Mario Gomez: Held in Nullkommanix

Zunächst muss der Ex-Stuttgarter Gomez nach einer verstolperten Chance den Spott der VfB-Fans ertragen, danach schießt er seine Bayern zum Sieg: „Ich wusste, dass der nächste Ball kommt“.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Stuttgart - Mario Gomez wird immer schneller. Die Zeitspanne zwischen Slapstick-Nummer und Torerfolg verkürzt sich dramatisch. Vom Deppen zum Helden in Nullokommanix, gestern im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion waren es genau acht Minuten. Früher hat der Mittelstürmer dafür Jahre gebraucht. Nach seiner Anti-Torjäger-Nummer bei der EM 2008 in Wien gegen Österreich hing ihm dieser Lapsus beinahe ewig nach. Erst diesen Sommer, beim 2:1 im EM-Qualifikationsspiel besiegte er den Prater-Fluch per Doppelpack, zeigte seinen Sixpack, küsste den Torpfosten. Wieder eins mit dem Schicksal und dem Fußball-Gott.

Gestern Abend verstolperte der 26-Jährige in der fünften Minute einen perfekten Querpass von Arjen Robben. Der Bayern-Stürmer tunnelte sich selbst, die Schwaben, früher Gomez-Anhänger, juchzten vergnügt-feixend auf. Der Gelackmeierte schaute drein, als habe der hoppelnde Ball Flügel bekommen und ihm einen üblen Streich gespielt. Nein, war einzig seine Schuld.

Und was macht er? Verzweifeln? Nein, einfach weiter. „Die Szene war aber natürlich sehr kurios“, meinte er hinterher, „natürlich muss das ein Tor sein, aber ich hab mich gar nicht so sehr geärgert über die verpasste Chance. Ich wusste, dass der nächste Ball kommen würde. In meinem Kopf war: In diesem Stadion hast du das Toreschießen gelernt, da wirst du schon schon ein, zwei Dinger machen.“

So kam es. Zum Frust der zuvor Häme ausschüttenden VfB-Fans. Angewidert musste der Stadionsprecher zwei Mal sagen, in knapp möglichster Form: „Tor FC Bayern. Nummer 33. Gomez.“

Zielstrebig, am rechten Fleck. Torjägerlatein. Der Mann hat alles drauf und schon 15 Saisontore erzielt. Als Titelverteidiger der Torjägerkanone steht er ganz oben im Ranking – das muss man auch erst mal schaffen.

Von seinem Trainer Jupp Heynckes erhielt er ein dickes Lob: „Gomez hat nicht nur die zwei Treffer erzielt, sondern er hat auch sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Für ihn ist das Spiel gegen Stuttgart etwas Besonderes. Glücklicherweise hat er heute die beiden Tore erzielt, die nötig waren.“ In der Gesamtbilanz der ewigen Treffer-Zählerei weist er nun 116 Bundesliga-Tore auf und zieht damit mit Pierre Littbarski gleich - macht Platz 32. Tendenz steigend.

Ob er der beste Gomez aller Zeiten sei, wurde er bei „Sky“ gefragt. Seine Antwort: „Ich weiß nicht. Dieses Gerede interessiert mich auch nicht so. Wenn ich zwei Wochen nicht treffe, dann wird mir gleich eine kleine Krise eingeredet. Wenn ich dann wieder treffe, breche ich gleich den Rekord von Gerd Müller. Im Moment läuft es ganz gut, Tore zu schießen ist mein Job. Ich stehe in einer sehr guten Mannschaft ganz vorne.“ Wenn er künftig noch auf Slapstick-Einlagen verzichtet, muss man auf die Frage nach Gerd Müller sehr bald wieder zurückkommen. Ist eben so.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.