Mark van Bommel: Kapitän ohne Ära
MÜNCHEN - Der Niederländer macht nichts falsch bei den Bayern. Und er ist ein guter Kapitän - eigentlich. Warum Mark van Bommel dennoch nur ein Intermezzo bleibt.
Eines vorweg: Mark van Bommel (31) hat sich nichts zuschulden kommen lassen beim FC Bayern. Ganz und gar nicht.
Er sorgt sich um den Klub und dessen Fortkommen. Gewinnt Bayern mit sensationeller Leistung wie beim 5:1 im Pokal in Stuttgart, ist er der Erste, der davor warnt, „dass wir nicht überheblich werden dürfen“. Und geht ein Spiel verloren (wie zuletzt in Hamburg), dann sorgt van Bommel wenigstens dafür, dass die Gegenspieler neben herrlichen Erinnerungen an diesen süßen Sieg auch genügend Schrammen und blaue Flecken vom Platz tragen. Obendrein ist der gesprächige Niederländer der fleißigste Kommunikator in der Kabine.
Kurzum: van Bommel ist eigentlich ein guter Kapitän.
Aber eben nur eigentlich, weil es zur Charakteristik eines guten Kapitäns gehört, dass er in und mit seiner Mannschaft eine längere Zeitspanne prägt. Die Franz-Phase, Auge-Ära, Effe-Epoche (siehe Kasten): So etwas wird van Bommel bei Bayern kaum schaffen.
Der Vertrag des Niederländers läuft aus; der FC Bayern bietet die Verlängerung um nur ein Jahr. Die Wertschätzung, die sich ein guter Kapitän erhoffen dürfte, besteht bei Bayern darin, dass sich van Bommel länger als geplant überlegen darf, ob er dieses Angebot annimmt. Schließlich ist es ihm nicht gut genug.
„Wir geben ihm noch Zeit, damit er sich für uns entscheidet“, sagt Manager Uli Hoeneß. „Er muss das Gefühl bekommen, dass eine Entscheidung für den FC Bayern oberste Priorität hat.“ Hoeneß sagt sogar, er würde sich „freuen, wenn er sich für uns entscheidet“. Aber wenn nicht? „Dann hätten wir dafür Verständnis.“ Heißt übersetzt: Tot ziens! (deutsch: Auf Wiedersehen!).
Die Bayern haben ja längst Ersatz für den Mittelfeld-Abräumer. Zur neuen Saison kommt der Noch-Petersburger Anatoli Timoschtschuk (dessen Talisman, den er stets am Arm trägt, ist übrigens eine alte Kapitänsbinde von Lothar Matthäus – noch so ein früherer Ära-Kapitän der Bayern).
Van Bommels Perspektive ist da mäßig. Von Jürgen Klinsmann wurde er ja sogar schon in dieser Saison auf die Bank gesetzt und vom Trainer „zu einem Duell mit Andi Ottl“ aufgefordert. Gegen Timoschtschuk braucht er wohl gar nicht erst anzutreten.
Immerhin, die Chance, beim FC Bayern Geschichte zu schreiben, besteht für van Bommel noch: wenn er das Team zum Champions-League-Sieg führt im Mai. Mit einem Knalleffekt in der Versenkung zu verschwinden, ist für den Niederländer noch die günstigste Aussicht. Eine Ära würde man mit dem Bayern-Kapitän Mark van Bommel dennoch nicht verbinden. Eher ein Intermezzo.
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