Markus Weinzierl: „Alle schauen jetzt auf Augsburg!“

Vor dem Spitzenderby spricht FCA-Trainer Markus Weinzierl in der AZ über Effizienz, seinen Matchplan und eine Wette mit Stefan Reuter
München - Der 39-jährige Straubinger ist der jüngste Coach in der Bundesliga. Augsburg trainiert er im dritten Jahr.
Das große AZ-Interview mit dem Augsburg-Trainer.
AZ: Herr Weinzierl, Sie haben mit dem FC Augsburg bereits vier Spiele in Folge gewonnen, stehen sensationell auf Platz drei, einem Champions-League-Platz. Am Samstag kommt der große FC Bayern nach Augsburg, es ist das absolute Topspiel des Spieltages. Gibt es von Ihnen eine Kampfansage an die Bayern?
Markus Weinzierl: Nein, es bleibt für uns die Konstellation David gegen Goliath, aber wir werden alles aufbieten und natürlich trotzdem versuchen zu gewinnen.
Zumindest im Spaß hat sich Ihr Manager Stefan Reuter das aber dann doch getraut. Er hat Sie im „Sport1“-Doppelpass mit den Worten zitiert, der Sieg gegen den FC Bayern im April sei keine Eintagsfliege gewesen.
Wir haben ein wenig geflachst, dass er sich eine Kampfansage an die Bayern nicht traut. Er hat es dann doch gemacht.
Und die Wette gewonnen ...
Richtig. Jetzt bekommt er ein Essen von mir. Wir haben uns einen Spaß daraus gemacht, dass wir jetzt als Bayern-Jäger dargestellt werden, und wir genießen es, dass am Samstag alle nach Augsburg schauen.
Auch Ihr Spieler Halil Altintop hat mit der Situation kokettiert. Er hat nach dem Sieg gegen den HSV gesagt: „Wenn wir jetzt noch die Bayern schlagen, werden wir Meister.“ Stört Sie so ein Spruch?
Das war natürlich scherzhaft gemeint. Jeder erwartet immer, dass wir sagen: Das waren wieder drei Punkte für den Klassenerhalt. Halil hat diesen Spruch in seiner Euphorie und mit einem Augenzwinkern gemacht. Das ist schon okay.
Fakt ist aber: Der FCA ist Rangdritter und fordert nun den Tabellenführer zum Topspiel ...
... wofür wir kein anderes Wort als „sensationell“ finden können. Gegen die Bayern zu spielen, ist das Highlight des Jahres, in dieser Konstellation ist es eine kleine Sensation. Genießen können wir das aber nur, wenn wir in jeder Minute auf dem Platz 100 Prozent geben.
Wie muss man denn gegen Bayern spielen, um erfolgreich zu sein – oder sie zumindest zu fordern?
Es gibt durchaus Wege. In der vergangenen Saison haben wir gegen Bayern gewonnen, indem wir unsere charakteristische Spielweise beibehalten haben, wir haben sehr mutig gespielt und sehr früh attackiert – so wie wir das in allen Heimspielen getan haben. Das hat damals den Erfolg gebracht.
Kann man also am Samstag wieder einen mutigen FC Augsburg erwarten?
Wir werden unsere Spielweise nicht verändern und gehen in jedes Spiel mit dem Ziel zu gewinnen. Der letzte Sieg gegen die Bayern war glücklich. Dass Bayern verliert, passiert nicht oft. Aber wir werden es wieder probieren.
Wie bereiten Sie Ihr Team auf die Bayern vor? Stellen Sie die eigenen Stärken in den Vordergrund oder schauen Sie, wo der Gegner seine Stärken und Schwächen hat?
Es wird sein wie bei jeder Spielvorbereitung. Wir werden auf die Stärken des Gegners hinweisen. Das sind diesmal mehr als sonst. Genau deshalb geht es natürlich auch darum, im Gegenzug dazu die Stärken unserer Mannschaft und unserer Spielweise zu betonen. Wir werden mit viel Selbstvertrauen in das Spiel gehen.
Auf welche Stärken der Bayern weisen Sie denn besonders hin?
So viel Zeit, um die alle im Detail aufzuzählen, haben wir jetzt nicht.
Man kann sich ja derzeit schlecht auf ein Bayern-System einstellen, Pep Guardiola ändert seine Formation von Spiel zu Spiel, überraschte gegen Leverkusen mit Lewandowski als Linksaußen ...
Das System der Bayern ist für uns nicht entscheidend. Wir müssen ihre individuelle Klasse in den Griff bekommen.
Und wie kann das gelingen?
Jeder einzelne unserer Spieler muss seine beste Leistung auf den Platz bringen, wir müssen als Mannschaft funktionieren. Am wichtigsten ist es, die Bayern so früh wie möglich auf dem Weg zum Tor zu stören.
Geht das überhaupt, wenn der FC Augsburg – glaubt man der Statistik – von allen Mannschaften in der Bundesliga am wenigsten läuft?
Ja, weil wir gleichzeitig die beste Zweikampfquote haben. Im Gesamten bedeutet das eine sehr effiziente Spielweise. Wir spielen unglaublich kompakt, das heißt, die Abstände vom ersten zum letzten Spieler, sowie auch in der Breite, sind sehr gut. Dadurch haben wir kurze Wege in die Zweikämpfe, müssen nicht so viel laufen.
Mit dem Erfolg rücken automatisch auch Sie in den Fokus. Muss der FC Augsburg Angst haben, dass ein großer Klub Sie wegholt?
Ich habe einen Vertrag bis 2017, und nicht den Eindruck, dass mein Auftrag in Augsburg schon erfüllt wäre, oder das Potenzial in Augsburg ausgereizt ist. Wir wollen uns von Jahr zu Jahr weiterentwickeln. Der FC Augsburg bietet ein ruhiges, familiäres Umfeld und gute Arbeitsbedingungen. Hier zu arbeiten, macht mir großen Spaß.
Vor einigen Wochen hat Raul Bobadilla beim Augsburger Presseball für Unruhe gesorgt, als er mit einem anderen Gast aneinandergeraten sein soll. Wie sind Sie mit dem Fall umgegangen, gab’s Disziplinarmaßnamen?
Uns sind positive Schlagzeilen auf dem Feld lieber als negative außerhalb. Aber wenn sowas passiert, müssen wir zusammenhalten und vermeiden, dass so etwas in Zukunft noch einmal vorkommt.
Beim 1:0 gegen Bayern im April schoss Sascha Mölders das entscheidende Tor. Kehrt er am Samstag in die Startelf zurück?
Das wird man sehen. Aber grundsätzlich ist es mir egal, wer am Samstag das Siegtor schießt (lacht).