Mario Mandzukic: Super-Mario II
Nicht nur auf den ersten Blick hat Mario Mandzukic nichts, aber auch gar nichts mit Dieter Hoeneß gemeinsam. Beim aktuellen Bayern-Stürmer ist es das Tattoo am linken Arm, das sofort ins Auge sticht, beim früheren Bayern-Torjäger war es die hohe Stirn.
Dennoch gibt es eine Parallele: Der Kroate Mandzukic, im Juli für rund 13 Millionen Euro Ablöse vom VfL Wolfsburg verpflichtet, hat mit seinen sechs Toren in den ersten fünf Pflichtspielen der Saison einen Uralt-Rekord der Bayern-Historie eingestellt – den von Dieter Hoeneß eben. 1981 war das. Doch Mandzukic ist der erste Neuzugang, dem dies auf Anhieb im gelungen ist. Auch wenn der 26-Jährige beim 2:1 gegen Valencia und beim 2:0 in Schalke nicht traf – er hat gleich etwas Bleibendes geschaffen. Stolz mache ihn diese Bilanz, sagte er, und betonte: „In erster Linie freut es mich, dass ich damit zeigen konnte, wie gut ich mich gleich beim FC Bayern eingelebt habe.“ Die Popularität des einstigen Publikumslieblings Ivica Olic, nun in Wolfsburg, wird er so schnell jedoch nicht erreichen.
Mitte Juni war nicht absehbar, dass Mandzukic in dieser Spielzeit das Trikot mit der Nummer 9 tragen würde. Die Bayern-Bosse wollten als Ergänzung für Mario Gomez eine „Bombe für den Sturm“ wie Präsident Uli Hoeneß angekündigt hatte. Der Bosnier Edin Dzeko wurde kontaktiert, doch der Deal mit dem Stürmer von Manchester City zerschlug sich. „Mario ist uns bei der EM aufgefallen, wo Kroatien ordentlich spielte und die Spanier am Rand einer Niederlage hatte“, erzählte Hoeneß kürzlich, „er hat das verkörpert, was wir wollten. Er hat sich voll reingeknallt, alles gegeben und konnte sich durchsetzen gegen den Weltmeister.“ Plötzlich hatten die Bayern einen Plan B. Hoeneß: „Es zeichnete sich ab, dass es mit Dzeko nicht klappen würde, weil die Berater so viel Geld wollten und alles so kompliziert war, da rief ich Kalle an. Was hältst du von Mandzukic? fragte ich ihn. Er sagte, hmm. Wir sprachen mit Heynckes, er war auch einverstanden.“ Aus der Bombe wurde ein Bömbchen, hieß es. Einer, der Mario Gomez Beine machen sollte.
Anfang August wurden bei Gomez freie Gelenkkörper festgestellt, der Nationalstürmer musste operiert werden. Erst am Montag konnte er zum ersten Mal nach seiner Sprunggelenks-OP eine 20-minütige Laufeinheit auf dem Platz absolvieren. Ein Comeback ist für Mitte Oktober avisiert, dann muss er sich seinen Platz zurückerkämpfen.
Bis dahin kann sich Mandzukic beweisen. „Ich bin ein selbstbewusster Typ und glaube immer an mich“, sagte der Stürmer im aktuellen Stadionmagazin des FC Bayern, „ich hatte keine Zweifel, dass ich mich hier durchsetzen kann.“ Sein Vorteil ist sein variables Spiel, er ist kein Brecher im Sturmzentrum. Ein Umtriebiger auf dem Platz, der auf die Flügel ausweicht, sich zurückfallen lässt. Ein (mit-)spielender Stürmer. Diese Qualitäten waren Gomez abgesprochen worden, doch seine enorme Torquote spricht für ihn. „Mir imponiert seine ungemein physische Präsenz, das tut unserem Spiel gut“, sagte Heynckes, „Mario ist einer, der sich von der ersten bis zur letzten Minute zerreißt, der immer unterwegs ist.“ Der Trainer meinte Mandzukic, derzeit Super-Mario II.
Spielt er nun gegen seinen Ex-Klub Wolfsburg (bei Redaktionsschluss nicht beendet) wird Mandzukic wohl auch an deren Ex-Geschäftsführer Dieter Hoeneß denken. Denn der Bruder von Uli Hoeneß war es, der Mandzukic 2010 von Dinamo Zagreb in die Bundesliga holte.