Mario Mandzukic: Das erste Pep-Opfer
"Schlecht trainiert" – Pep Guardiola streicht Mario Mandzukic aus dem Kader des FC Bayern München für das Spiel bei Borussia Mönchengladbach. ARD-Experte Mehmet Scholl: "Es ist eine Erziehungsmaßnahme."
Mönchengladbach - Das Datenblatt der DFL sollte ruhig einen neuen Wert mehr aufnehmen: Laufleistung von Pep Guardiola. Der Trainer des FC Bayern riss an der Seitenlinie in Gladbach beinahe Kilometer runter, turnte in seiner Coaching Zone auf und ab. Pep unter Dampf! Von seinen Spielern verlangt er noch mehr als schon in der Hinrunde. Und ist kompromissloser denn je.
Erstes "Opfer": Mario Mandzukic. Der Stürmer durfte nicht mit nach Gladbach. Offizielle Begründung: zu schlechte Trainingsleistungen! "Wir sind der FC Bayern, haben die allerhöchsten Ansprüche – in jedem Training", begründete Sportvorstand Matthias Sammer bei "Sky". "Er (Mario) arbeitet sonst wie ein Tier, das hat er jetzt nicht getan." Ein Hammer zum Rückrundenauftakt. "Ich weiß das schon seit ein paar Tagen. Es war die exklusive Entscheidung des Trainers. Das ist seine Kompetenz und das kann auch nur er entscheiden", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Und eine harte Bestrafung. Es war nicht so, als hätte Pep am Freitagabend aus dem Vollen schöpfen können. Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, Javi Martínez und Daniel Van Buyten waren angeschlagen ebenfalls in München geblieben, Holger Badstuber fehlt sowieso. Als Feldspieler auf der Bank, neben dem nur halbfitten Arjen Robben und Claudio Pizarro: Diego Contento sowie die Youngster Ylli Sallahi (erstmals), Mitchell Weiser und Pierre-Emile Höjbjerg. "Ich muss jedes Spiel 18 Spieler nominieren. Wir haben einen großen Kader. Ich muss entscheiden, was ich sehe. Was passiert ist, bleibt in der Kabine, das bespreche ich intern", sagte Guardiola, der betonte, mit seinen Spielern zu sprechen – nie zu diskutieren. Pep knallhart!
"Der Trainer wird seine Gründe haben und die Mannschaft steht hinter jeder seiner Entscheidungen", sagt Thomas Müller. Mandzukics Psyche dürfte ein wenig angeknackst sein. Sammer verneinte zwar artig, dass sich Mandzukic auch wegen des Transfers von Robert Lewandowski im Sommer habe hängen lassen. Der Verdacht liegt dennoch nahe. "Es ist sicher schwer für ihn zu verstehen, dass Lewandowski im Sommer kommt", sprach ARD-Experte Mehmet Scholl aus, was alle dachten.
Zumal Mandzukic bei Guardiola trotz 13 Pflichtspieltoren in der Hinrunde keineswegs gesetzt ist. "Mario war auf dem Thron, ganz oben. Jetzt ist er nicht mehr der Stürmertyp, der gefragt ist. Das ist schwer für ihn zu verstehen", sagt Scholl. "Seit Pep Guardiola im Sommer gekommen ist, hat sich für ihn die Welt komplett geändert. Da bockt man dann auch mal. Es ist eine Erziehungsmaßnahme."
Was Guardiola davon hält, wenn man ihm nicht folgt, hatte er bereits im Herbst klar gemacht. "Ich bin ein großer Freund meiner Spieler, wenn sie akzeptieren, was ich sage", meinte der 43-Jährige da: "Wer meine Entscheidungen annimmt, den unterstütze ich. Wer das aber nicht verstehen will, wird oft auf der Tribüne sitzen." Oder auf der Couch, wie nun der offenbar trainingsfaule Mandzukic.
Bei "11Freunde" zählte Kaiser Franz Beckenbauer den Kroaten indes schon mal an. "Ich kann mir vorstellen, dass Lewandowski einschlägt", sagte der Ehrenpräsident da. "Von seiner Spielweise passt er besser zu Guardiolas Vorstellungen als ein reiner Mittelstürmer wie Mandzukic."
Präsident Uli Hoeneß nahm seinen Stürmer nach dem 2:0 in Gladbach am Sky-Mikrofon in Schutz: "Ich habe gehört, dass er nicht gut trainiert hat. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Wochen legt. Es wäre sehr unklug von uns, wenn wir auf ihn verzichten würden. Wir brauchen ihn noch." Schlusswort Sammer: "Er muss Gas geben – und fertig." Der neue Pep greift sonst hart durch.