Martin Demichelis: "Ich liebe den FC Bayern"

Der lange verschmähte Martin Demichelis spielt überraschend im Heimspiel gegen Freiburg, trifft sogar, streichelt das Vereinswappen – und motzt dann weiter: „Vielleicht war es ja mein letztes Spiel!“
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Sein letztes Tor für den FC Bayern: Der Argentinier feiert mit den Fans seinen Treffer zum 1:0 beim 4:2 gegen den SC Freiburg Ende Oktober.
sampics/Matzke Sein letztes Tor für den FC Bayern: Der Argentinier feiert mit den Fans seinen Treffer zum 1:0 beim 4:2 gegen den SC Freiburg Ende Oktober.

MÜNCHEN - Der lange verschmähte Martin Demichelis spielt überraschend im Heimspiel gegen Freiburg, trifft sogar, streichelt das Vereinswappen – und motzt dann weiter: „Vielleicht war es ja mein letztes Spiel!“

Als er wieder gelandet war, nach diesem wuchtigen Kopfball, der zum 1:0 führte und so den Weg zum Sieg ebnete, griff er sich direkt an die Brust. Nicht vor Schmerz – nein, vor Freude! Martin Demichelis, mit dessen Nominierung niemand mehr gerechnet hatte (gut, er spielte auch nur, weil Badstuber verletzt ausfiel), streichelte das Wappen des FC Bayern – ganz als wolle er sagen: Ich gehöre noch dazu. Zum FC Bayern.

Und genau das sagte er dann auch: „Ich wollte zeigen, dass ich noch da bin, dass es mich noch gibt und dass ich alles geben will für diese Mannschaft.“ Für Demichelis, diesen „stolzem Argentinier“ (Boss Karl-Heinz Rummenigge), war es mehr als eine Genugtuung, sein erster Bundesligatreffer in dieser Saison. Er hatte ja schon keine Chance mehr gesehen unter Trainer Louis van Gaal, er wollte weg, er will es wohl immer noch. „Ich liebe den FC Bayern. Ich bin seit acht Jahren hier. Ich bin dankbar für diese Zeit hier“, sagte er nach dem Abpfiff. „Und ich will kämpfen. Aber wenn ich mal weg gehen muss, dann in einer anderen Situation.“

Auf die hat er am Freitag hingearbeitet. Fröhlich wie ein Flummi war Demichelis schon vor dem Anpfiff die Treppenstufen von den Umkleidekabinen hinab Richtung Spielfeld gehupft. Jedes Einlaufkind, das gerade greifbar war, bekam eine Streicheleinheit übers Haupthaar ab, bevor sich der Argentinier selbst noch mal die Mähne richtete und gut gelaunt zur Arbeit ging – als Mitglied der Startelf. Zum ersten Mal in dieser Saison.

Grund für seinen überraschenden Einsatz war jedenfalls keine Meinungsänderung von Trainer Louis van Gaal, sondern die schnöde Verletzung eines Mannschaftskameraden: Holger Badstuber hatte sich beim Warmmachen unmittelbar vor der Partie eine Schambein-Reizung zugezogen, was ihn auf die Tribüne verdammte – und Demichelis auf seinen Lieblingsarbeitsplatz in der Innenverteidigung katapultierte. Und das nach all den Demütigungen der vergangenen Wochen.

Gegen Freiburg ging es nun nicht anders: Van Buyten sollte auf der Bank noch rekonvaleszieren – und musste sich dann doch nach zehn Minuten warm laufen: weil Demichelis verletzt am Boden lag. Kurz darauf trabte er wieder übers Feld, fabrizierte vor seinem Keeper Jörg Butt eine veritable Kerze (20. Minute) – und in Minute 39 ein klassisches Ausgerechnet-Tor: Ecke Pranjic, Kopfball Demichelis, 1:0, 13. Bundesligator – der Dosenöffner zum Sieg.

Am Ende war sogar Louis van Gaal ein wenig versöhnt. „Der Einzige, der gesagt hat, dass er auch bleiben kann, das war ich. Vielleicht erinnern Sie sich. Wenn Martin Demichelis ein Jahr unter Louis van Gaal Stammspieler ist, kann er das auch im zweiten Jahr sein. Er hat gezeigt, dass er ein ausgezeichneter Innenverteidiger ist.“ Über sein Verhältnis zum Argentinier, der schon den Aufstand geprobt hatte, mochte er sich nicht auslassen: „Das ist etwas zwischen einem Spieler und einem Trainer, das ist nicht wichtig für die Zuschauer." Und auf nochmalige Nachfrage des Reporters wurde er unwirsch: „Ich lasse mich von Ihnen nicht provozieren.“

Aber von Demichelis? Der sagte am Ende, nochmal auf die Liebkosung des Wappens angesprochen: „Ich liebe den FC Bayern. Aber diese Situation macht keinen Spaß. Vielleicht war das ja mein letztes Spiel für den FC Bayern. Es ist besser für den Verein und für mich, eine Lösung zu finden.“ Klingt nicht nach Happy End.

Thomas Becker, Gunnar Jans

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