Mario Gomez und das Dilemma

In der Nationalmannschaft darf der Stürmer ran – aber nur, weil Klose verletzt ist. Beim FC Bayern hat er Mandzukic vor der Nase und Lewandowski schon im Nacken. Er selbst? Gibt sich kämpferisch
von  Patrick Strasser

Paris - Für Mario Gomez, den Torjäger, hat die Rückrunde noch nicht begonnen. Er ist gesund, fit – aber im Wartestand. Erst 34 Bundesliga-Jokerminuten ohne Treffer für den FC Bayern dienen als Arbeitsnachweis. Für Mario Gomez, den Teamplayer, steht unterm Strich: drei Spiele, drei Siege. So tickt der 27-Jährige tatsächlich. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Gomez will spielen. Gomez braucht Rhythmus. Gomez braucht Tore. Jupp Heynckes, sein Trainer beim FC Bayern, gibt ihm diese Gelegenheit derzeit nicht, er hat Mario Mandzukic (26). Der kroatische Mittelstürmer hat fünf Tore in drei Rückrundenspielen erzielt, insgesamt schon 14 in der Liga – Bestwert. Er wird gebraucht, hat einen Lauf – Stürmerglück.

Gomez dagegen wird auch gebraucht: als Notnagel. Beim Testländerspiel in Paris gegen Frankreich vertraut ihm Bundestrainer Joachim Löw. Aber auch nur, weil Miroslav Klose verletzt fehlt. Ein Testlauf für Gomez, denn auch in den WM-Qualifikationsspielen im März gegen Kasachstan wird Klose nicht dabei sein, der Außenband-Teilabriss im Knie zwingt ihn zu einer mehr als zweimonatigen Pause.

Im Verein Mandzukic, in der Nationalelf Klose (34), der bis zur WM 2014 in Brasilien weitermachen möchte – Gomez kämpft an zwei Fronten um den Job im Angriff. Doch nun kommt auch noch Robert Lewandowski (24) hinzu! Der Torjäger von Borussia Dortmund steht trotz eines Vertrages bis 2014 auf der Kandidaten-Liste des FC Bayern für einen Transfer im Sommer.

Noch mehr Unwägbarkeiten für Gomez: Muss er dann sogar gehen? Mandzukic wird man nach einer – zumal erfolgreichen – Saison sicher nicht gleich wieder wegschicken. Lewandowski selbst gegenüber „Sport Bild”: „In das Thema muss mal Ruhe hinein. Nach dem letzten Saisonspiel werden wir sprechen und dann weitersehen. Im Sommer fällt eine Entscheidung.”

Heißt: Gomez’ Zukunft bleibt weiter ungewiss – obwohl sein Vertrag bis 2016 datiert ist! Es dürften die schwierigsten Monate seiner Karriere werden. Schafft er es, seinen Stammplatz bei Bayern zurückzuerobern? Kann er in der Nationalelf die Absenz von Klose nutzen, um sich bei Löw mit Blick auf die WM unersetzbar zu machen? Steht Pep Guardiola, der neue Bayern-Coach ab Juli, eher auf Stürmertypen wie Mandzukic und eben Lewandowski? Auch wenn Rummenigge den möglichen Wechsel des BVB-Stars so kommentierte: „Die Geschichte ist über einen spanischen Blog entstanden. Das ist schon eine Art Gerüchteküche, die der Küchenschabe relativ nahe kommt.”

Gomez gab sich kämpferisch: „Ich weiß, dass ich noch gebraucht werde und wichtig bin für die Mannschaft.” Die derzeitige Zuschauerrolle mache ihm wenig aus, denn: „Der Kopf ist oft entscheidender als der Rhythmus.” Rückendeckung kam von DFB-Teammanager Oliver Bierhoff: „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Nationalelf auch immer wieder Spielern geholfen hat, durch schwerere Zeiten im Verein durch zu gehen, wieder auf sich aufmerksam zu machen. Die Qualitäten von Mario stehen außer Frage.”

Gomez sagt: „Ich weiß, was ich kann, was der Trainer von mir verlangt, was ich von mir verlange. Das will ich umsetzen.” Man kann es ihm abkaufen, dass er sich ein wirksames Schutzschild geschaffen hat. „Ich habe mir irgendwann eine Balance angeeignet, egal wie es sportlich läuft: ich zu sein und ich zu bleiben. Ich spiele nicht Fußball, um irgendjemanden zu überzeugen, sondern um Spaß zu haben, um erfolgreich zu sein.” Und das ist er. Vergangene Saison wurden seine Trefferquote für die Bayern (41 Tore in 52 Spielen) nur von Barcelonas Messi und Real Madrids Ronaldo übertroffen.

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