"Mario ist auf einem sehr guten Weg"
Mario Götze zeigt beim 4:1-Sieg des FC Bayern München über den FSV Mainz 05 erstmals im Bayern-Trikot sein ganzes Können. Auch Pep Guardiola hat seinen Anteil.
München - Mario Götze wirkte zuletzt immer noch ein wenig baff, dem ganzen Trubel des FC Bayern noch nicht zugehörig. Ein schüchterner Geselle, der aus braunen Rehaugen blickt und letztlich noch nicht begreifen kann, dass er jetzt der große Star ist. Einer der 37 Millionen Euro gekostet hat. Einer, dessen Trikot Sechsjährige voller Stolz tragen.
Man könnte auch sagen: Mario Götze ist noch sehr unbekümmert. Da legt man sich auch mal das falsche T-Shirt raus. Am Samstag war diese Charaktereigenschaft allerdings Gold wert. Zur Halbzeit erst eingewechselt, drehte Götze das Spiel gegen Mainz für den Tabellenführer spielerisch leicht, aus 0:1 mach 4:1, Götze und Pep Guardiola sei Dank – der hatte den 21-Jährigen schließlich eingewechselt.
Nur vier Minuten auf dem Feld, spielte Götze zunächst Arjen Robben vor dessen 1:1 (49.) einen Ball in den Lauf, der so einfach aussah, als müsste ihn jeder spielen können. Kann aber kaum einer. Zwei Minuten später war Götze Teil einer atemberaubenden Kombination über Robben und den 2:1-Schützen Thomas Müller – die Bayern führten (51.).
Und falls jemand noch Zweifel an Götzes Eignung, für den Triple-Sieger spielen zu dürfen, gehabt hatte, so spielte der Jung-Nationalspieler in einer weiteren Szene gleich drei Mainzer schwindelig, bevor er weitergab – und erntete Szenenapplaus. Das 3:1 von Mario Mandzukic (69.) bereitete Götze dann auch noch vor.
Ein Spiel mit Aha-Effekt. Servus, Mario! Götze ist (endlich) beim FC Bayern angekommen.
"Mario ist auf einem sehr guten Weg", meinte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. "Er braucht aber noch ein paar Spiele, um in Bestform zu kommen. Dann werden wir noch ein Stück besser."
"Mit Mario hatten wir mehr Spielwitz vorne drin", lobte auch Zweifach-Torschütze Müller. "Auf jeden Fall war’s in der zweiten Halbzeit einfacher zu spielen."
Was auch an einem Taktik-Kniff des Maestros Guardiola lag. Der hatte zur Pause seinen Mannen gesagt: "Wir wechseln ein bisschen das System." Und ließ fortan statt mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler (Lahm) mit zweien spielen (Schweinsteiger, Kroos). Lahm ging zurück auf die rechte Seite, Götze spielte zentral im offensiven Mittelfeld – was fruchtete.
"Als wir die Aufstellung gesehen haben mit drei Mainzer Innenverteidigern, mussten wir umstellen", sagte Pep. "Ich mag es nicht, wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit. Wir müssen besser spielen."
Götze jedenfalls ist ein Versprechen, dass es nun öfter einzulösen gilt. Fünf Monate lang plagte sich der Ex-Dortmunder mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel und einer Knöchelverletzung herum, was ihm zusetzte. "Ich wollte Tore schießen. Aber es ging nicht", beschrieb er am Sonntag sein Seeleninnerstes.
Direkt nach dem Spiel wollte der 21-Jährige lieber nichts sagen, schlich sich, einen Designer-Rucksack geschultert, hintenrum aus dem Stadion. Gegen Pilsen, am Mittwoch in der Champions League, ist er nun ein Kandidat für die Startelf.
Umbauen muss Guardiola sowieso, Dante (Risswunde am Fuß, 10-14 Tage Pause) und der gegen Mainz schwache Jérôme Boateng (Rotsperre) fehlen, Franck Ribéry (Kapelseinriss, "Schau mer mal") ist angeschlagen.
Nur eins weiß Pep jetzt schon: Dass er ein besseres Spiel vor der Pause sehen will. "Ich möchte die Zuschauer nicht einladen erst in der zweiten Halbzeit zu kommen, sondern schon ab der ersten Minute." Es könnte ja immerhin Götze zu sehen geben.