Mario Gomez: Vom Bankdrücker zum Heilsbringer
Mario Gomez wird am Montagabend beim AC Florenz als neuer Spieler vorgestellt. Der 27-Jährige hofft beim Klub aus der Toskana vor allem auf viel mehr Spielpraxis als zuletzt bei Bayern
Florenz/Hamburg - Alles auf null: Mario Gomez startet nach seiner Flucht vom FC Bayern einen Neuanfang in Italien. Bei seiner Ankunft in Florenz wurde er empfangen wie ein Heilsbringer. Der deutsche Nationalspieler soll die Violetten zurück an die italienische Spitze führen – und zwar mit dem, was er am besten kann: Tore schießen.
Am Mittag landete Gomez mit seiner Freundin Carina in Florenz, nach der Begrüßung und einem Rundgang auf der Geschäftsstelle postete der Ex-Bayer auf seiner Facebook-Seite: "Bin jetzt in Florenz beim ACF Fiorentina - Official und gleich geht's zum Medizincheck."
Auf der Facebook-Seite des AC Florenz kann man ein Video von Gomez' Ankunft am Flughafen sehen, darin spricht Gomez auf Deutsch ein paar Worte in die Kamera: "Hallo liebe Fiorentina! Ich freu mich sehr hier zu sein. Ein schöner Tag heute und ein großer Tag für mich auch. Ich freu mich darauf für euch zu spielen."
Der Blick in die italienischen Zeitungen dürfte Gomez zuvor gefallen haben. Mit großen Überschriften wurde dem früheren Bundesliga-Torschützenkönig am Tag seiner offiziellen Vorstellung gehuldigt. „Der Tag des Mario Gomez“ wird als Beginn einer neuen, erfolgreichen Ära beim italienischen Meister der Jahre 1956 und 1969 gesehen, die Verpflichtung des großen Deutschen als „eine Garantie“ (Corriere dello Sport) für künftige Titel.
Selbst der florentinische Bürgermeister Matteo Renzi ließ sich angesichts des prominenten Neuzugangs zu Begeisterungsstürmen hinreißen und adelte Gomez als einen der „stärksten Stürmer der Welt“.
Es ist lange her, dass Gomez, der in Florenz ein fixes Jahresgehalt von rund vier Millionen Euro netto plus Prämien verdienen soll, eine solche Aufmerksamkeit wie an diesem brütend heißen Tag in der Toskana zuteil wurde. Beim Triple-Sieger war der Stürmer mit der exzellenten Quote zuletzt zum Statisten degradiert und spielte nur noch, wenn der gesetzte Mario Mandzukic eine Pause brauchte oder eine Partie längst entschieden war. Gomez war als Torjäger alter Prägung zu einer brauchbaren Alternative geworden. Mehr nicht.
Mit dem Wechsel nach Florenz geht für Gomez eine Leidenszeit zu Ende, die spätestens am 7. August 2012 mit einer Operation am Sprunggelenk begonnen hatte – er verlor danach seinen Stammplatz an Mandzukic und konnte ihn nicht mehr zurückerobern. In der abgelaufenen Saison kam er in der Bundesliga noch auf 21 Einsätze, aber nur neunmal spielte er von Beginn an.
Zu phlegmatisch, zu unbeweglich und zu unmodern: Es gibt reichlich Argumente, die zuletzt gegen den klassischen Strafraumspieler angeführt wurden – doch eines braucht sich Gomez nach seinen vier Jahren in München ganz bestimmt nicht vorwerfen lassen: seine Torquote.
Insgesamt brachte es der kantige Mittelstürmer in den 174 Pflichtspielen für den Rekordmeister auf 115 Tore, erreichte eine 66-prozentige, in der Bayern-Geschichte nur von Gerd Müller übertroffene Trefferquote – und kam trotzdem nie richtig in den Herzen der Münchner an. Daran konnten auch seine zwölf Champions-League-Treffer in der Saison 2011/12 – nur Lionel Messi schaffte je mehr in einer Spielzeit – nichts ändern.
„Jetzt beginnt für mich ein neues Kapitel und ich freue mich sehr auf meinen neuen Verein AC Florenz, die Stadt, das Land, die Sprache und die Kultur“, ließ Gomez seine Fans nach Bekanntwerden seines Wechsels vom besten Klub Europas zu einem Team, das nicht einmal in der Champions League spielt, via Facebook wissen. Beim AC will er sich bei Bundestrainer Joachim Löw mit Nachdruck für die WM im kommenden Sommer in Brasilien bewerben.
„Super-Mario“ (Corriere della Sera), für den Florenz insgesamt rund 20 Millionen Euro nach München überweist, geht also den Weg, den zuvor schon die ehemaligen Bayern-Kollegen Luca Toni und Miroslav Klose gegangen sind: Auf den Apennin. Dorthin, wo es immer noch mit am schwersten ist, Tore zu erzielen. Mario Gomez will sich dieser neuen Herausforderung stellen.