze Spielfeld im Blick.” Er lächelt und nickt, als Heynckes eine Eloge auf die Kultur der Basken loslässt, dass man meint, Heynckes hat ihn auch verpflichtet, weil ihm die baskische Lebensart um ihn herum gefehlt hat zuletzt. Martínez’ Eltern Victor und Fortu, seine Schwester und zwei Nichten, die ihn an seinem ersten Tag nach München begleitet haben, goutieren die Ausführungen des Trainers ebenfalls mit einem Lächeln.
Den „Kaiser von Ayegui” nennen sie Martínez daheim im Baskenland, wegen seines eleganten und mühelos aussehenden Spiels. Nun soll er nicht gerade Franz Beckenbauer als Kaiser von Bayern ablösen. Aber einen Kaiser von Fröttmaning, den könnten sie schon gebrauchen beim FC Bayern. Die Sprechweise hat er jedenfalls schon drauf. Jede seiner Antworten leitet Martínez mit einem „bueno” (Spanisch für „gut” oder „genau”) ein, ehe er einen sinnvollen Satz folgen lässt. Bald wird er bestimmt auch „Ja, sicherlich” sagen. Martínez lernt schließlich längst Deutsch. Bislang reichen die Kenntnisse der neuen Sprache erst zu einem „ich freue mich, beim FC Bayern zu sein”. Auf Spanisch sagt er dann aber noch: „Wir haben eine goldene Zukunft vor uns.”